Maischberger-Gast: Darf man einen Mörder in eine Talkshow einladen?

"Warum werden wir zu Mördern?" Diese Frage warf Sandra Maischberger am Dienstagabend in ihrem Talk "Menschen bei Maischberger" (ARD) in den Raum und erhoffte sich wohl Antworten – unter anderem auch von dem verurteilten Mörder Dieter Gurkasch.

Anlass der brisanten Diskussion war die Urteilsverkündung im Fall des in Berlin zu Tode geprügelten Jonny K. In der vergangenene Woche hatte der verantwortliche Richter das Strafmaß für die sechs Täter auf jeweils zweieinhalb bis viereinhalb Jahre Gefängnis festgelegt und sich damit an dem milderen Jugendstrafrecht orientiert.

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Um das Gefühl von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit im deutschen Rechtssystem sollte es an diesem Abend also gehen. Um ein Nachvollziehen eigentlich nicht nachvollziehbarer Gewaltexzesse. Und um ein Verständnis der menschlichen Psyche. Was geht in jemandem vor, der sich dazu entschließt, einen anderen umzubringen? Tina K., die Schwester des verstorbenen Opfers vom Alexanderplatz, saß dabei genauso unter den Gästen, wie die Ehefrau eines Gewaltverbrechers, ein Polizeigewerkschafter, eine Psychiaterin und ein verurteilter Mörder, der seine Strafe bereits abgesessen hat.

Im Alter von 23 Jahren hatte Dieter Gurkasch während eines Raubüberfalls eine Verkäuferin in einem Tante-Emma-Laden getötet. Nach seiner Haftentlassung folgten weitere Überfälle. Während einer geplanten Festnahme schoss er schließlich auf die Polizei. "Das war ein nach außen getragener Selbstmordversuch", erklärte Gurkasch jene Tat rückblickend bei Maischberger. Seit er seine letzte Strafe abgesessen hat, sehe er sich als neuen Menschen. Als geläutertet. Yoga habe ihm zu "Ruhe im Geist" verholfen.

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Der erste verurteilte Gewaltverbrecher bei Maischberger war er indes nicht. Schon 2012 hatte bei der Moderatorin eine Mörderin gesprochen: Iris Pfeifer, die 20 Mal auf ihren Mann einstach, nachdem er sie in der Ehe sechs Jahre regelmäßig verprügelte und permanent bedrohte. "Ich tötete meinen Mann, um zu überleben", so ihre Rechtfertigung für die Tat.

Warum wir zu Mördern werden, wurde in beiden Sendungen nicht beantwortet und nur bedingt reflektiert. Dafür warfen sie eine ganz andere Frage auf: Sollte man verurteilte Mörder wirklich im TV sprechen lassen?