„Germany’s Next Topmodel“: In die Wüste geschickt

Immer mal wieder was Neues: Gleich zu Beginn der vierten Woche bei „Germany’s Next Topmodel“ fliegt eine Kandidatin. Zum Glück nicht raus, sondern nach Hongkong. Rotschopf Carolin hat den ersten Job der aktuellen Staffel ergattert und führt dabei direkt vor Augen, dass ein schönes Gesicht kein (Laufsteg-)Model macht. Indes mühen sich die anderen Mädels bei der so genannten „Catwalk Edition“ ab. Hierbei treffen hohe Hacken auf unwegsames Gelände. Und dann ist da noch das groß angekündigte „Drama um Sophie“...

Diese Woche bringt Heidi ihren Kandidatinnen noch mal das Laufen bei (Bild: WENN)
Diese Woche bringt Heidi ihren Kandidatinnen noch mal das Laufen bei (Bild: WENN)


„Drama Baby, Drama!“ – mit diesen Worten ging Laufsteg-Trainer Bruce Darnell in die GNTM-Historie ein. Das war im Jahr 2006, in der allerersten Staffel der Castingshow. Damals wie heute gilt in Heidi Klums Modelzirkus: Ein bisschen Drama kann nie schaden, und sei es noch so konstruiert. So muss sich das Publikum der aktuellen Folge insgesamt zwei Werbepausen lang gedulden, bevor es endlich erfährt, was denn nun mit Sophie los ist. Ein künstlich erzeugter Spannungsbogen, dessen Ende leider denkbar unspannend ausfällt. Denn die blonde 23-Jährige, die vor allem dank ihrem TV-Outing als Lesbe in Erinnerung bleiben dürfte, hat sich entschieden, das Rennen um den Topmodel-Titel zu verlassen.

Für Heidi und Jury-Kollege Thomas Hayo mag das ein Drama sein. Der Zuschauer jedoch kann die Aufregung – Hayo: „Das war ein Schock für mich“ – nicht recht nachvollziehen. Kommen und Gehen herrscht, ob freiwillig oder nicht, bei GNTM doch eh. Einzig Sophies Beweggründe machen dann doch neugierig. „Das hat private Gründe, ich werde zuhause gebraucht“, lautet ihre geheimnisvolle Erklärung. Andere Kandidatinnen sind da wesentlich offener mit ihrer Gefühls- und Gedankenwelt. Wenn zum Beispiel Luise keinen Bock aufs Lauftraining in der Wüste hat, sagt sie das auch. Die Kombination aus sandigem Untergrund und hohen Absätzen „muss irgendwie nicht sein“, meint die 16-Jährige, bevor sie lustlos vor der Jury auf und ab stampft.

Im Gespräch mit Heidi stellt sich heraus: Luise findet nicht die Aufgaben doof (obwohl das durchaus seine Berechtigung hätte), sie vermisst lediglich ihre Lieben. „Aber jetzt sind wir doch deine Familie!“, tröstet die Modelmutti routiniert. Überhaupt gibt's in dieser Woche viel zu Tätscheln für das Jury-Oberhaupt. Anna-Maria schlägt sich beim Wüstentraining, bei dem Topmodel Irina Shayk coacht, die Knie blutig, und Carolin weint vor Überforderung, weil sie einen Job ergattert hat. Ja, sowas gibt's auch. Verstehen kann man diese Reaktion spätestens dann, als die zarte Rothaarige ebenjenen Auftrag in Hongkong erledigt. Denn die 20-Jährige schreitet nicht über den Catwalk, sondern stakst wie ein Storch im Salat.

Ein bisschen Übung kann auch für Carolins Mitstreiterinnen nicht schaden. Vorm Entscheidungslauf in Geisha-Haute-Couture gibt deshalb Topmodel Chanel Iman, die auch mit Bar Refaeli die MTV-Serie „House of Style“ moderierte, noch den einen oder anderen Tipp. Von Ratschlägen will zumindest eine so gar nichts wissen. Anna wird sogar bockig: „Ich habe eine Hüfte, die bewegt sich nun mal.“ Hayo sorgt sich, ob man „das“, also Annas Renitenz, überhaupt je abstellen könne. Und auch Heidi urteilt: „Wenn wir viel Zeit hätten, würden wir das vielleicht hinkriegen. Aber die haben wir nicht.“ Deshalb fliegt die 16-Jährige aus der Show. Ihre mangelnde Bereitschaft, sich zu verbessern, besiegelte ihr Aus.

Etwas, das den verbliebenen 12 Kandidatinnen wohl kaum zum Verhängnis werden dürfte. Unter ihnen finden sich schließlich fast nur Mädchen wie Meike oder Jacqueline, die einfach alles für den Durchbruch als Model geben würden. Während erstere ihren finalen Lauf sogar mit heruntergezogenem Slip – das daran befestigte Mikro war Schuld – meistert, überrascht letztere Heidi und Co. immer wieder mit ihrer geradezu naiv anmutenden Art. So führt die Pastorentochter unter anderem ein Tagebuch, in dem sie sich Kritik notiert und ordentliche Häkchen hinter all das macht, was sie bereits verbessert hat. Das beeindruckt: „Zur Jacqueline habe ich ein persönliches Verhältnis entwickelt, weil sie nicht so cool ist wie die anderen“, schwärmt Heidi. Ein uncooler Teilnehmer, der zum Jury- und Publikumsliebling avanciert – immer mal wieder was Neues eben.

Kalkofes Mattscheibe Rekalked