„Germany’s Next Topmodel“: „Heidi Horror Picture Show“

Kein Zickenzoff, keine Nacktshootings, nicht mal fiese Jury-Urteile: Das Live-Finale lässt alles vermissen, was „Germany’s Next Topmodel“ sonst sehenswert macht. Wie in den Jahren zuvor berührt der Showdown im Casting-Zirkus eher peinlich, stottert sich Heidi Klum durch ihre Moderationen. Roboter auf dem Laufsteg und Models auf Stelzen, solche Action-Momente bekamen ungewollt Konkurrenz von Protestlerinnen der Menschen- und Frauenrechtsorganisation FEMEN. Da drohte die eigentliche Überraschung des Abends glatt im Trubel unterzugehen: Favoritin Luise ist NICHT Deutschlands Schönste.

Ihre Beine werben für Damenrasierer von Gilette, das Gesicht mit den großen, blauen Augen preist Kosmetik von Maybelline Jade an. Luise hat die zwei größten Jobs der achten Staffel GNTM abgesahnt. In der SAP Arena in Mannheim geht sie leer aus. Dabei deutet zunächst alles auf ihren Siegeszug hin, denn Tränen vor der Show – die 18-Jährige hat panische Angst vor dem finalen Walk auf Stelzen – waren bei Luise immer ein gutes Omen. So zeigt sie auch diesmal eine 1a-Leistung, als es drauf ankommt.

Auch die Showeinlage mit einem Roboter, der schlechte Witze reißt („Willst du noch auf ein Schlückchen Öl mit hinter die Bühne kommen?“), gelingt Luise spielend. Und ganz in ihrem Element, fällt der Dramaqueen der achten Staffel auch die Interpretation eines der Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde) nicht schwer, obwohl Erde das undankbarste der vier ist. Gegen den feurigen Rotschopf Maike und Luftikus Lovelyn hat sie trotz ihrer starken Finalleistung letztlich aber keine Chance.

Bis „Germany’s Next Topmodel“ endlich gekürt werden kann, muss Modelmama Heidi Klum noch ein paar brennende Fragen klären und wichtige Hinweise geben. „Hattest du Spaß?“, will sie von Lovelyn wissen. Maike rät sie, auf jeden Fall Spaß zu haben. Genau das versuchen die Mädels beim Auftritt mit Rapper Psy. An der Seite des „Megasuperriesenstars“ (Heidi) lassen sie die Hüfte zu seinem neuen Song „Gentleman“ kreisen. Ob die beiden Endgegnerinnen in ihren knappen Glitzerbodys wirklich Spaß haben, ist da schon egal. Ein hopsender Psy, eine schief mitsingende Heidi und zwei dauergrinsende Hupfdolen sind zumindest für den Zuschauer (unfreiwillig) komisch.

Als dann noch eine Frau mit nackter Brust und dem Schriftzug „Heidi Horror Picture Show“ die Bühne stürmt, scheint für einen kurzen Moment alles möglich. Aber die Hoffnung, das Finale könne doch noch mit der emotionalen Berg- und Talfahrt der vorangegangenen Folgen mithalten, schwindet schnell. Während zwei Sicherheitsleute die Aktivistin der Gruppe FEMEN von der Bühne zerren, lächelt Heidi den ungeplanten Zwischenfall mit viel Gebiss weg. „Ich habe gerade Busen vor mir gesehen“, das ist alles, was der 39-Jährigen zum kritischen Überraschungsgast einfällt.

Auch aus den Top zwei ist nur wenig Sinnvolles herauszuholen. In einer kleinen Rede kurz vor der letzten Entscheidung sollen sie begründen, warum ausgerecht sie den Sieg verdient haben. Maike erklärt, sie sei fotogen, selbstbewusst und habe „ein Aussehen“. Gerade letzteres kann als Model bekanntermaßen hilfreich sein. Richtig überzeugt scheint die Jury von den Stärken der 19-Jährigen aber nicht zu sein. Sie küren Lovelyn zu „Germany’s Next Topmodel“. Warum? Die Antwort hatte die Hamburgerin zuvor selbst geliefert: „Von A bis Z habe ich alles mitgemacht mit meinen 16 Jahren.“ Ein möglichst junges Ding, das alles tut, was ihr gesagt wird – wenn es das ist, wonach die Modelmama drei Monate lang gesucht hat, dann hat das Finale den Titel „Heidi Horror Picture Show“ wirklich verdient.

Die Platzierung im Überblick:
1. Lovelyn
2. Maike
3. Luise
4. Sabrina

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