„Germany’s Next Topmodel”: Stagediving mit Bill und die etwas andere Haarmode

Harte Zeiten für Heidi: „Germany's Next Topmodel" machte zuletzt wenig Freude — die Einschaltquoten schwächelten massiv. Vorige Woche wollten nur noch 1,7 Millionen 14- bis 49-Jährige Klum & Co. bei der Suche nach Modellnachwuchs zusehen — absoluter Minusrekord seit Sendebeginn 2006. Ob Heidi das Blatt mit der aktuellen Folge wenden kann? Auf jeden Fall hat sie ein As im Ärmel.

Stagediven für Anfänger

Ein As mit Nasenring und grau gefärbten Haaren, um genau zu sein. Würde Heidi nicht „riesengroßer Rockstar" rufen, man hätte Bill Kaulitz in seiner quietschgrünen Jacke fast nicht erkannt. Knapp zwei Jahre ist es her, dass er und Zwillingsbruder Tom sich nach Los Angeles zurückgezogen haben. Heute soll Bill den Mädchen für ein Shooting bei einer Modell-„Schlüsselqualifikation" zur Seite stehen: dem Stagediven. „Das Wichtigste ist einfach, Vertrauen zu haben", philosophiert er und wirft sich in die angemieteten Fanmassen. Gleich danach kommt Kasia, die entdeckt, dass Von-der-Bühne-Plumpsen genau ihr Ding ist: „Das war das Geilste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, von der Action her." Dagegen rockt Sara sich einen Horst, vergisst aber, in die Kamera zu gucken. Diana passt ihr quietschig-süßes Outfit nicht. Sie bekommt ein neues.

„Du, New York Fashionweek, Crazyness wie immer."

Auch drei andere Mädchen bekommen eine Sonderbehandlung: Evelyn, Inga und — mal wieder — Luisa dürfen nach New York zur Fashion Week. Die Castingagenten riefen. Sobald die Mädels im Big Apple sind, wird es leider peinlich. Zumindest löst Thomas Hayo Fremdschämreflexe beim Zuschauer aus, weil er jeden Quark großquatscht. So ist der Boom Boom Room DER Club in Town und „es können hier ganz ganz ganz große Türen geöffnet werden." Auch den Designern, die sich für die Models aus Germany interessieren, bringt er unkritische Begeisterung entgegen. Dabei kennen Tara Subkoff, Korto Momolu und Jad Ghandour wirklich nur die besser informierten Fashionistas. Trotzdem wird es für die Mädels kein Zuckerschlecken: Evelyn und Inga zumindest stehen nur auf zwei sogenannten Presentations als bessere Kleiderpuppen herum. Luisa schlägt immerhin bei Jad Gadhour ein: Sie darf dessen Show eröffnen, beenden und wird trotz einem kleinen Busenblitzer gebeten, sich in der Nacht für sein Lookbook fotografieren zu lassen. Strike!

Das langweiligste aller Catwalk-Trainings

So viel Erfolg sorgt für Unmut. „Luisa muss halt nur dastehen und sie kriegt die Jobs", ärgert sich Shawny. Dabei freut sie sich gar nicht richtig darüber! Zumindest will niemand Emotionen erkannt haben. Als Luisa aus New York zurückkommt, bricht sie prompt in Tränen aus, weil sich kaum eine so richtig für ihre Rückkehr begeistert. Etwas kann man die anderen aber auch verstehen: Während Luisa nicht da war, mussten sie das langweiligste aller Catwalk-Trainings über sich ergehen lassen. Jorge und Thomas Rath hielten Schilder mit „Signwords" hin, die zu „edgy", „sophisticated" und weiß der Geier welchen Laufstilen aufforderten. Gähn. Auch durften sie Personal Trainer Orbeck ertragen, die sie Hula Hoop tanzen und in Zweierübungen gegeneinander antreten ließ. Die lässige Shawny und Prinzesschen Diana kriegten sich dabei richtiggehend in die Haare.

Haarherz, Lockenberg und Bienenkorb

Apropos Haare: Der Livewalk sorgt dagegen für rare High Fashion-Momente. Die Kandidatinnen müssen überdimensionierte Perücken präsentieren — vom Bienenkorb über fächerartige Gebilde bis hin zum blonden Haarherz. Was den Models zu den Haarmassen einfällt, macht Spaß anzusehen. Wenig originell fällt dagegen das Urteil der Jury aus. Erwartungsgemäß bekommt Diana Anschiss wegen ihrer Extrawurst, Shawny soll nicht über die Perücken grinsen. Alle bekommen Fotos, nur die brave und etwas spröde Jasmin muss gehen. Thomas Rath sieht keine Weiterentwicklung.

Ähnliches könnte man auch über die Show sagen. Letztlich war die Sendung wie immer: mittelwichtige Designer, heiße Luft, kaum Highlight, dafür viel Kasperletheater. Ob die Sendung so aus der Krise kommt, darf bezweifelt werden.