Was machen eigentlich…Pippi Langstrumpf, Michel und die Kinder aus Bullerbü?

Schwedennostalgie pur vermittelten uns die wunderbaren Serien und Filme um die Helden von Kinderbuch-Königin Astrid Lindgren. Doch was machen deren Stars heute? Wir haben recherchiert...

Kein süßlicher Kinderquatsch sondern warmherzige Geschichten um starke kleine Helden mit ganz viel Fantasie - das sind und waren Lindgrens Schöpfungen. In Buchform sind sie unsterblich und auch als bewegte Bilder haben sie unzählige Fans erobert. Doch was wurde aus den Kinderstars, die die Villa Kunterbunt, die Höfe in Bullerbü und Lönneberga bevölkerten?

Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf
"Ich bin jetzt etwas optimistischer - der Schatten von Pippi verliert langsam an Kraft," freute sich Nilsson in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt 2006. Der Schatten von Pippi? Klingt nach schwerem Schicksal, statt nach dem Riesenvergnügen, das uns Nilssons kraftvolle Darstellung des Mädchens mit den roten Zöpfen, dem Pferd und dem Affen bereitet hat. Ganz so tragisch ist es aber nicht. Nilsson hat freilich die tolle Rolle und die Popularität auch genossen, den ihr der Part 1969 im zarten Alter von 10 Jahren bescherte. Und sie hatte nach den TV-Filmen Lust, als Schauspielerin weiterzumachen. Das freilich gestaltete sich schwierig: Kaum einer traute sich, Nilsson zu besetzen. Zu sehr verband man ihr Gesicht mit dem von Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Nur wenige Filme und einige Auftritte am Theater waren drin. 2000 engagierte sie Regisseur Xavier Koller für die Neuverfilmung des Romans "Schloss Gripsholm" von Kurt Tucholsky, in der sie neben Ulrich Noethen, Heike Makatsch und Jasmin Tabatabai spielte. Dann der Glücksgriff: In der ZDF-Krimireihe „Der Komissar und das Meer", die seit 2007 ausgestrahlt wird, bekommt Nilsson die Rolle der Gerichtsmedizinerin Ewa an der Seite von Walter Sittler. Heute ist Nilsson 51 Jahre alt und kann wohl ihren Frieden mit Pippi machen.

Ihre Co-Stars aus den Pippi-Filmen hatten in Sachen TV-Karriere weniger Glück: Pär Sundberg (Tommy) und Maria Persson (Annika) arbeiten schon lange nicht mehr als Schauspieler. Sundberg leitet in Schweden eine Marketingfirma, Persson hat nach letzten Informationen einen Job als Altenpflegerin.

Jan Ohlsson als Michel
Aktuelle Interviews oder Fotos vom heute 48-Jährigen Ex-Kinderstar? Fehlanzeige. Ohlsson hat mit seiner TV-Vergangenheit gebrochen. Dabei hatte er nach den erfolgreichen Michel-Filmen, in denen die sympathischen Streiche des kleinen Tunichtguts so unterhaltsam erzählt wurden, durchaus vor, beim Darstellerberuf zu bleiben. Doch ihm erging es wie vielen Lindgren-Darstellern: Man sah nur diese eine Rolle in ihm, die ihn schon mit neun Jahren berühmt machte. Irgendwann akzeptierte Ohlsson das und wählte eine andere Ausbildung jenseits von "Kamera, Licht und Action". Der Zweifach-Vater arbeitet heute als Systemtechniker in einer Datenfirma. Für Interviews oder TV-Auftritte steht der 48-Jährige nicht zur Verfügung.

Seiner TV-Schwester Ida alias Lena Wisborg erging es nicht viel besser. Zwar landete sie nach den Michel-Movies noch einen Schauspiel-Job, doch danach war Schluss. Heute arbeitet die 45-Jährige als Schneiderin und Designerin in der Nähe von Stockholm.

Anna Sahlin als Inga aus Bullerbü
Anna spielte eins von sieben Kindern, die die Höfe von Bullerbü bevölkerten und gemeinsam Spaß und Abenteuer erlebten - in den Lingren-Büchern und den Bullerbü-Filmen Mitte der 80er-Jahre. Ihr Weg nach diesen wunderbaren Movies war der spektakulärste. Anna, die aus einer hochmusikalischen Familie stammt, entschloss sich Künstlerin zu bleiben. Doch anstatt Schauspielerin wollte sie Sängerin werden. Mit Erfolg. Erst versuchte sie es mit einer eigenen Band, dann als Backgroundsängerin für schwedische Popgrößen. Mit einer von ihnen, Charlotte Nilsson, trat sie 1999 beim Eurovision Song Contest in Jerusalem an und gewann. 2000 brachte Sahlene, wie sie sich jetzt nannte, ihr erste Solosingle heraus, weitere Veröffentlichungen folgten über die Jahre. 2002 war sie erneut beim Eurovision Song Contest zu sehen. Diesmal als Leadsängerin für Estland. Sie landete auf einem beachtlichen dritten Platz. Die heute 34-Jährige ist nach wie vor im Popbusiness aktiv.

Lasse Hallström - Regisseur von "Wir Kinder aus Bullerbü"
Eigentlich geht es hier um die kleinen Stars der Lindgren-Produktionen - doch ein Mann hinter der Kamera sollte nicht unerwähnt bleiben. Hallström führte Regie bei "Wir Kinder von Bullerbü" und "Neues von uns Kindern aus Bullerbü" (1986). Schon damals war er kein Unbekannter, hatte er doch zwischen 1974 und 1982 fast alle Videoclips der legendären schwedischen Band ABBA inszeniert. Mit "Mein Leben als Hund" hatte er bereits 1985 Hollywood auf sich aufmerksam gemacht - für das Drama wurde er für den Oscar in der Kategorie "Beste Regie" nominiert. Nach Bullerbü ging es dann richtig los mit der ganz großen Kino-Karriere in den USA: Hallström verdanken wir so bemerkenswerte Filme wie "Gilbert Grape" (1993, mit Johnny Depp), "Gottes Werk und Teufels Beitrag" (1999, mit Tobey Maguire), "Chocolat" (2000, mit Juliette Binoche und Johnny Depp), "Casanova" (2005, mit Heath Ledger - siehe Foto oben) und zuletzt "Hachiko - eine wunderbare Freundschaft" (2009, mit Richard Gere). Hallström ist heute 64 Jahre alt, in zweiter Ehe mit Schauspielerin Lena Olin ("Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins") verheiratet und hat zwei Kinder.

Hanna Zetterberg als Ronja Räubertochter
Hannas apartes Gesicht ließ Lindgrens Ronja auf der Leinwand lebendig werden. Als sie den Kinofilm drehte, war sie erst elf Jahre alt. Danach kam kein Film mehr. Doch eine beachtliche Laufbahn hat Zetterberg trotzdem hingelegt: Mit 21 Jahren wurde die politisch engagierte junge Frau in den schwedischen Reichstag gewählt und arbeitete dort von 1994 bis 1998 als Abgeordnete. Heute lebt die 37-Jährige mit ihrem Mann, TV-Moderator Filip Struwe und ihren zwei Kindern in Stockholm.

Bilder: ddp images (Originalmotive aus den genannten Filmen und Serien), Getty Images