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„Auf Brautschau im Ausland”: Prolet sucht willige Ausländerin

Man nehme einen müden Inka-Bause-Verschnitt, eine Menge Alliterationen, ein paar verschrobene bis peinliche Junggesellen — und fertig ist der billige „Bauer sucht Frau"-Abklatsch. Mehr ist SAT.1' neue Kuppelshow „Auf Brautschau im Ausland" nicht, mehr will sie gar nicht sein: Dem Zuschauer wird — ganz wie beim Original von RTL — nicht nur viel Grund zur Fremdscham, sondern auch ein Frauenbild direkt aus den 50er Jahren serviert. Dumme Herrenwitzchen inklusive: „Wenn man sich nicht viel zu sagen hat, lebt Mann besser."

Junggeselle Andreas (re.) sucht sein Liebesglück fernab der Heimat (Bild: SAT.1)
Junggeselle Andreas (re.) sucht sein Liebesglück fernab der Heimat (Bild: SAT.1)

Es verwundert wenig bis gar nicht, dass „der treue Trachtenträger Andreas", „der schüchterne Schmusebär Sascha" und „der freche Draufgänger Harry" bisher noch nicht die Frau fürs Leben gefunden haben. Oder eben schlicht: irgendeine Frau. Große Kinder, die gerne Kastanienmännchen basteln, Übergewichtige, die noch bei Mutti wohnen und Schürzenjäger, die nicht nach einer Partnerin, sondern einem gefüllten BH-Körbchen suchen, kommen bei der Frauenwelt gemeinhin nun mal nicht sooo dolle an.

Jedenfalls bei der deutschen Frauenwelt. Ausländerinnen, so die naive Vorstellung der liebeshungrigen Kandidaten, dürften doch wesentlich unkomplizierter in der Handhabung sein und zudem nicht halb „so hohe Ansprüche" (Sascha) haben. Also machen sich sechs „stramme Junggesellen" (Off) — die sich tatsächlich benehmen, als stünden sie unter permanentem Alkoholeinfluss — auf in „die große, weite Welt", um eine Partnerin zu finden. Mit anderen Worten: Sie fliegen nach Thailand oder Osteuropa, um dort vor laufender Kamera ihren sozialen Status gegen (körperliche) Nähe einzutauschen.

Trachten aus, Badehose an: Andreas beim vorsichtigen Annäherungsversuch (Bild: SAT.1)
Trachten aus, Badehose an: Andreas beim vorsichtigen Annäherungsversuch (Bild: SAT.1)

Irgendwie also nur logisch, dass es bei der internationalen Brautschau wie auf dem Basar zugeht — und die Herren detaillierte Vorstellungen von ihrer Zukünftigen mitbringen. „Traktorliebhaber Jürgen" etwa träumt von einer schönen Rumänin, die „kochen, waschen, bügeln und backen" kann. Ähnliches wünscht sich auch Harry (übrigens aus dem „fulminanten Berlin"): „Schick, mit Doppel-D, eine Hausfrau und willig" soll seine Liebste sein, so sein bester Freund Kevin. Im Gegenzug warten die Herren der Schöpfung mit dem absoluten „Hauptgewinn, der ganzen Bandbreite von sensibel bis alles" (Harry) auf.

Das klänge sogar fast verlockend, wüsste man nicht aus einem Vorgespräch mit Inka Bause... ähm, Claudia Bischoff, dass Harry bereits acht Kinder von acht Frauen und noch dazu nur olle Leo-Unterbuxen im Schrank hat. Das mag vielleicht in den Augen der SAT.1-Redakteure „einen heißblütigen Herzensbrecher" ausmachen — sorgt beim geneigten Zuschauer jedoch lediglich für eines: akute Fremdscham. Im direkten Vergleich zu Bauhelfer Harry erscheinen selbst Hawaiihemd-Träger Sascha und der „bärige Bayer" Andreas wie echte Volltreffer: Sie haben für ihre Auserwählten immerhin Schoki und Kastanien-Männchen (Andreas: „In Thailand gibt es ja keine Kastanien!") im Gepäck.

Die Qual der Wahl: Single Sascha (r.) lernt auf den Philippinen gleich drei Damen kennen (Bild: SAT.1)
Die Qual der Wahl: Single Sascha (r.) lernt auf den Philippinen gleich drei Damen kennen (Bild: SAT.1)

Doch was hier ulkig, irgendwie süß-trottelig anmutet, ist eigentlich nur eines: traurig. Wie schon bei „Bauer sucht Frau" führt auch „Auf Brautschau im Ausland" seine Kandidaten vor und will aus ihrem Unvermögen, eine Frau zu finden, Unterhaltungswert generieren. Das ist nicht nur ein zynisches, sondern auch ein oberflächliches Konzept. In etwa so oberflächlich wie jene Männer, über die man sich lustig zu machen versucht.