“Der Aldi-Check” im Ersten: Billig schmeckt am Besten

Interviews? Denkste. Drehgenehmigungen? Fehlanzeige. "Aldi scheut die Öffentlichkeit", stellen die Filmemacher Sejla Didic und Matthias Fuchs im ARD-"Markenchek" verblüfft fest. Ein wohlbekannter Gemeinplatz möchte man meinen. Doch viel substanzieller wird es auch im weiteren Verlauf der 45-minütigen Service-Reportage im Ersten nicht. Auch das ist nichts Neues. Mit seinen "Markenchecks" lullt die ARD zur besten Sendezeit ein Millionenpublikum unter dem Deckmäntelchen eines pseudo-investigativen Journalismus ein. In den Konzernfilialen von Aldi Nord und Süd kann man der Ausstrahlung gelassen entgegenblicken. Die Testkandidaten, die der federführende WDR aufgetrieben hat, lassen eh nichts auf ihren Lieblingsdiscounter kommen.

Weil sie mit der Kamera nicht in einen Aldi-Markt hineindurften, bauten sich die Filmemacher eben einen Miniladen im Freien auf. Langjährige Aldi-Käufer sollen dann mal ran ans Produkt. Bemerken die treuen Kunden, dass die Markenchecker die Preise heimlich erhöht haben? Kennen sie die Inneneinrichtung und die Eigenmarken aus dem Effeff? Später gibt es noch eine Brötchenverkostung in der Fußgängerzone, bei der die Discounterbackwaren erstaunlich gut abschneiden. Immerhin: Als ein Gastronom die schwache Fleischqualität bei Aldi moniert, wird's ansatzweise kritisch. Der Konzern bläst nämlich Sauerstoff in die Plastikverpackung, was das Fleisch schöner aussehen, aber auch schneller zäh werden lässt. Das wusste man allerdings auch schon vorher. Der Aufnahmen von den Packbändern sind Archivmaterial.

Am Ende ist die ganze Übung weniger ein "Aldi-Check" als vielmehr ein Aldi-Kunden-Check: ganz heiter, aber auch ultimativ nichtssagend. Zu befürchten hat die Konzernspitze wenig. Zusätzlich vorteilhaft fürs Riesenunternehmen, das - Aldi Nord und Süd zusammengerechnet - rund 4.300 Filialen in Deutschland betreibt, ist überdies: Da der Check kein Duell ist, kann es keine neuerliche Schlappe gegen den Mitbewerber Lidl geben. Anfang April war Aldi im artverwandten ZDF-Format "Aldi gegen Lidl - Das Duell" knapp nach Punkten unterlegen. Mehr als sechs Millionen Menschen schalteten damals ein. Die Deutschen lieben eben ihre Discounter. Und Discounterfernsehen lieben sie auch.

Im Anschluss, um 21 Uhr, vertieft ARD-Talker Frank Plasberg das Thema mit Gesprächspartnern. Die Fragestellung bei "Hart aber fair" diesmal: "Das Aldi-Prinzip - wird Deutschland zur Billig-Republik?"

("Der Aldi-Check", Montag, 8. Juli, 20.15 Uhr, ARD)