Der “Tatort” aus Kiel: Borowski und die schönen Beine

Es sieht schon gleich zu Beginn gefährlich aus. Wenn die Schüler mit den brennenden Kerzen auf dem Kopf da umherlaufen, darf man sich hinsichtlich der feuerschutzrechtlichen Bestimmungen schon fragen, ob das nicht ein bisschen sehr risikoreich ist. Die Jungen und Mädchen überstehen die ersten Minuten im neuen Kieler "Tatort" allerdings schadlos. Nicht so der Leiter ihrer Schule. Der stürzt mitten beim Lucia-Fest-Umzug lichterloh brennend aus dem Gebäude, sinkt nieder und stirbt. Wer wollte Michael Eckart brennen sehen? Das ist die Frage, die sich Kommissar Borowski (Axel Milberg) fortan stellen muss. Bei der Aufklärung seines neuen Falls bekommt er diesmal attraktive Unterstützung.

Die junge Kollegin aus Flensburg bringt den spröden Ermittler, der mit den Frauen ja schon immer so seine Probleme hatte, dann doch mal ganz kurz aus der Fassung. Was Wunder: Wie sie so daliegt, nur ins Trikot des ja auch nicht skandalfreien dänischen Fußballspielers Nicklas Bendtner gehüllt, und ihre Beine freiliegen … da schaut auch Borowski mal genau hin. Gespielt wird die deutsch-dänische Polizistin Einigsen von der 41-jährigen Schwedin Lisa Werlinder. Sie führt Borowski und mit ihm den Zuschauer in die komplexe Gefühlslage der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein ein. Denn das Opfer war Rektor an einer dänischen Schule.

Aber keine Sorge: „Borowski und der brennende Mann“ ist kein trockener politischer "Tatort". Der Autor Daniel Nocke und Regisseur Lars Kraume erzählen vielmehr eine emotionale und spannende Geschichte, in der diesmal Borowskis Chef und Freund Roland Schladitz (Thomas Kügel) eine besondere Rolle zufällt. Er war in Kindertagen befreundet mit dem Mordopfer und auch mit dabei bei dem Lucia-Fest-Umzug, einer skandinavischen Feier zur Sonnenwende. Schladitz ahnt, welche Motive dem Mord an dem Rektor zugrundeliegen könnten, doch er vertraut sich Borowski nicht an. Stattdessen recherchiert er gemeinsam mit Borowskis Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli). Da geschieht ein folgenschwerer Autounfall ...

Es geht auch diesmal wieder recht düster zu beim Kieler "Tatort", der längst als verlässliche Größe in der neuerdings sonst ja sehr unübersichtlichen Ermittler-Riege gelten darf. "Borowski und der brennende Mann" tut genau das, was ein "Tatort" tun muss: Der Film unterhält von Anfang bis Ende, ist spannend und wartet mit einigen überraschenden Momenten auf. Und vor allem: Hier steht der Fall selbst im Mittelpunkt und nicht der Kommissar. Krimi pur – am Sonntagabend ist das im Ersten ja inzwischen schon fast eine Seltenheit.

("Tatort: Borowski und der brennende Mann", Sonntag, 12. Mai, 20.15 Uhr, ARD)

"Kalkofes Mattscheibe Rekalked":