DSDS 2012: Auf Kuschelkurs mit Pop-Titan

Das Gewitter bleibt aus bei DSDS. In der fünften Mottoshow kommt es weder zum Showdown zwischen Dieter Bohlen und Joey Heindle, noch knallt es woanders. Im Gegenteil: Alle mögen sich. Nicht „Solo & Duette", sondern „Ich bin okay, du bist okay" scheint das Motto des Abends. Zu erwarten war das nicht unbedingt. Schließlich hat es diese Woche kräftig geraschelt im Blätterwald. Seit Bohlen in der letzten Show während Heindles Auftritt demonstrativ den Platz verlassen hatte, gab es fast täglich neue Schlagzeilen. Joey trat via „Bild" nach: „Lass mich in Frieden, du böser Bohlen, was du auch sagst, ich werd weiter johlen", reimte er. Dann wurde bekannt, dass RTL kurzfristig das Motto der Show geändert hat und die Kandidaten in Duetten gegeneinander ansingen. Dass dabei ausgerechnet Joey gegen Favorit Luca antreten muss, beunruhigte die Fanbase. Will man Joey gar rausekeln?

Das Duett als Duell? Joey (l.) und Luca bei ihrem gemeinsamen Auftritt (Bild: RTL)
Das Duett als Duell? Joey (l.) und Luca bei ihrem gemeinsamen Auftritt (Bild: RTL)

Große Brüder und die Village People

So viel Unmut ist den Programmmachern wohl unheimlich: Moderator Schreyl erklärt, wie man sich „lange, lange" überlegt hat, Duette einzuführen — für die Zuschauer. Sie haben sie in den Recalls ja soooo geliebt! Eine Regeländerung? Aber nicht doch! Eventueller Restärger wird in der Sendung weggekuschelt. Schon die Duettpartner sind herzig. Fabienne, zum Beispiel, hält Mitsänger Jesse für einen „großen Bruder", worauf der meint, die kleine Schwester könnte doch ruhig mal „Strapsen" anziehen, haha. Ihre (strapslose) Version von Taio Cruz' und Kylie Minogues „Higher" gerät etwas brav, was — Überraschung — Bruce nicht davon abhält, in Tränen auszubrechen. Rührende Neuigkeiten auch von der Resozialisierungsfront: Daniele, der Kristof vor kurzem noch als „schwule Schwuchtel" beschimpft hat, singt jetzt mit ihm zusammen „Y. M. C. A." von den Village People — immerhin eine Gay-Pride-Hymne. Sogar Joey fühlt sich bei Duettpartner Luca „gut aufgehoben in dem System der Gefühle". Enrique Iglesias' dramatisches „Hero" haben sich die beiden schlau aufgeteilt: Luca übernimmt die schwierigeren Strophen, Joey die Refrains. So wird's nicht ganz so peinlich.

Kristof und Daniele kuscheln im Cowboy-Outfit (Bild: RTL)
Kristof und Daniele kuscheln im Cowboy-Outfit (Bild: RTL)

„Wir werden versuchen, nicht auf die schiefen Töne zu hören"

Harmonie allerorten also, bei der auch die Jury nicht weiter stören will: Viel Lob gibt es für die Duette, nur dezent wird darauf hingewiesen, dass Daniele vielleicht etwas besser klang als Kristof, Joey wird für seine „Kämpfernatur" gelobt. „Wir werden versuchen, nicht auf die schiefen Töne zu hören", flötet Natalie. Naja. Bei der Beurteilung der Soloauftritte gibt es zum Glück ein bisschen Kante. So hat sich der grundsolide Jesse für „DJ Got Us Fallin' In Love" in Leder gezwängt und performt zu Lasershow und Utz-Utz-Beats. Bohlen: „Dein schlechtester Auftritt bisher." Fabienne, die melodiös und in blauer Strumpfhose „New Soul" von Yael Naim trällert, ist für den Poptitan ein „singender Bausparvertrag". Später allerdings taucht auch Dieter Bohlen in die allgemeine Harmoniesuppe ein. So lobt er Danieles lässiges Herumgehopse zum gesanglich mäßig anspruchsvollen „Forgive Forget" von Caligola als „mega-mega-coolen Auftritt". Nachdem Joey dran war — er singt „Bitte hör nicht auf zu träumen" (Xavier Naidoo) in einer Art Lichterwald — möchte Bohlen „einige Irritationen ausräumen". Na also, alle haben sich wieder lieb.

Sag zum Abschied leise Servus: Schlagerbarde Kristof (r.) ist raus (Bild: RTL)
Sag zum Abschied leise Servus: Schlagerbarde Kristof (r.) ist raus (Bild: RTL)

Abschied im Häschenanzug

Doch das Heititei hat Grenzen. Zumindest für Kristof ist es eine zwiespältige Angelegenheit. Er sieht sich einer schwulenfeindlichen Hetzkampagne ausgesetzt und erhält Morddrohungen. Die Jury stärkt ihm zwar den Rücken, doch RTL hat auch diese Woche den „Flop der Woche" wählen lassen. Wieder trifft es Kristof — zum fünften Mal in Folge. Dass man damit Mobbing Vorschub leistet, sollte den Verantwortlichen eigentlich bewusst sein. Kristof, der sich von den Anfeindungen nicht beeinflussen lassen wollte, singt mit „Joana" (Roland Kaiser) bewusst einen Partyhit. Als er später abgewählt wird, trägt er noch den rosa Anzug mit Plüschhasen. Er steht ziemlich alleine da.