DSDS 2012: Das letzte Einhorn und der King of Pop

Sie ist das „letzte Einhorn" (Schreyl), das letzte Mädchen bei DSDS: Die niedliche Fabienne hat es bis in die siebte Mottoshow geschafft. Dabei musste sie zuletzt heftige Kritik einstecken. Immer war sie zu süß, gab zu wenig Gas, teilweise klang sie, „wie wenn eine Ziege Schluckauf hat" (Bohlen). „Die Jungs sind zu super", das weiß sie selbst — und dankt ihren Fans via „Bild" schon einmal für ihre Treue. Doch wird ihr das Motto „Klassik, Pop und Rock" tatsächlich zum Verhängnis?

„Black Velvet" und das kleine Gelbe

Um es kurz zu machen: Ja. Fabienne muss gehen — und das nicht zu Unrecht. Zwar tanzen die letzten vier Kandidaten zu Beginn der Show noch einträchtig zu „Turn This Club Around" (R.I.O.), danach allerdings stechen die Unterschiede ins Auge. Heute müssen alle dreimal ran — mit einem Rock-Song, einem Pop-Song und einem „Klassik-Song" (womit man bei RTL keineswegs Mozart & Co., sondern Pop und Rock mit Live-Orchester meint. Na ja). Fabienne tut sich damit am schwersten. Zugegeben: Im kleinen Gelben/Weißen/Schwarzen plus wechselnden Riesenohrringen sieht sie zum Anbeißen aus. Doch leider sind das schnelle „Hot N Cold" (Katy Perry) und „Black Velvet" von Rockröhre Alannah Myles wie Rosenstolz' dramatisches „Liebe ist alles" einen Ticken zu groß für Fabienne. Gut, aber nicht überragend gesungen, meint die Jury. Heute reicht das nicht mehr, um weiterzukommen. Fabienne trägt's mit Fassung. Immerhin musste sie für die Entscheidung nicht lange aufbleiben: Zum ersten Mal wurde die direkt in der Show präsentiert, dem Jugendarbeitsschutz sei Dank.

Musik statt Gekasper

Fabiennes absehbares Ausscheiden macht die Sendung nicht unbedingt spannender. Dass man trotzdem dranbleibt, liegt an der Musik. Seit Kristof und Joey ausgeschieden sind, ist sie wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt. Statt Gekasper und Gerüchteküche gibt es reife musikalische Leistungen. Zum Beispiel knistert es gewaltig, als „Man in Black" Daniele mit Reibeisenstimme „Sex On Fire" (Kings of Leon) singt. Auch an seiner Orchester-Version von „Knockin' On Heaven's Door" und der soften Boyzone-Nummer „No Matter What" ist wenig zu beanstanden. „Am Anfang warst du der Underdog und jetzt bist du der König", jubelt Bruce. Geballte Jury-Schimpfe setzt es dagegen für Danieles Lebenswandel: Er soll mehr schlafen, weniger rauchen und überhaupt auf seine Stimme achten — dann ist er auch nicht dauernd krank.

Windmaschine satt

Jesse und Luca, die beiden Schweizer im Rennen, brauchen derlei Ratschläge nicht. Im Gegenteil: Saubermann Jesse hat sich in dieser Folge sogar „Music 4ever" auf die Schulter tätowieren lassen. Wollte er weg von seinem glattgebügelten Image? Vielleicht. Gebraucht hätte es das nicht, denn Jesse macht auch so auf sich aufmerksam: Er legt die technisch perfektesten Leistungen hin. Bei seiner Version von „She Doesn't Mind" von Sean Paul glaubt Bohlen erst an Vollplayback. „Es war wirklich wie auf CD." Zu Michael Jacksons „Earth Song" ist der Setdesigner leider ein bisschen ausgeflippt: Es setzt Regen, Ruinen und Windmaschine satt — Jesse schwebt darüber in einem Kasten. Volle Dröhnung. Allerdings singt Jesse dabei so gut, dass man über das überzogene Drumherum hinwegsieht.

„Ein paar falsche Tönchen"

Im Vergleich zu Jesse und Daniele wirkt Luca heute blass — auch wenn er zu „Beautiful People" (Chris Brown) zum ersten Mal richtig tanzt. „Chasing Cars" von Snow Patrol singt er mit viel Gefühl in einer Nebelsuppe (der Setdesigner wieder …). Natalie hat allerdings „ein paar falsche Tönchen" entdeckt und auch Bohlen meint, „im Refrain hättest du mehr kämpfen müssen". Trotzdem klingt der gelernte Maurer um Welten besser als Fabienne. Also alles in Butter? Fast. Denn eines nervt massiv: die penetrante Cross-Promotion, die RTL sich mittlerweile gönnt. In der letzten Folge durfte Jesse schon das Set der Soap „Alles was zählt" besuchen, diesmal müssen Fabienne und Daniele ran. Fabienne sieht sich „Kinder DSDS" an und Daniele hat einen Gastauftritt in der „Bülent Ceylan Show", die direkt im Anschluss an DSDS gesendet wird. Der Zuschauer fragt sich nur, ob es für all das nicht eigentlich Werbeunterbrechungen gibt.