„Endlich Prinzessin – Ein Jahr mit Kate & Charlene”: Mogelpackung mit Kitschglasur

Harte Zeiten für Romantiker: Dreht sich doch gerade alles um König Fußball — und auch das Fernsehprogramm hat die Europameisterschaft fest im Griff. Dass das ZDF den spielfreien Dienstag für eine gute Dosis Royalty nutzt, gibt immerhin Anlass zur Hoffnung. Ein Jahr, so verspricht die Ankündigung, dürfen wir Kronprinzessin Kates und Fürstin Charlenes Höhen und Tiefen miterleben. Prinzessinnen-Glamour im Doppelpack also, der Freunden der großen Gefühle allemal ein vorfreudiges „Hach!" entlocken dürfte. Leider lässt die Ernüchterung nicht lange auf sich warten: Die Doku ist nämlich eine ziemliche Mogelpackung.

Glamour im Doppelpack: Kronprinzessin Kate (l.) und Fürstin Charlene (Bilder: Getty Images)
Glamour im Doppelpack: Kronprinzessin Kate (l.) und Fürstin Charlene (Bilder: Getty Images)

Split-Screens und Prinzessinnen-Standards

Zunächst ist alles wie gehabt: Eine großväterliche Stimme, die chronologisch aus dem Off nacherzählt und dabei von einer Armada von vorteilhaft ausgeleuchteten „Experten" unterstützt wird. Lobenswerterweise haben die Macher der Sendung dafür sogar „Bunte"-Chefin Patricia Riekel, Charlene Wittstocks Familie und Prinz Williams Freund Tom Bradby gewinnen können. Auch die Trompetenklänge und das schicksalsaufgeladene Gedudel ist man von vergleichbaren Sendungen gewöhnt — ebenso eher mitteloriginelle Vergleiche und Phrasen. Die gelegentlichen Split-Screen-Sequenzen dagegen sind für das Format schon ziemlich aufregend, stören aber nicht weiter.

So weit, so unverdächtig. Dann setzt allerdings die „Handlung" ziemlich früh ein: Wir erfahren, dass Charlene ein sehr schmutziges Kind war und komplett fürs Schwimmen gelebt hat. Auch die Geschichte mit Kate, William und dem durchsichtigen Modenschau-Kleid wird uns noch einmal ausführlich auf die Nase gebunden. Alles schön und hoch romantisch, klar, aber was war noch einmal das Thema? Irgendwie scheint das nicht mehr zu interessieren, stattdessen folgen unzählige Datumsangaben: Schicksalsjahre, Verlobungsbekanntgaben, Charlenes Umzug nach Monaco und so weiter und so fort.

Kates Mann, der Sohn Dianas

Nachdem man das alles gehört und sofort wieder vergessen hat, wird in epischer Breite und großer Detailverliebtheit geheiratet. Pippa Middletons weißes Kleid (Skandal!), der kurze Kuss, der Hochzeitsring aus walisischem Gold — nichts darf fehlen. Genauso wenig natürlich die Affärengerüchte um Albert, der Grimaldi-Dresscode oder Charlenes Tränen in der Kapelle. Alles noch einmal aufgewärmt und lauwarm nacherzählt. In Monaco wie in Westminster Abbey triumphieren die Bürgerlichen. Jetzt weiß man auch, wozu die ganzen Experten da sind: Für messerscharfe Analysen („Das war ein romantischer Moment." — Patricia Riekel und viele andere) und größtmögliches Empathievermögen: „Wie nervös muss Michael Middleton gewesen sein", orakelt zum Beispiel Königshausexpertin Katie Nicholl über den Vater der Braut.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt fällt dem Zuschauer auch auf, dass der ZDF-Kommentator ein bisschen mehr Gas gibt als notwendig. Klar, bei einer Royalty-Doku darf es ruhig ein bisschen blumig zugehen, aber muss wirklich dauernd die Welt den Atem anhalten, wenn die Krone glänzt? Zwei, drei normale Sätze nacheinander sind doch auch nicht verkehrt. Doch leider geht es auch in dem Stil weiter, als wir tatsächlich endlich beim angekündigten Hauptinhalt angelangt sind: Das, was Kate und Charlene im letzten Jahr so gemacht haben. Kurz gesagt hatten beide noch kein Babyglück, haben sich aber viel fotografieren lassen und sich hauptsächlich Charity-Projekten gewidmet. Für Kate, die nach „einem Jahr ganz selbstverständlich zum Team Windsor" gehört, „gibt es dabei keinen besseren Lehrmeister als ihren Mann, den Sohn Dianas", schwurbelt die Off-Stimme. Allerdings fällt Kate beim Diana-Check ziemlich durch — hat sie doch bisher deutlich weniger wohltätige Projekte übernommen als ihre verstorbene Schwiegermutter. Aber vielleicht hat sie ja Glück und gewinnt das Babyrennen für Ex-bürgerliche Prinzessinnen, das der Kommentator mal eben ausruft. Der Zuschauer allerdings gewinnt bei dieser Doku keinen Blumentopf: Statt royalen Neuigkeiten gibt es nur alten Quark. Darüber kann auch die üppige Kitschglasur nicht hinwegtäuschen.