Es wird tragisch: Vorletzter „Polizeiruf 110″ mit Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler

„Bullenklatschen" — nennt man das so, wenn altgediente und obendrein erfolgreiche Kommissare aus dem „Polizeiruf"-Dienst entlassen werden? So wie Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) vom MDR? Würde irgendwie passen. Aber wie die Kult-Kommissare aus Halle in ihrem vorletzten „Polizeiruf 110" mit Untertitel „Bullenklatschen" im Ersten erfahren, heißt das übersetzt: Es wird auf Polizisten losgegangen! Für die Fans der beiden beginnt mit diesem etwas chaotischen Fall schon der Abschied. Nur noch einmal werden sie dann, voraussichtlich im kommenden Frühjahr, mit Oberkommissarin Nora Lindner (Isabell Gerschke) ermitteln. Ihnen die hübsche junge Kollegin zur Seite zu stellen, war dem MDR auf seinem Verjüngungstrip offensichtlich nicht mehr genug. Isabell Gerschke wird zum Herbst in ein anderes TV-Revier „versetzt" ...

Jung und frisch sind auch wieder die Episodendarsteller: Theresa Scholze spielt die Streifenpolizistin Ilka Grein, Stephanie Stumph deren Kollegin und Rivalin. Klara Manzel gerät als Verlobte eines Verdächtigen ins Visier — und Sergej Moya mimt überzeugend den renitenten Vorzeige-„Autonomen".

Der Fall: Ilka Grein rückt mit einem Kollegen zum scheinbar harmlosen Einsatz wegen Ruhestörung aus. Doch als die Polizisten bei dem betreffenden Hoffest auftauchen, facht das die Stimmung unter den überwiegend autonomen Gästen erst recht an: Auf geht's zum „Bullenklatschen"! Als die Polizistin später mit schmerzendem Schädel in einer Hinterhofwerkstatt zu sich kommt, liegt ein Kollege neben ihr: tot. Es ist Nils Rotter (Daniel Breitfelder). Mit ihm teilte Ilka nicht nur das Bett, sondern auch eine schwere Schuld. Kann das alles nur ein böser Zufall sein?

Schmücke und Schneider sind ein ums andere Mal erstaunt — und kaum ein TV-Kommissar kann so schön staunen wie Jaecki Schwarz! — angesichts der Wendungen, die der Fall immer wieder nimmt. Man muss aber schon sagen: Ganz ordentlich gehen die dienstältesten aktiven Beamten der „Polizeiruf"-Familie nicht vor bei der Ermittlung. Manche Fragen, die hier gegen Schluss auftauchen, hat sich der versierte Krimifan bis dahin schon dreimal gestellt! Es herrscht ein bisschen viel dramaturgisches Durcheinander bei gleichzeitiger Ermittler-Behäbigkeit. Dafür trifft den Zuschauer aber am Ende die wahrhaft tragische Dimension dieses Kriminalfalls mit Wucht. Denn hinter dem Wirrwarr steckt eine interessante Idee!

Im Sommer stehen Schmücke und Schneider für ihren 50. Fall vor der Kamera (die Ausstrahlung ist für Frühjahr 2013 geplant). Es wird ihr letzter sein. Schwarz und Winkler sollen aber nicht von der Bildfläche verschwinden, der MDR hält an den Publikumslieblingen fest. Kollegin Gerschke wird quasi nur versetzt: nach Weimar, wo sie in der neuen ARD-Vorabendserie „Heiter bis tödlich — die Akte Ex" ab Herbst als Kommissarin Kristina Katzer auf Verbrecherjagd geht.

("Polizeiruf 110: Bullenklatschen", Sonntag, 20. Mai, 20.15 Uhr, ARD)