„Familien-Duell – Prominentenspecial“: Raten mit Onkel Gülle oder die Vertrashung eines Klassikers

Werner Schulze-Erdel hatte es geahnt: „Das will keiner sehen.“ Gemeint war die Neuauflage des „Familien-Duells“ auf RTL. 2275 Mal hat er die Sendung moderiert, das war in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Inzwischen ist der Moderator 62 Jahre alt. RTL hat ihn nicht gefragt, ob er noch mal will. Wahrscheinlich war das gut so. Für Schulze-Erdel.

So blieb ihm die „aufwendige Neuauflage“ seiner Show erspart. Oder eher: die totale Entzauberung. Als Zuschauer hätte man sich einen Splitscreen gewünscht. Links das Familien-Duell aus den 90ern, rechts die Version von heute. Als Mahnmal, was sich im Privatfernsehen in den letzten 20 Jahren verändert hat.

Da wären, zum Beispiel, die Kandidaten. Linker Bildschirm: die harmlos-höfliche Musterfamilie aus Darmstadt: Mama, Papa, Martin und Sarah. Rechts: RTLs „Promi“-Truppe der frühen 2010er, die ausgeschiedene „Bachelor“-Kandidatin Melanie mit schwersttätowierter Fetischtruppe. Einziges Familienmitglied ist Cousin Maik. Der wiederum hat Freundin Belinda im Schlepptau sowie eine Transsexuelle namens Jean. Letztere war mal mit Olivia Jones zusammen, hat Moderator Daniel Hartwich herausgefunden. „Das war toll“, sagt Jean, „Olivia ist mein Ex-Freund und Ex-Freundin in einem.“ In Zukunft will Jean auch mal vor der Kamera stehen und moderieren, so wie Hartwich.

RTLs oberster „Wegmoderierer“ (TV Spielfilm) grinst. Über die Gäste seiner Shows wundert er sich schon lange nicht mehr. Auch nicht über Melanie, die Bachelor-Kandidatin mit dem Fleischfetisch. Sie hat ihm eine selbstgepresste Wurst mitgebracht. Sie, die Wurst, sieht ein wenig mitgenommen aus. „Ich hoffe, deine ist nicht so verschrumpelt“, zwinkert Melanie. Hartwich grinst sein Grinsen. Weitermachen, einfach weitermachen. Heute Abend läuft noch eine Show mit ihm. „Cash Crash“ heißt sie. Guildo Horn, Jürgen Drews und DJ Bobo sind dabei. Es geht um Hindernisparcours, lustige Gummianzüge und Geldbündel, die man nicht fallenlassen darf. Oder so.

Vorher sind die Ochsenknechts dran: Papa, Sohn Rocco und zwei Kumpels. Auf der anderen Seite des Studios wartet die Komikerin Janine Kunze mit ihrem Mann und zwei gemeinsamen Freunden. Hartwich startet das Quiz: „Wir haben 100 Menschen im Publikum nach Instrumenten mit fünf Buchstaben gefragt. Nennen Sie eines.“ Ochensknechts Kumpel Oscar drückt den Buzzer: „Oboe!“ Hartwich schüttelt den Kopf. Fünf Buchstaben! Oscar korrigiert sich: „Ich meinte Oböe!“ Auf der Gegenseite ist jetzt Ehemann Kunze am Drücker: „Gitarre!“

Fürs Finale reicht es bei den Ochsenknechts nicht. „Schön, dass ihr dabei wart“, ruft Hartwich aus seiner imaginären Glasbox am Autoscooter. „Hier geht’s gleich spaßig weiter!“ Vielleicht meint er schon die nächste Show. In der Zwischenzeit darf Kunze-Freund Guido erzählen, warum er „Onkel Gülle“ genannt wird. „Let's Dance“-Gewinner Manuel Cortez wiederum soll raten, warum Dinsosaurier keine guten Haustiere wären, wenn sie heute noch leben würden. Cortez denkt nach, dann hat er es: „Boah, schwierig, ey, zu aggressiv.“ Fürs Weiterkommen reicht die Antwort leider nicht. Am Ende machen die Kunzes das Rennen.

Das nächste Familien-Duell soll ohne Prominente auskommen, so wie früher. Es kann nur aufwärts gehen.