“Frühstücksfernsehen” mit Olli Dittrich: Geschminkte Wahrheiten

Es soll ja Menschen geben, die am frühen Morgen die gute Laune anderer nicht ertragen. TV-Morgenmagazine schalten solche Muffel dann eher nicht ein. An der aufgekratzten Welt der dampfenden Kaffeebecher, heiteren Studiointerviews und pfiffigen Gewinnspiele findet auch Olli Dittrich nur ein perverses Vergnügen. Der wohl genaueste Beobachter unter den deutschen Fernsehhumoristen blättert mit seinem "Frühstücksfernsehen" – wohlgemerkt zu spätabendlicher Sendezeit im Ersten – das ganze schaurige Panoptikum dieses eigenartigen TV-Formats als bittere Pastiche ab. Dittrich als bibbernder Außenreporter Sandro Zahlemann. Dittrich als steifer Nachrichtensprecher Kurt Berghofer. Dittrich als pikierte CSU-Bürgermeisterin Ingrid Höffelhuber. Dittrich als radebrechender HSV-Star Edson Santiago Piporente de la Paz, genannt "Pipo". Und natürlich Dittrich als fescher "Frühstücksfernsehen"-Moderator Sören Lorenz an der Seite von Komoderatorin Claudia Akgün, gespielt von Cordula Stratmann. Es ist eine Schau.

Und es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass es dieses halbstündige Parodie-Format überhaupt gibt. Erst kürzlich berichtete der "Spiegel" im Zuge einer Generalabrechnung mit dem deutschen Unterhaltungsfernsehen, wie die ARD die Bemühungen Olli Dittrichs um eine neue Satiresendung im Ersten ins Leere laufen ließ. Das Ergebnis war "Das Ernste", eine reichlich linkische und unlustige Comedy-Totgeburt, an der Dittrich letztlich nicht beteiligt war. Wahrscheinlich ist es auch nicht ganz einfach, als Fernsehredakteur mit dem "Dittsche"-Star ins Geschäft zu kommen. Olli Dittrich gilt als pedantisch, perfektionistisch und anspruchsvoll. "In den Beiträgen muss alles bis ins Detail stimmen", sagt er über sein "Frühstücksfernsehen" im Interview mit dem WDR: "Es darf nichts an der falschen Stelle übertrieben sein, keine billigen Gags." Der Witz liege "in der genau beobachteten Absurdität des Alltäglichen". Dafür müsse "die Parodie an die Wahrheit herankommen".

Darunter macht es ein Olli Dittrich nicht. Und genau diese Kompromisslosigkeit sieht man auch seinem "Frühstücksfernsehen" an. Bei der ARD hat man die außergewöhnliche Qualität der kleinen Programmperle erkannt. Nachdem zunächst nur eine einzelne Sendung geplant war, soll laut Medienberichten inzwischen die Produktion einer ganzen Staffel beschlossen worden sein.

("Frühstücksfernsehen", Montag, 6. Mai, 23.40 Uhr, ARD)

"Kalkofes Mattscheibe Rekalked":