Neuer “Polizeiruf 110″ aus Brandenburg: Genüsslich vergurkt

Wäre Maria Simon nicht die wunderbar geheimnisvolle Schauspielerin, die sie ist, sie müsste sich womöglich Sorgen machen. Sorgen um ihre Anstellung als "Polizeiruf 110"-Ermittlerin im Brandenburgischen. Weil die 36-Jährige im echten Leben wie auch in der Kommissarsrolle der Olga Lenski ein Kind zur Welt brachte, glänzt sie im aktuellen Fall "Die Gurkenkönigin" mit Abwesenheit. Und die Vertretung? Tanzt gleich mal Polka auf dem Tisch. Die großartige Sophie Rois ist als Schwangerschaftsvertretung Tamara Rusch eine einzige Schau, der zugehörige Film von Wolfgang Stauch (Buch) und Ed Herzog (Regie) der skurrilste ARD-Sonntagskrimi seit Langem.

Staunen im Spreewald: Sophie Rois und Horst Krause. (Bild: RBB / O. Feist)
Staunen im Spreewald: Sophie Rois und Horst Krause. (Bild: RBB / O. Feist)

Warum? Zum Beispiel, weil überhaupt niemand ermordet wurde. Aber doch immerhin fast. Die Chefin (Susanne Lothar) eines Spreewaldgurkenbetriebs (Werbeslogan: "Das grüne Gold des Ostens") wurde von einem Mann mit Vampirmaske tüchtig erschreckt und beinahe abgefackelt. Wäre da nicht Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) beherzt dazwischengegangen. Der Attentäter türmt indes mit seiner Dienstwaffe.

Im atmosphärischen Setting eines feudalen Spreewaldanwesens mischen sich Krause und die Aushilfskommissarin Rusch alsbald unter die Geburtstagsgesellschaft des seltsam teilnahmslosen Beinahe-Opfers, um den Nicht-Fall aufzuklären. In dieser Spreewaldgroteske geht's immer bunter zu, sogar eine Art surreale Traumsequenz leisten sich die Macher. Humor hat das Ganze. Aber wie immer gilt: Man muss ihn auch verstehen. Wer auf die typische Sonntagabend-Krimiunterhaltung samt Show-down hofft, wird bitter enttäuscht sein.

Die Kommissarin macht sich derweil ein bisschen unentbehrlich. Sophie Rois ist als Urlaubsvertretung eine fast verschwenderisch gute Besetzung. Man wünscht sich mehr von dieser seltsamen Ermittlerin, die der Hausherrin Schlaflieder vorsingt und einen Verdächtigen im erotischen Nahtanz nach Waffen abtastet. Realismus wird in diesem Film erfreulich kleingeschrieben. Kaum zu glauben das alles? Ja, kaum zu glauben, dass der RBB diese göttlich vergurkte Produktion durchgewunken hat.

("Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin", Sonntag, 15. April, 20.15 Uhr, ARD)