Neuer “Tatort” aus Stuttgart: Spannung, dein Feind heißt Themenkrimi!

Auch wenn der neue Stuttgarter "Tatort: Tote Erde" am Ende manche Volten schlägt — er ist doch zu eindeutig gegen Umweltsünden gerichtet, die aus Geldgier entstehen, als dass man ihn wirklich spannend nennen könnte. Industrieabfälle im Ländle und deren unrechtmäßige Verklappung: welch ein Skandal! Aber eben eher für Leitartikel als für einen Krimi geeignet. Da nützt es wenig, wenn die Stuttgarter Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) ermittlungstechnisch so ziemlich alles geben, was menschenmöglich ist.

Am Cannstatter Brückenpfeiler, der Freeclimbern als Übungsfelsen dient, wird nächtens ein Kletterer mit einem Luftgewehr abgeschossen, sodass er sich auf hartem Grund sämtliche Knochen bricht. Bald wird klar: Der Kletterer gehörte einer Gruppe von Umweltschützern an, die sich "Ecopirates" nennen und Umweltsünder per Riesenpostern öffentlich machen. Greenpeace lässt grüßen, auch wenn die nicht gleich auf den Titel "Umweltschwein des Monats" gekommen wären.

Es kommt wie es kommen muss im "Tatort": Bald, wenn auch umständlich, wird ein Industrieller als Umweltsünder ausgemacht, der heimlich tödliche Gifte in der Landschaft verklappt. Subunternehmer dienen dem unschönen Zweck, ihnen kommen die Piraten bald auf die Schliche.

Ahnungslos bleibt dagegen für lange Zeit die diesmal zuständige Staatsanwältin — aus Krankheitsgründen ist diesmal die sanft schwäbelnde Natalia Wörner für Carolina Vera eingesprungen. Die Anwältin hat sich ausgerechnet Hals über Kopf in den dreisten Unternehmer verliebt und dabei dem Schergen per Schäferstündchen fast ein Alibi angeboten.

Regisseur Thomas Freundner versucht, dem Stuttgarter "Tatort" zwischen Weinbergsidyll und verseuchter Brache viel Suspense mitzugeben. Doch wirkt die finale Volte reichlich verquält. Und wenn Natalia Wörner unter lauter Hochdeutschen schwäbelt, kommt gar ein wenig Sehnsucht nach dem alten Bienzle auf.

("Tatort: Tote Erde", Sonntag, 21. Oktober, 20.15 Uhr, ARD)