Neuer “Tatort” mit Wotan Wilke Möhring: Tote Hose auf Langeoog

Auch ein Großstadtsheriff braucht mal Urlaub. Blöd nur, dass so ein Erholungsaufenthalt im deutschen Fernsehkrimi meist todsicher auf die nächste Leiche zuläuft. So geht es auch Wotan Wilke Möhring alias Thorsten Falke, von dem man gedacht hätte, dass ihm die Drehbuchschreiber Lebensnäheres auf den sehnigen Leib schneidern, da man schon mal so einen Extraklasse-Schauspieler für die "Tatort"-Reihe gewinnen konnte. Leider ist auch sein zweiter Einsatz am Krimisonntag weder Fisch noch Fleisch, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht so herausragend, wie man das von Fernsehspielen mit Wotan Wilke Möhring gewohnt ist. Immerhin glänzt "Mord auf Langeoog" mit durchweg beeindruckenden Bildern von der windumtosten Nordseeinsel. Schade, dass da die Handlung nicht ganz mithält.

Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) ermitteln auf Langeoog. (Bild: NDR / B. Laewen)
Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) ermitteln auf Langeoog. (Bild: NDR / B. Laewen)

Wie der Zufall so spielt: Eigentlich wollte sich Thorsten Falke vom stressigen Hamburger Großstadtalltag erholen und in einem Aufwasch seinen besten Kumpel Jan Katz (Sebastian Schipper) besuchen, der seit Kurzem mit seiner Frau Mimi (Laura Tonke) und dem gemeinsamen Baby auf Langeoog wohnt. Dann aber wird eine bestialisch ermordete Frau in den Dünen entdeckt – eine Hamburger Galeristin und Fotografin.

Der Tat verdächtigt wird ausgerechnet Mimis jüngerer Bruder Florian (Leonard Carow) – der Teenager wurde blutverschmiert am Tatort gefunden. Klare Sache, möchte man meinen, und ahnt da schon das Gegenteil. Kommissar Falke und seine aus Hamburg nachrückende Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) sind von der Schuld des stammelnden Florian nicht überzeugt. Sie beginnen mit inoffiziellen Ermittlungen - gegen den Widerstand der zuständigen Behörde.

Die wird vertreten durch eine unterkühlte Kommissarin mit strenger Kurzhaarfrisur und schwerer Hornbrille: Nina Kunzendorf spielt diese Christine Brandner famos. Die Schauspielerin, die unlängst erst beim Frankfurter "Tatort" als Kommissarin Conny Mey die Brocken hinwarf, ist neben dem eindrucksvoll fotografierten Nordseeeiland die zweite Hauptattraktion in einem ansonsten durchwachsenen ARD-Krimi.

Eigentlich sind der Regisseur Stefan Kornatz (übrigens privat liiert mit Nina Kunzendorf) und sein Drehbuch-Co-Autor Max Eipp große Könner ihres Metiers. Hier aber ist ihnen ein Stück Meterware rausgerutscht. Ein dahinschleichender Fall ohne Tempo. Nebenfiguren aus der Klischeekiste, vom kauzigen Wattführer bis zum zwielichtigen Kneipenwirt.

Bleibt zu hoffen, dass beim dritten Fall endlich die Handbremse gelockert wird. Immerhin werden die Stellschrauben neu justiert. Das Duo Falke / Lorenz wird als erstes in der über 40-jährigen "Tatort"-Geschichte für die Bundespolizei arbeiten. Als Team-Mitglieder einer in Norddeutschland operierenden Sondereinheit befassen sie sich künftig mit Fällen von illegaler Flüchtlingsschleusung. Ein Film mit dem Titel „Kaltstart“ wurde jüngst in Bremerhaven abgedreht. Weitere Stoffe werden derzeit von renommierten Autoren wie Stefan Kolditz ("Unsere Mütter, unsere Väter"), Friedrich Ani ("Das unsichtbare Mädchen") und Thomas Stiller ("Unter dem Eis") entwickelt.

("Tatort: Mord auf Langeoog", Sonntag, 24. November, 20.15 Uhr)