Schlager rockt die ARD: Über drei Stunden mit dem “Phänomen” Helene Fischer

"Du bist ein Phänomen", singt Helene Fischer in einem ihrer größten Hits. Phänomenal ist auch die zierliche Blondine selbst. Die 28-Jährige ist nicht nur mit Talent und Attraktivität gesegnet, sondern auch mit einer beinahe unerschöpflichen Energie: Knapp 50 Konzerte vor 350.000 Zuschauern in 60 Tagen - das war das Pensum, das der Schlagerstar im vergangenen Jahr auf Tour bewältigte. Ein extremer Kraftakt, bei dem sich Helene Fischer auch hinter den Kulissen von der Kamera begleiten ließ. Herauskam ein 90-minütiger Dokumentarfilm, der vor allem eines deutlich macht: Hinter dem ganzen Bühnenglamour stecken eine große Portion Ehrgeiz und akribische Arbeit. Das Erste zeigt "Helene Fischer - Allein im Licht", eine Koproduktion des MDR und der Potsdamer Filmschmiede teamWorx ("Unsere Mütter, unsere Väter"), an Christi Himmelfahrt um 22 Uhr - direkt im Anschluss an einen Konzertmitschnitt aus der Hamburger O2-World ("Helene Fischer - Für einen Tag", 20.15 Uhr).

Hochkonzentriert: Helene Fischer probt backstage (Bild: MDR / teamWorx / K. Ehlers).
Hochkonzentriert: Helene Fischer probt backstage (Bild: MDR / teamWorx / K. Ehlers).

Rund ein halbes Jahr lang hat Filmemacher Kai Ehlers den Superstar auf Tour begleitet. Die Kameras waren bei Presseterminen und Besprechungen mit Produktion und Plattenfirma genauso dabei wie bei Castings und Proben. Auch, als ein Stimmverlust die Tournee-Produktion in eine tiefe Krise stürzte, wurde mitgefilmt. Dass der Film die Sängerin und Silbereisen-Lebensgefährtin von ihrer "privaten Seite" zeigt, wie in einigen Vorankündigungen geschrieben wurde, ist zwar nicht unbedingt haltbar, aber ganz sicher kann man sich nach diesen 90 Minuten ein ziemlich gutes Bild von der Persönlichkeit Helene Fischers machen. Glamourgirl, Powerfrau, Superstar - Schubladen, die sich nach und nach mit Leben füllen. "Allein im Licht" sei "ein sehr persönlicher Film über eine junge Frau, die mehr ist als ein Schlagerstar", sagt Produzent Sascha Schwingel ("Hindenburg") über seine erste Musikdokumentation. "Welche Dimension und Intensität dieses Projekt entwickeln würde, war zu Beginn nicht abzusehen."

Helene Fischer wird zum Star - hinter der Bühne (Bild: MDR/teamWorx/K. Ehlers).
Helene Fischer wird zum Star - hinter der Bühne (Bild: MDR/teamWorx/K. Ehlers).

Immer wieder stehen Aufnahmen von großer Intimität Bildern gegenüber, die Helene Fischer beim Auftritt oder mitten unter ihren Fans zeigen. Und ja, sie sieht auch ungeschminkt und ohne High-Heels richtig gut aus, und ja, sympathisch kommt sie auch noch rüber. Der Titel "Allein im Licht" scheint am Ende brillant gewählt für einen Film, der sich ganz auf die Künstlerin und das "Phänomen Helene Fischer" konzentriert. "Allein im Licht" ist kein Beitrag über Schlagermusik und natürlich auch keiner, der diese Musikrichtung auch nur ansatzweise in Frage stellen würde, sondern ein Porträt, das deutlich macht, dass die gelernte Musical-Darstellerin nicht zufällig in die Unterhaltungs-A-Klasse aufgestiegen ist.

Mal ohne High-Heels: Helene Fischer tanzt für die Crew (Bild: MDR/teamWorx/Ehlers).
Mal ohne High-Heels: Helene Fischer tanzt für die Crew (Bild: MDR/teamWorx/Ehlers).

Helene Fischer weiß, was sie will, und die Russlanddeutsche ist eine Entertainerin, wie sie dieses Land lange nicht gesehen hat. Aber wenn sie sich im Film nachdenklich an die "Ochsentour" erinnert, an all die Dorffeste und Zelt-Auftritte, die sie in ihren Anfängen absolvierte, wird klar: Geschenkt wurde auch einer Helene Fischer, der ersten Schlagersängerin, der die ARD 195-Primetime-Minuten einräumt, nichts.

("Helene Fischer - Allein im Licht", Donnerstag, 9. Mai, 22 Uhr; "Helene Fischer - Für einen Tag", Donnerstag, 9. Mai, 20.15 Uhr, ARD)

"Kalkofes Mattscheibe Rekalked":