“Tatort” Nummer zwei aus Saarbrücken: Devid Striesow unter Rockern

Vor einigen Wochen feierte Devid Striesow - unzweifelhaft einer der besten deutschen Schauspieler seiner Generation - sein Debüt als "Tatort"-Kommissar aus dem Saarland. Schwankte der Auftaktfilm "Melinda" noch zwischen skurrilen, aber gelungenen Soli seines Hauptdarstellers und einer anfangs spannenden, dann aber immer bekloppter werdenden Handlung, scheint Kommissar Jens Stellbrinks zweiter Fall vollends in die Krachlederhose zu gehen. Für "Eine Handvoll Paradies" begibt sich der witzige Soft-Ermittler unter eine Rockerbande, die keinerlei Spaß versteht. Leider kommt selbiger auch beim Zuschauer nicht auf. Zu hanebüchen sind die qualitativen Mängel dieses "Tatorts".

Bei den saarländischen Rockern "Dark Dogs" ist ein Mitglied zu Tode gekommen, die Kommissare Jens Stellbrink (Striesow) und Lisa Marx (Elisabeth Brück) ermitteln. Altmitglied Rüde (Claude-Oliver Rudolph) starb wohl kaum den klassischen Unfalltod auf der Harley, denn bei seinem Genickbruch hat jemand nachgeholfen. Softie Stellbrink gegen die harte Rockergang, deren Mitglieder logischerweise der Reihe nach als Verdächtige unter die Lupe genommen werden. Es hätte ein witziger, ja vielleicht sogar schlauer Film über Gewalt und mit welchen Mitteln man ihr begegnet hätte werden können. Leider erstickt Stellbrinks zweiter Fall an seiner lustlos konstruierten Handlung sowie albernen Figuren und billigen Bildern, die sich meist nur auf Vorabendkrimi-Niveau bewegen.

Ende Januar holte Devid Striesow mit seinem "Tatort"-Debüt "Melinda" bärenstarke neun Millionen Zuschauer für den kleinen SR, der außer ein bis zwei "Tatort"-Filmen pro Jahr keine weitere Fiction produziert. Auch wenn die Erfolgsmarke "Tatort" aufgrund seiner Heerscharen von Fans sehr stabil ist, darf doch bezweifelt werden, dass derart lieblos gemachte Krimis weiterhin neun Millionen Zuschauer locken. Und wenn dem doch so sei, man könnte sich nicht darüber freuen. Die Analogie zwischen Rockerszene und filmischer Spaghetti-Western-Ästhetik hätte ebenfalls spannend werden können, doch auch diese Idee scheiterte kläglich. Das Drehbuch von Felice Götze ("Soko 5113") wirkt künstlich, uninspiriert und völlig unspannend.

Dazu sehen die Rocker mit ihren angeklebten Haaren und Saubermann-Lederkutten so aus, wie sich die Oma von nebenan harte Kerle vorstellt. Im Vergleich waren sogar Messer-Jocke und Blut-Svente im Kinderfilm "Pippi in Taka-Tuka-Land" realistischere Bösewichte. Am schlimmsten ist jedoch, dass selbst Striesows Aufritte als softer Sponti-Kommissar bereits im zweiten Fall konstruiert witzig und ziemlich erwartbar ausfallen. Im Sinne des "Tatorts" und des Talents von Devid Striesow muss man darum bitten: Gebt dem Mann bessere Drehbücher und stellt ihm ein paar Profis mit echten Ambitionen außer "Quote durch Witzigkeit" an die Seite.

"Tatort: Eine Handvoll Paradies" (Sonntag, 07.04., 20.15 Uhr, ARD)

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