„Tatort: Türkischer Honig“: Simone Thomalla an der Familien-Front

Na, sieh einer an: Hauptkommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) hat also eine Halbschwester (Josephine Preuß), die zur Hälfte türkisch ist. Und einen Schwerverbrecher-Vater, der im Gefängnis sitzt – wohin ihn die Kriminalerin einst eigenhändig befördert hat. Und dann spricht auch noch der oft ebenso blasse wie naseweise Technik-Kollege Menzel ebenfalls Türkisch – weil seine Familie von der Schwarzmeerküste stammt. Es sind einige Überraschungen, die der neue Leipziger „Tatort“ bereithält. Dass sich Saalfeld und Keppler (Martin Wuttke) mitten im wüsten Ermittlungsdurcheinander mal wieder wie ein altes Ehepaar aufführen und ziemlich heftig miteinander flirten, obwohl sie doch schon so lange geschieden sind, verwundert dagegen nicht weiter. Diesen Stuss kennt man aus früheren Fällen.

Kommissarin Saalfeld (Simone Thomalla, rechts) lernt ihre Halbschwester (Josephine Preuß) kennen. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)
Kommissarin Saalfeld (Simone Thomalla, rechts) lernt ihre Halbschwester (Josephine Preuß) kennen. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)

Der Film, auf dessen Aktendeckel, die MDR-Redaktion „Türkischer Honig“ geschrieben hat, beginnt ungewöhlich rasant: Reifen quietschen, Türen schlagen. Aus einem schwarzen Van springen vermummte Gestalten und entführen Julia Bahring (Preuß) vor den Augen ihrer entsetzten Schwester (Thomalla). Der jüngste Krimi-Einsatz ist der Kommissarin diesmal fast vor die Füße gefallen. Schnell übernehmen Keppler und Saalfeld die Spurensuche, die sie in Unterwelt-Milieu von Spielhallen, Shisha-Bars und halbseidener Unternehmer führt. Vom Paukenschlag-Auftakt des Films (Regie: Christine Hartmann, Drehbuch: Andreas Pflüger) sollte man sich nicht täuschen lassen. Das hohe Tempo ist rasant wieder raus. Schon bald schleppt sich die Handlung Honig-zäh dahin. Und auch Julia taucht umgehend wieder auf.

Die Methoden von Kommissar Keppler (Martin Wuttke) sind beherzt. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)
Die Methoden von Kommissar Keppler (Martin Wuttke) sind beherzt. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)

Tatsächlich ruft nämlich der Mord an einem türkischen Geschäftsmann die Kommissare auf den Plan: Durch Geldverleihen hatte sich Abdul Günes, der erstochen in seiner Wohnung aufgefunden wurde, in Kleingewerbetreibendenkreisen viele Freunde, Feinde und zu viele Abhängigkeiten geschaffen. Der Verdacht, mehr von der Bluttat zu wissen, fällt auf Abduls Sohn Ersoy (Denis Moschitto). Keppler nimmt ihn in die Zange und erfährt nach und nach Brisantes, was Kollegin Saalfeld unangenehm werden könnte: Verbindungslinien führen nämlich just in die JVA, in der ihr Vater einsitzt.

Im Verhörraum nimmt Saalfeld (Simone Thomalla) einen Verdächtigen in die Klemme. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)
Im Verhörraum nimmt Saalfeld (Simone Thomalla) einen Verdächtigen in die Klemme. (Foto: MDR/Saxonia Media/Junghans)

„Tatort: Türkischer Honig“ ist ein Krimi, der niemanden überfordert, sich an vielen Klischees abarbeitet und auf Gutgläubigkeit setzt. Der ohnehin in Leipzig ziemlich gut gefüllten Vorrat an Anekdotischem aus dem Privatleben der Kommissare wird hier noch einmal kräftig aufgestockt. Wirklich zwingend wirkt nichts an diesem Film – am wenigsten der Einschalimpuls.

(„Tatort: Türkischer Honig“, Mittwoch, 1. Januar, 20.15 Uhr in der ARD)