Verschwendete Kohle: „Deutschlands größte Grillshow“ im ZDF

Vielleicht wird „Deutschlands größte Grillshow“ in die Geschichte eingehen. Als die Sendung, die den Kochwahn im TV auf die Spitze getrieben hat. Der Glaube an die Macht des Gastrofernsehens muss inzwischen religiöse Züge haben, wenn das ZDF am Samstagabend, auf dem heiligen „Wetten, dass..?“-Sendeplatz, acht Menschen beim Grillen in einer Tennishalle abfilmt.

Verantwortlich: Johann Lafer (l.) und Horst Lichter präsentieren die Grillshow (Bild: ZDF/Norman Kalle)
Verantwortlich: Johann Lafer (l.) und Horst Lichter präsentieren die Grillshow (Bild: ZDF/Norman Kalle)

Mag sein, dass Wurstbraten im Trend liegt und Hightech-Grills die letzte Bastion der Männlichkeit sind, wie der „Spiegel“ neulich behauptete – als Show-Idee war das Ganze so zündend wie eine zweieinhalbstündige Übertragung vom Wettbügeln. Wenn die eingeladenen Promis – u.a. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, Boxer Axel Schulz und Moderatorin Nazan Eckes – doch wenigstens eigene Rezepte mitgebracht hätten. Stattdessen bestand die Aufgabe darin, Kreationen von Profikoch Johann Lafer nachzubrutzeln. Von nun an hieß es, Geflügel-Zitronengrasspieße mit Erdnuss-Chili-Vinaigrette, Quark-Soufflés mit flambierten Rumfrüchten, Vanillesabayons und Himbeer-Sorbets auf den Rost zu bringen. Also das ganz normale Grillprogramm von der heimischen Terrasse.

Manches Gericht gelang Lafer nicht mal selbst. Seine geräucherte Lachsforelle ging gleich zweimal in Flammen auf – sehr zur Freude von Horst Lichter. „Du könns' von dään Kandidaten noch was lernen“, frotzelte der kölsche Co-Moderator. Ansonsten versuchte sich Lichter in seiner Standardrolle als Fips Asmussen der Kochbranche. Zum Auftritt von Lafer: „Isch kenn Jrillkohle, die sisch freiwillisch anzündet, wenn dieser Mann kommt.“ Als Löcher in einen Karton gestochen werden müssen: „Vorsischt, da is mein Määrschweinsch'n drin!“ Zur Fleisch-in-Fleisch-Kreation „Kalbswurst im Schweinefilet“: „Isch glaube, die Ferkel kannten sisch“. Kalbswurst – Ferkel? Ejaal.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: TV-Köche in der Jury unter sich (Bild: ZDF/Norman Kalle)
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme: TV-Köche in der Jury unter sich (Bild: ZDF/Norman Kalle)

Seriöses Gegengewicht sollen die Juroren sein, vier weitere Köpfe aus dem unüberschaubaren Pool der „TV-Köche“. Ihre Aufgabe ist es, den Grillerfolg der nach Bundesländern sortierten Promis zu beurteilen. „Ich habe ein Problem mit der Mayonnaise“, sagt Alexander Herrmann. „Ich bin begeistert, wie der Süden die Spieße auf den Grill gelegt hat“, jubelt Cornelia Poletto. „Ich habe heute kaum was gegesssen. So, wie das hier aussieht, wird es auch so bleiben“, stirnrunzelt Kolja Kleeberg.

Im Vergleich dazu gehen die Wortbeiträge der Promis am Grill gegen null. Vor lauter Hacken, Würzen und Grillen bleibt kaum Zeit, das Geschehen zu kommentieren. Selbst Wolfgang Kubicki, nicht gerade als introvertierter Schweiger bekannt, verstummt für die Dauer der Sendung fast vollständig. Vielleicht liegt es am Urteil der Jury. Kubicki und seine Partnerin, die Schauspielerin Eva Habermann, fallen regelmäßig durch. Zu wässrig, die Mayonnaise, zu hart die Grilltomate, zu verbrannt das Fleisch.

Chance verbraten: Wolfgang Kubicki und Eva Habermann (Bild: ZDF/Norman Kalle)
Chance verbraten: Wolfgang Kubicki und Eva Habermann (Bild: ZDF/Norman Kalle)

Als Sieger dieses fraglichen Wettstreits geht schließlich „Grillteam Ost“, Stefanie Hertel und Axel Schulz, hervor. Nicht, dass das noch jemand kümmern würde. Zu dem Zeitpunkt dürfte die Mehrheit der Zuschauer dem Rat von Co-Moderatorin Miriam Weichselbraun gefolgt sein: „Machen sie ein Bier auf, den Grill an.“ Und den Fernseher aus.