„Wild Girls“: Sarah „Dingens“ wimmert wieder

Im ersten Moment möchte man RTL fast danken. Zwölf Doppel-D-Promis auf einmal in die Wüste zu schicken, noch dazu mit deren Zustimmung, das kann ja nur ein Gewinn für die deutsche Fernsehlandschaft sein. Doch die Enttäuschung folgt auf den Fuß, handelt es sich doch nicht um ein Aussteigerprojekt, das die Fernseh-Crew hier begleitet, die „Wild Girls“ haben alle ihren Rückflug schon gebucht. Los werden wir die „Bachelor“-Exen, Zuhältergattinnen und „Big Brother“-Exhibitionistinnen mit dieser Show wohl nicht. Bleibt nur, das Beste aus der Situation zu machen – und auf Sarah Knappik zu hoffen. Zum Glück ist auf die weinerliche „Dingens“ Verlass.

Auf High Heels durch Afrika: Die „Wild Girls“ kennen keinen Schmerz (Bild: RTL / Udo Rothstein)
Auf High Heels durch Afrika: Die „Wild Girls“ kennen keinen Schmerz (Bild: RTL / Udo Rothstein)

Wüste statt Urwald, Afrika statt Australien: Wer sich von den „Wild Girls“ ein sommerliches Äquivalent zum Dschungelcamp versprochen hat, dürfte nach der ersten Sendung ein wenig enttäuscht sein. Denn ekelerregende Bäder in tausenden von Krabbelviechern oder Känguru-Hoden zum Nachtisch gibt es hier nicht. Die einzige Challenge, die Kader Loth, Fiona Erdmann und Barbara Herzsprung – mit 60 übrigens die Gruppenälteste – zu bewältigen haben, ist der zeitweise Abschied von der Zivilisation. Oh, und natürlich der Zickenkrieg des Jahrhunderts.

Kaum in Namibia gelandet, ziehen nämlich schon die ersten Wolken am rosaroten Girlie-Himmel auf. „Hier wird’s noch Mord und Tortenschlag geben oder wie das heißt“, prophezeit Sara Kulka, als sie ihre Mitstreiterinnen zum ersten Mal sieht. Besonders eine Dame macht der einstigen Topmodel-Kandidatin, die ganz früher mal an der Stange getanzt hat, große Sorgen: Namensvetterin Sarah Knappik. Die brachte bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ vor zwei Jahren immerhin schon Indira Weis, Mathieu Carrière und ganz Fernsehdeutschland zur Weißglut – und macht nun Anstalten, diese (zugegebenermaßen unterhaltsame) Nummer in Afrika zu wiederholen.

Schon beim Begrüßungsessen ist Fräulein „Dingens“ – so tauften sie damals Sonja Zietlow und Dirk Bach – mal wieder einfach alles zu viel. Der Stamm der Himba, bei denen sich die „Wild Girls“ einquartieren, will seinen deutschen Gästen zu Ehren eine Ziege schlachten. Doch während Sophia Wollersheim, ihres Zeichen platinblondes OP-Opfer und Angetraute von Rotlichtgröße Bert Wollersheim, unbeeindruckt über den Geschmack von Ziegenfleisch philosophiert, geht für Sensibelchen Sarah eine Welt unter. „Ich kann das nicht sehen. Ich will nicht mit diesen Bildern in meinem Leben leben“, mit diesen Worten ergreift das Model wimmernd und heulend die Flucht.

Anatomiestunde mit Kader Loth (Bild: RTL)
Anatomiestunde mit Kader Loth (Bild: RTL)

Von Szenen, die es lieber nie gesehen hätte, kann derweil auch das Publikum ein Liedchen singen. Zum Beispiel dann, als Kader Loth direkt mit den weiblichen Stammesmitgliedern auf Tuchfühlung geht – und zwar beim gegenseitigen Busenabtasten. Nicht minder absurd mutet es an, wenn Conchita Wurst den verdutzten Einheimischen zu erklären versucht, warum sie eigentlich einen Vollbart trägt. Die Himba verstehen zwar kein einziges deutsches Wort, die österreichische Sängerin („Natürlich gehe ich aufs Damenklo, ich habe Brüste!“) plappert dennoch schmerzbefreit drauflos. Immerhin erfahren wir bei der Gelegenheit, was es eigentlich mit ihrem Künstlernamen auf sich hat: „Wurst ist die Verniedlichung des männlichen Geschlechtsteils.“

So erhellend die kleine Anatomiestunde auch sein mag, wirkliche Spannung will sich in der ersten Episode nicht entwickeln. Doch die Vorschau auf kommende Woche verspricht Großes: Dann bröckeln die Fassaden und das dicke Make-up. Und auch der heimliche Star der Show wird sich wieder von seiner besten Seite zeigen. Wir sagen nur: „Leg dich nicht mit Sarah Knappik an!“