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"Menschen bei Maischberger": Viel verschenktes Potenzial

Am Dienstagabend wurde in der Sendung "Menschen bei Maischberger" das Thema "Sexuelle Vielfalt. Mann, Frau, egal?" behandelt. Die Gäste hätten unterschiedlicher nicht sein können: Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, ESC-Gewinnerin und Travestiekünstlerin Conchita Wurst, die Transsexuelle Alicia King mit ihrer Frau Nicki King, der homosexuelle Vater Johannes Zeller sowie AfD-Fraktionschef Björn Höcke und die katholische Theologin Michaela Freifrau Heereman nahmen an der Talkrunde im Ersten teil.

Hatte sich der Sender offenbar eine hitzige Diskussionsrunde gewünscht, wurde er am Ende ziemlich enttäuscht: Trotz kontroverser Ansichten verlief der Talk vergleichsweise harmlos. Noch vor der Sendung hatte Björn Höcke im Zuge seines Wahlkampfes davon gesprochen, dass es in der "Menschen bei Maischberger"-Folge um "Gendermainstreaming und andere Geisteskrankheiten" gehen würde. Direkt darauf angesprochen entgegnete er nur, dass es sich um "gepfefferte Rhetorik" gehandelt habe. Damit war das Thema auch schon wieder vom Tisch.

Der Fokus lag vor allem auf den unterschiedlichen Lebensentwürfen der Gäste: Wie ist die Kunstfigur Conchita Wurst entstanden? Wie ging Nicki King damit um, dass ihr Mann zur Frau wurde? Mit welchen Schwierigkeiten sah sich das homosexuelle Paar mit Kinderwunsch konfrontiert? Conchita Wurst, die mit bürgerlichem Namen Tom Neuwirth heißt, verriet: "Als Tom spreche ich Dialekt, als Conchita würde ich das nie tun."

Nicki King gab hingegen über den Lebenswandel ihres Mannes zu Protokoll: "Dass ich plötzlich keinen Mann mehr, sondern eine Frau an meiner Seite hatte, war nicht einfach. Ich habe einige Zeit gebraucht, um das zu verstehen. Und ich habe mich gefragt: Hält unsere Beziehung das aus?" Und auch Johannes Zeller berichtet von den Problemen, wenn ein Homosexueller einen Kinderwunsch hegt: "Am Anfang hatten mein Partner und ich auch Probleme mit der Leihmutterschaft. Ein Kind zur Adoption hätten wir in Deutschland aber nicht erhalten."

Am Ende wurden jedoch – auch aus Mangel an Zeit – interessante und vor allem wichtige Fragen nur angerissen: Adoptionsrecht, Leihmutterschaft, der Umgang mit neuen Familienmodellen und den konservativen Vorbehalten, der Sexualkundeunterricht in der Schule. Zwar kam es zum Ende hin doch noch zu einer angeregten Diskussion, doch gerade, als es etwas spannender wurde, musste Sandra Maischberger ihre Sendung aus Zeitgründen beenden.

Bild Copyright: Faecbook/maischberger