German Psycho – willkommen auf der Model-Couch

In der dritten Ausgabe der "Model WG" greifen die Serienmacher von Pro Sieben in die psychologische Trickkiste. Nicht nur das Geheimnis Annis preußischen Gehorsams wird gelüftet - auch die hypermotorische Tessa wird mit pädagogischer Brachialgewalt zumindest kurzzeitig zur Raison gebracht.

Zunächst einmal erklärt uns Anni das „Prinzip Fremdscham". Beim Fotoshooting mit Marcel Steger schlüpfen Sarina, Tessa und Co. in das recht spärliche Gewand bekannter Actionheldinnen. Lediglich mit Swarowski-Glitzer und etwas Farbe bekleidet, geben die Mädels alles. Alle Mädels? Nein! Tessa hat mal wieder ganz eigene Vorstellungen von dem, was Marcel Steger als „Spagat zwischen Mode und Kunst" versteht und rauscht beleidigt ab. Anni, die „immer Bock auf Shooten hat", kann ihre stellvertretende peinliche Berührung aber schnell zu ihren Gunsten wandeln - und drängt sich eilig noch einmal vor die Linse.

Modelaspirantin Anni kennt keine
Widerworte (Bild Oliver S., Pro Sieben).

Anni? Find ich gut ...
Nur kurze Zeit später erlangen wir tiefere Einblicke in die Psyche der blonden Musterschülerin. Versandhändler und Hauptsponsor „Otto" lädt zum Casting nach Hamburg. Anni will das erwartungsgemäß „unbedingt schaffen". Während in der eher tristen Kulisse, die mit ihrer Holzvertäfelung bestenfalls Pennälerherzen höher schlagen lassen könnte, die vermeintlichen Bestelltrends der kommenden Saison präsentiert werden, bringt es ein Katalog-Juror erschreckend deutlich auf den Punkt: „Anni überzeugt durch ihre Passform". Na das geht doch runter wie keimfreie Schmierseife. Zur Belohnung für so viel Konformität darf die Schwerinerin zum Covershooting nach Miami.

„Einfach den Mund halten"
Was die eine an Contenance zu viel hat, könnte der anderen so gar nicht schaden. Nicht gerade ein stilles Wasser, besticht Tessa vor allem durch hysterische Freuden-, Wut- und sonstige Ausbrüche. Laufstegcoach Macon Reid soll die Damen wieder am Riemen reißen und drillt das Sextett zu Zucht und Ordnung. Dass der Boden der Tatsachen rutschig ist, muss WG-Loserin Denise schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Auch Aline bekommt ihr Fett weg. „Einfach den Mund halten", meint die Model-Dompteurin. Die Schocktherapie scheint zu fruchten: So viel pädagogische Strenge zwingt selbst Lautsprecher Tessa in die Knie. Die will sich ab sofort „nur noch hingeben".

Denise will endlich wieder Publikum (Bild Bernd Jaworek, Pro Sieben).

Bewegungstherapie à la Madonna
Der hibbelige Designer Chang 13 lässt die WG-Bewohnerinnen nach seiner schrillen Pfeife tanzen. Für den Designer soll „gevogued" werden. Dass dieser Reigen in den 80er Jahren selbst bei Popdiva Madonna etwas seltsam anmutete, führt Herr Chang auf die kathartischen Bedürfnisse der „Großen Depression" zurück. Diese für Historiker wahrscheinlich wirklich deprimierende Verortung sorgt immerhin dafür, dass die sonst eher freudlose Denise endlich so etwas wie Leidenschaft an den Tag legt.

Am Ende dürfen die zurechtgestutzten Schönheiten dann nach Paris. Dort sucht Designer John Ribbe zufälligerweise noch Angestellte für seine Fashionshow. Ob Denise endlich einen Job bekommt? Motivationstrainer Peyman lässt diese Frage bis zur nächsten Folge im Dunkeln. Ein geschickter psychologischer Schachzug? Wir warten nächsten Donnerstag auf der Model-Couch.

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