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Katarina Witt über ihre Stalking-Opfer-Rolle: “Ich habe nichts verarbeiten müssen”

Stalking - ein heißes Thema, auch im Film. Eisläuferin Katarina Witt vermarktet jetzt das dunkelste Kapitel ihres Lebens. Sat.1 hat aus dem Stoff einen Thriller gefertigt. Der Clou: Witt spielt Witt.

Katarina Witt spielt in "Der Feind in meinem Leben" ein Stalking-Opfer (Bild: SAT.1 / Conny Klein)
Katarina Witt spielt in "Der Feind in meinem Leben" ein Stalking-Opfer (Bild: SAT.1 / Conny Klein)

Laute Musik, lärmende Gäste? Ein Fall für die Polizei. Weil im riesigen Haus von Eisläuferin Katarina Witt (die sich selbst spielt) die Regler ein wenig zu hoch geschoben sind, muss ein Streifenwagen anrücken. Das Polizistenduo Breiler (Matthias Koeberlin) und Lorenz (Martin Brambach) macht der Hausherrin klar, dass die Party so nicht weitergeht, und stößt auf eine verständnisvolle Gastgeberin. Wie sollte Witt ahnen, dass ihr bei der Begegnung mit der Staatsgewalt "Der Feind in meinem Leben" gegenübertritt? So heißt der Sat.1-Thriller am Mittwoch (20.15 Uhr).

Denn der Duft der mondänen Welt von Prominenz und Geld vernebelt dem netten und schüchternen, aber einfach gestricktem Polizisten Martin Breiler den Kopf. Sein Leben nimmt eine Wendung. Die Beziehung zu seiner Frau Sabine (Valerie Niehaus) und ihren beiden Kindern kippt. Er kauft sich vom Ersparten einen gebrauchten Porsche und gefährdet die mühevolle Finanzierung des Eigenheims. Sein Leben ist fortan auf die Eislaufprinzessin ausgerichtet. Er setzt alles daran, um in ihrer Nähe zu sein. Er bietet sich als Sicherheitsexperte an, aber in Wirklichkeit wird er zum Stalker - mit katastrophalen Folgen.

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Katarina Witt und Stalker - war da nicht was? 1992 wurde ein 47-jähriger US-Amerikaner von einem Gericht schuldig gesprochen, die Olympiasiegerin bis zu ihrem deutschen Wohnhaus verfolgt und ihr mehrfach Briefe obszönen Inhalts geschrieben zu haben. Sehen wir jetzt also den beklemmendsten Ausschnitt aus Katarina Witts Lebensgeschichte? Ein Stück später Verarbeitung?

"Ich habe nichts verarbeiten müssen", wehrt Witt fast etwas trotzig ab. Sie lehnt es auch ab, über Details von damals reden. Aber in ihren Gesprächen mit Autor und Regisseur Bernd Böhlich, den sie seit fast 25 Jahren kennt, habe sie ihm ihre Erfahrungen mitgeteilt, sagte die 47-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Somit habe er sich besser in den Stalker hineinversetzen können, so Witt. "Wir wissen ja nicht wirklich, was in ihren Köpfen vorgeht."

Böhlich geht etwas weiter: "Ihre Ängste, Verzweiflung, ihre Worte" seien in das Buch eingeflossen, sagte der Autor dem Sender Sat.1. Böhlich schrieb die Geschichte daher im Wesentlichen auf den Polizisten Breiler und seinen wirren Kopf zu. Für mich war es meine erste große Hauptrolle und die habe ich eher ruhiger angelegt", sagt Witt. "Matthias spielt den Charakter des Stalkers so herausragend, dass natürlich auf ihm das Hauptaugenmerk liegt."

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Matthias Koeberlin, Träger des Deutschen Fernsehpreises 2007, treibt in der Rolle des Stalkers das Spiel in der Tat unermüdlich an. Kraftvoll leidenschaftlich, schwitzend, hoffend, bangend, immer am Rande des Kollapses. Doch auch sein immenser Einsatz kann nicht über ein eher schlappes Drehbuch hinwegtäuschen: Zum Schluss kommt es dann tatsächlich wie beim Boulevardtheater zur großen Begegnung aller Schauspieler samt Kindern auf Katarina Witts Terrasse.

Sat.1 hat den fiebrig-zittrigen Streifen mit berechenbarem Ausgang als "großen Eventfilm" angekündigt. Ob das Publikum dieser Empfehlung folgen wird? Schwierig zu beurteilen, denn der Münchner Privatsender hat den Thriller mal nicht - wie gewohnt am Dienstag - sondern am Mittwoch platziert und tritt damit gegen die Konkurrenz der ARD an, die in Sachen Film am Wochentag Mittwoch Platzhirsch ist.