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Wilson Gonzalez Ochsenknecht: Abschied von leichter Unterhaltung?

Waffen, Krieg und Gewalt lehnt er ab. Warum er privat dennoch fanatisch sein kann? Oder beruflich gerne Charaktere spielt, die ganz anders sind? Wir haben beim Nachwuchsschauspieler nachgefragt.

Er ist und bleibt ein wilder Kerl: Wilson Gonzalez Ochsenknecht als "Tier" (Bild: ProSieben)
Er ist und bleibt ein wilder Kerl: Wilson Gonzalez Ochsenknecht als "Tier" (Bild: ProSieben)

Vorab-Kritik: „Stop War, Make Fun" - Willkommen im Krieg

Dein neuer Film „Willkommen im Krieg" bezeichnet sich als „Antikriegskomödie". Hat der Dreh dich nachdenklich gemacht?

Ja klar, wir haben oft über Kriegseinsätze und deren Folgen nachgedacht. Unser Trainer, der selbst lange beim Bund war, hat uns ein paar wahre Geschichten erzählt. Es ist zwar nur ein Film, aber trotzdem nah an der Realität.

Hast du bei der Bundeswehr gedient? Wenn nein, warum nicht?

Nein, ich hatte keinen Bock und wurde zum Glück ausgemustert. Ich bin auch absolut kein Fan von Krieg.

Du spielst den Rüpel in der Truppe: Das „Tier" liebt Waffen und spricht nicht viel — Wie viel Tier steckt in dir?

Ich bin ja kein Kriegs- und Waffenfreund, eher das komplette Gegenteil. Ich bin aber, so wie Tier, ein ruhiger Mensch. Bei den Dingen, für die ich mich interessiere, bin ich genauso enthusiastisch. Ich liebe Filme über alles und muss mindestens 2-3 neue in der Woche gesehen haben. Wenn ich sie gucke, dann in bester Qualität. Bei Musik genauso, da bin ich eben Perfektionist. Das gilt aber nicht für alle Bereiche, für Ordnung zum Beispiel überhaupt nicht.

Du bist bekannt geworden durch die Rolle des „Marlon" in „Die wilden Kerle". Ein wilder Kerl, ein starker Kerl: Hättest du Lust, mal einen ganz anderen Charakter zu verkörpern? Wenn ja, welchen?

Lustigerweise hat sich das in den letzten 2 Jahren von selber gewandelt. Ich probiere ziemlich viel aus. Ich habe keine spezifischen Vorstellungen, Hauptsache, die Rollen sind nicht dieselben. Mich interessiert, was man aus den Charakteren rausholen kann, da geht man manchmal selber an seine Grenzen. Starke Typen spiele ich gerne. Oder Assis, weil ich das halt selber nicht bin. Es macht Spaß, das so ausleben zu können, ohne Probleme zu kriegen.

Du hast in einem Interview gesagt, dass du statt Teenie-Komödien in Zukunft lieber reifere Charakterrollen spielen möchtest. Du bist erst 22, ist das nicht ein bisschen früh für reife Charakterrollen? Kommt das nicht zwangsläufig früh genug, wenn man als zu alt für jugendliche Figuren befunden wird?

Das wäre ein Wunsch. Aber damals, als ich das Interview gegeben habe, hatte ich genau diesen Weg schon eingeschlagen. Es hat weniger was mit dem Alter zu tun, eher dass es keine oberflächlichen Popcorn-Kinofilme sind. Von denen habe ich jetzt — und das ist nicht böse gemeint — genug gehabt in den letzten zehn Jahren. Das wollte ich eben nicht mehr. Es dauert eine Weile, bis man für Charakterrollen besetzt wird. Die Charaktere können gerne auch Jugendliche sein, aber man möchte sich halt weiterentwickeln und befördert werden.

Du hast gerade erst Geburtstag gefeiert. Wie feiert einer wie du?

Ich habe mit 20 - 30 Freunden bei Bekannten in einer Bar gefeiert und war vorher mit engeren Freunden was essen. Ganz normal, wie jeder andere. Nix Spektakuläres. Mein Vater war kurz da, meine Freundin natürlich auch.

Du bist verlobt mit Bonnie Strange, gibt es schon Hochzeitspläne?

Da haben wir uns nicht so darauf festgelegt, das lassen wir noch in der Luft flackern. Es wird auf jeden Fall passieren, aber danach kommt ja nichts mehr. Man möchte sich ja auch steigern in einer Beziehung.

Wird dir, je älter du wirst, Familie immer wichtiger?

Ja, klar. Das kommt ja bei jedem Erwachsenen — ich bin ja schon so erwachsen (lacht) — dass die eigene Familie wichtig ist oder man eine gründen möchte. Die Zeit mit meiner Freundin ist schon sehr wichtig, die gehört ja auch zu meiner Familie. Mit dem selbst Gründen lasse ich mir noch ein paar Jahre Zeit.

Sohn der Ochsenknecht-Dynastie. Mehr Fluch oder mehr Segen?

Das kann man mit einem Sohn von Arzt, Anwalt oder Metzger vergleichen. Es ist ja bestimmt in 70- 80% der Fälle so, dass Söhne den Beruf der Väter ergreifen. Man hat es einfacher, aber man muss sich auch mehr beweisen. Ich kenne eben schon ziemlich viele Menschen durch meinen Vater, bin also nah dran. Zum Casting muss ich aber trotzdem. So richtige Nachteile? Man erkundigt sich am Telefon nach guten Angeboten und dann wird extra der Preis erhöht, nur weil man Ochsenknecht heißt. Man wird auch manchmal angemacht, dann heißt es „Hey, ach der Ochsenknecht-Sohn", aber da hab ich mir ein dickes Fell zugelegt. Ich bin da reingewachsen und kenne es nicht anders.

Dein Führerschein ist jetzt erst mal für längere Zeit weg. Wie ist es, mit der U-Bahn durch Berlin zu fahren — wirst du oft erkannt? Nervt dich das?

Ich bin schon immer U-Bahn und Straßenbahn gefahren, das ist also nichts Neues. Ich werde natürlich ab und zu erkannt, das passiert aber genauso auch im Kiosk oder beim Klamottenkaufen. Ich bin halt dran gewöhnt.

Du hättest aber auch vor deiner Karriere sagen können, ich will nicht erkannt werden. Du hast das ja bei deinem Vater mitbekommen.

Wenn man jung ist, so 12-13, findet man es total cool, erkannt zu werden. Später stellt man fest, den Job will ich unbedingt machen, da entwickelt man ernsthafte Gefühle für den Beruf, den man liebt. Und da ist sowas dann eben total nebensächlich.

An welchen Projekten arbeitest du gerade? Darfst du schon etwas verraten?

Ende Herbst kommt „Die Quelle des Lebens" von Oskar Roehler, mit Moritz Bleibtreu, Jürgen Vogel und Kostja Ullmann — das wird ein ziemlich toller Film. Ansonsten entwickelt sich das mit meiner Band ganz gut. Im Sommer wollen wir unsere ersten Gigs spielen und dann will ich immer abwechselnd drehen und Musik machen. Damit will ich dann die Zeit zwischen den Drehs füllen. Schauspielerei ist mein Haupttraumberuf, die geht vor. Die Musik kann sich ja nach den Filmen richten, umgekehrt ist das schon schwieriger.

Vorab-Kritik: „Stop War, Make Fun" - Willkommen im Krieg