1. Halbfinale “Supertalent 2012″: Nebel, Grusel und Gänsehaut

Nach den langwierigen Vorentscheidungs-Sendungen, die unterhaltungstechnisch teilweise recht zäh waren, konnten die Zuschauer nun endlich mitentscheiden: Im ersten Halbfinale durften sie vier ihrer Lieblingskandidaten ins „Supertalent"-Finale wählen, die Jury bestimmte zusätzlich einen weiteren Finalisten. Aus der großen Menge an Spreu hatte diese bereits zwölf begabte Weizenkörner herausgepickt. Doch nicht jedes der Talente wurde den Erwartungen gerecht.

Opernsänger Simone Ciccarese wird unfreiwillig zum „Nebel des Grauens“-Opfer (Bild: RTL)
Opernsänger Simone Ciccarese wird unfreiwillig zum „Nebel des Grauens“-Opfer (Bild: RTL)

Nebelfiasko auf der Bühne

Zu wenige Stimmen der Zuschauer, aber vor allem viel Pech hat der 19-jährige Opernsänger Simone Ciccarese. Nach einem guten Auftakt seines „O sole mio" kann er seinen Auftritt nicht wie geplant durchziehen. Schuld ist eine intensive Nebelmaschine, die ihn regelrecht einräuchert und seine Stimmbänder zum Erliegen bringt. Obwohl er eine zweite Chance bekommt und noch einmal hingebungsvoll schmettert, reicht es nicht für den Einzug ins Finale.

Mehr Glück hat da Christian Bakotessa: Der 31-Jährige setzt seinen Siegeszug fort, den er bereits im Casting eher zufällig begann: Er hatte eigentlich nur im Publikum gesessen, als er als Pausenfüller R. Kellys „I believe I can fly" sang und dafür vom begeisterten Dieter Bohlen den Schlag auf den „Goldenen Buzzer" erntete, der ihn ins Halbfinale beförderte. Auch diesmal bringt R. Kelly den Afrikaner, der als 17-Jähriger aus dem Kongo nach Deutschland flüchtete, weiter. Mit seiner Aschenputtel-Variante singt er sich gekonnt ins Herz des Publikums.

Christian Bakotessa singt sich mit Gänsehaut-Stimme souverän ins Finale (Bild: RTL)
Christian Bakotessa singt sich mit Gänsehaut-Stimme souverän ins Finale (Bild: RTL)

Tragische Schicksale wie immer beliebt

Eine Vorgeschichte hat auch die erst 16-jährige Laura Pinski, die bereits in der Vorrunde mit Christina Aguileras „Beautiful" beeindruckte und diesmal nicht weniger großartig „Read all about it" von Emeli Sandé singt. Das junge Mädchen erkrankte bereits als Kind an Krebs, überstand die Krankheit und muss nun mit den Folgen leben. Dies durch einen gefühligen Einspieler im Quotenkampf zu verwerten, lässt einen bitteren Beigeschmack aufkommen, wird von RTL aber leider auch in dieser Sendung gerne genutzt. So berichtet auch der 21-jährige Jean-Michel Aweh, dass er aufgrund der Trennung seiner Eltern als Jugendlicher eine schwierige Phase durchlebte, in der er hauptsächlich prügelte und klaute. Bei seiner Songwahl entscheidet er sich forsch für eine Herbert Grönemeyer-Ballade und liefert eine eher mäßige Performance ab. Dank des Teenie-Schwarm-Faktors landet er dennoch souverän im Finale.

Dan Sperry bezaubert die Zuschauer im Grusel-Look á la Tim Burton (Bild: RTL)
Dan Sperry bezaubert die Zuschauer im Grusel-Look á la Tim Burton (Bild: RTL)

Gruseliger Grufti-Zauberer

Der eigentliche Star der Sendung ist jedoch ein anderer: Der Gothic-Magier Dan Sperry genießt in sozialen Netzwerken bereits Kult-Status. Kein anderer Auftritt wurde beispielsweise bei Twitter mehr herbeigesehnt als der des Künstlers aus Las Vegas. Obwohl er zweimal patzt (die erste Taube wird etwas zu auffällig aus dem Ärmel gezogen und die Voodoo-Nadeln gehen offensichtlich nicht durch Michelle Hunzikers Arme hindurch, sondern sind mit Körperkleber befestigt), steht der skurrile Gothic-Zauberer als Finalist fest. Damit ist er bisher auch der einzige Künstler im Finale, dessen Talent nicht das Singen ist.

Bleibt zu hoffen, dass die Zuschauer im 2. Halbfinale weitere Kandidaten auswählen, die nicht ausschließlich nur Gesangstalent zeigen, damit „Das Supertalent"-Finale nicht auch in dieser Staffel zu einem verkappten Casting-Wettstreit à la „Deutschland sucht den Superstar" wird. Es wäre schade um die vielen Talente, die in den Vorentscheidungen so mühsam herausgepickt wurden.

Die ersten Finalisten sind: Christian Bakotessa, Laura Pinski, Ex-DSDS-Kandidatin Juliette Schoppmann, Dan Sperry, Jean-Michel Aweh