Neuer “Polizeiruf 110″ mit Maria Simon: Fauler Bio-Zauber im Sponti-Paradies

Es muss ein schönes Leben sein, wenn man weiß, dass man das Richtige tut. Tagsüber helfen die Kinder bei der Apfelernte, abends wird basisdemokratisch im rustikalen Ambiente debattiert. Und nebenbei finden die Kommunarden einer brandenburgischen Biobauern-Genossenschaft auch noch Zeit, sich mit Kinesiologie oder Aikido zu befassen. Da passt es schlecht ins Bild, dass einer der ihren erschlagen in der Jauchegrube des benachbarten kommerziellen Milchbetriebs gefunden wird. Tatsächlich stinkt bei den vermeintlich aufrechten Idealisten noch viel mehr zum Himmel als das Düngemittel vom Nachbarn, wie die Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) in ihrem vielleicht stärksten "Polizeiruf 110"-Auftritt bis dato bald herausfindet. Der hochdekorierte Kino-Regisseur Robert Thalheim ("Eltern", "Am Ende kommen Touristen") knöpfte sich in seinem ersten Fernsehkrimi ein Selbstgerechtenmilieu mit subtiler Bissigkeit vor.

Auf dem Biofhof trifft Olga (M. Simon, l.) ihre Schulfreundin Ruth (F. Haberlandt) wieder (Bild: RBB/Feist).
Auf dem Biofhof trifft Olga (M. Simon, l.) ihre Schulfreundin Ruth (F. Haberlandt) wieder (Bild: RBB/Feist).

Das Post-Hippie-Paradies hat kräftige Risse bekommen. Die Kassen der Kommune sind leer, die Ackerböden verseucht. Bei einer Bodenprobe wurden Altlasten eines vormals angesiedelten Chemie-Betriebs festgestellt, die Bio-Landwirtschaft unmöglich machen. Den wackeren Idealisten ist ein neuer Grund als Kompensation versprochen, auf ihrem jetzigen Gelände soll hingegen schon bald ein Golf-Ressort gebaut werden – neue Arbeitsplätze inklusive. Noch sträuben sich einige der Genossen gegen den für sie unvorteilhaften Tauschhandel. Nur ihr Primus inter pares, Harry Wacker (Peter Lohmeyer), wirbt mit Nachdruck für die scheinbar alternativlose Offerte.

Olga (M. Simon, M.) und Krause (H. Krause) befragen Ruth Leiberg (F. Haberland, Bild: RBB/Feist).
Olga (M. Simon, M.) und Krause (H. Krause) befragen Ruth Leiberg (F. Haberland, Bild: RBB/Feist).

Mit ihrer beharrlichen und skeptischen Art ist Olga Lenski, die am Hof überraschend eine alte Jugendfreundin (Fritzi Haberlandt) wiedertrifft, genau die richtige Fahnderin nach den Bruchstellen im Sponti-Paradies. Regisseur Robert Thalheim und Drehbuchautor Clemens Murath sind offensichtlich intime Kenner dieses Milieus, das sie mit gebotener Bissigkeit und trockenen Pointen bloßstellen. Überhaupt ist das hier eine Arbeit von selten gesehener Qualität bei deutschen Fernsehkrimis – die Bilder sind fabelhaft komponiert, die Schnitte prägnant und die Dialogführung organisch und zugleich pointiert. Robert Thalheim darf gerne öfter für den Sonntagskrimi im Ersten inszenieren.

("Polizeiruf 110: Käfer und Prinzessin", Sonntag, 6. April, 20.15 Uhr, ARD)