„The Voice of Germany“: Kuscheln statt Batteln

Ende der Schonzeit? Bei „The Voice of Germany“ begannen gestern die „Battle-Runden“. Am Ende hielt sich das Drama in Grenzen. Durch den neuen „Steal Deal“ flogen nur wenige Kandidaten raus. Die neue Regel sorgt für größere Fairness – und manchmal für geringere Spannung.

Dolo (l.) stieg mit Tésirée (M.) und Marc (r.) in den Ring (Bild: Pro Sieben)
Dolo (l.) stieg mit Tésirée (M.) und Marc (r.) in den Ring (Bild: Pro Sieben)

Dolo ist gewappnet. „Ich komme vom Rap-Battle“, sagt der hünenhafte Gerüstbauer. Die Erfahrung kann nicht schaden. Immerhin soll heute „gebattlet“ werden, bis die Fetzen fliegen. Zur Bestätigung läuft Eminems „Lose Yourself“ im Hintergrund, die Schlachthymne aus dem Film „8 Mile“. Darin muss sich Eminem im Rap-Duell gegen finstere Gangsta-Typen durchsetzen.

Dolos heutige Gegner wirken vergleichsweise harmlos. Da ist Marc, ein 22-jähriger Friseur mit Hang zur erweiterten Farbpalette bei Hosen und Brillen. Nummer zwei im Ring ist Tésirée, eine Ex-Soulsängerin. Zusammen ergeben sie ein ziemlich bizarres Trio, zumindest optisch. Dafür klappt der gemeinsame Auftritt umso besser. Die Drei müssen einen Song der Boyband One Republic vertonen. Nicht gerade der Stoff, aus dem beinharte Gesangsschlachten gemacht werden.

Die „Battle-Runden“ offenbaren ein Luxusproblem bei „The Voice of Germany“: In dieser Sendung wird fast schon zu viel gekuschelt. Wenn es nach der Jury geht, dürfte eigentlich gar kein Teilnehmer ausscheiden. Der „Steal Deal“ hilft da auch nicht gerade. Die neue Regel besagt, dass Verlierer der Gesangsduelle von anderen Jurymitgliedern aufgefangen werden können. Der Kandidat scheidet in diesem Fall nicht aus, sondern wechselt das Team. Eine gut gemeinte Neuerung, die manchmal auf Kosten der Spannung geht.

Der Cat-Fight zwischen Aalijah (l.), Romina (M.) und Debbie (r.) riss Publikum und Juroren von den Hockern. (Bild: Pro Sieben)
Der Cat-Fight zwischen Aalijah (l.), Romina (M.) und Debbie (r.) riss Publikum und Juroren von den Hockern. (Bild: Pro Sieben)

Zugegeben, mit der Jury von „The Voice“ möchte man nicht unbedingt tauschen. Zu gleichwertig sind viele Talente in dieser Show. Wer möchte schon entscheiden, wer von der „Girlband“ – Debbie, Aalijah und Romina – den Song „Black Cat“ am besten interpretiert? Oder ob Anja oder John Noville Jimi Hendrix’ „All Along the Watchtower“ besser draufhat? Am Ende dürfen Debbie und Aalijah bleiben und Romina wechselt ins Team Samu. John schlägt zwar Anja, die aber von Max Herre unter die Fittiche genommen wird.

So angenehm der Umgangston in dieser Sendung ist – manchmal würde man sich doch wünschen, Nena, Max Herre & Co. wären ein wenig kritischer. Etwa beim Auftritt von Jungspund Chris Schummert. Er muss sich mit dem singenden Koch Agatino messen. Juror Samu hat sich für die beiden Uncle Krackers „Follow Me“ ausgesucht. Schummert intoniert den alten Country-Schunkler im eher unpassenden Elvis-Modus. Agatino trifft die Stimmung des Pop-Stücks schon besser, scheidet aber trotzdem aus. Dass niemand der anderen Juroren zum „Steal Deal“ greift, macht die Sache noch ungerechter.

Mit dem Song „Love Somebody“ traten „Rocket Man“ Andreas und Janine gegeneinander an. (Bild: Pro Sieben)
Mit dem Song „Love Somebody“ traten „Rocket Man“ Andreas und Janine gegeneinander an. (Bild: Pro Sieben)

In anderen Fällen greift die Regel schon besser. So beim „Battle“ zwischen „Rocket Man“ Andreas und Janine. Die beiden müssen „Love Somebody“ von Ray Lamontagne interpretieren. Das Duell wird eher zum Duett. Am Ende winkt Coach Max Herre den Raketenmann durch. Konkurrentin Janine ist trotzdem nicht raus – im Gegenteil. Sie wird nun von Nena und The BossHoss umworben. Am Ende wechselt sie ins Team der Berliner. Manche Schlachten gehen eben unentschieden aus.