„The Voice of Germany“: Mit Kriegsbemalung ins Gesangsduell

Die vier Juroren könnten gar nicht unterschiedlicher sein: Wohlfühlfinne Samu Haber sucht nach einer singenden Traumfrau, Max Herre nach einem verträumten Mädchenschwarm, The BossHoss nach dem perfekten Groove. Und Nena? Die schwebt mal wieder in ihrer ganz eigenen Sphäre – und hält nach der besten Kiffermusik Ausschau. Von einer ziemlich gut gelaunten Premiere bei „The Voice“.

Lilith und Msoke treten mit einem Reggae-Song. (Bild: ProSieben/ Richard Huebner)
Lilith und Msoke treten mit einem Reggae-Song. (Bild: ProSieben/ Richard Huebner)


Pop, Rock, ein bisschen R’n’B – das sind die Genres, aus denen sich die Kandidaten bei der ProSieben-Show normalerweise bedienen. Doch im Battle gelten andere Regeln. Jetzt suchen die Mentoren die Songs aus. Während sich Haber, Herre und die zwei Castingshow-Cowboys von The BossHoss brav aus dem Pool von Pop, Rock, ein bisschen R’n’B bedienen, greift Nena nach Höherem. Besser gesagt: nach Klängen, die sich so mancher nur high reinzieht. Die Rede ist von Reggae, einer Musikrichtung, die bei „The Voice“ bisher noch gar nicht stattfand.

Jetzt also Kiffermusik im Privatfernsehen. Weil Nena die gängigen Vorurteile gegenüber Reggae nicht bekräftigen will, wählt sie völlig unvoreingenommen die Battle-Partner Lilith und Msoke aus. Okay, sie trägt Dreadlocks, er ist schwarz – dass ausgerechnet diese beiden den Song „La La La“ von Snoop Lion performen sollen, ist aber reiner Zufall. Behauptet zumindest Nena: „So platt sind wir hier auch nicht.“ Der Zuschauer ahnt: Doch, genau so platt sind sie bei „The Voice“. Deshalb drehen sich die Kommentare nach dem Duell auch gar nicht erst um den Gesang, sondern direkt ums Naheliegende. „Kriegt man gleich Bock, einen zu rauchen.“ Diese TV-Premiere lassen The BossHoss dann zum Glück ausfallen.

Von wegen Battle - Leon (l.), Rasmus (M.) und Peer (r.) performten wie ein eingespieltes Team. (Bild: ProSieben/ Richard Hübner)
Von wegen Battle - Leon (l.), Rasmus (M.) und Peer (r.) performten wie ein eingespieltes Team. (Bild: ProSieben/ Richard Hübner)

Während Nena ihre Kandidatin Lilith in die nächste Runde winkt, plagt sich Max Herre mit einem Luxusproblem. Die Wettbewerber seines Dreier-Battles sind alle zu gut, um wahr zu sein. Der sensible Leon, der tief brummende Rasmus oder Peer, der blonde Jungspund im Bund: „Wen soll man da bloß gehen lassen?“ Weil das Trio Cluesos „Zu schnell vorbei“ nicht einfach herunter singt, sondern als richtige Gruppe schmettert, gibt’s sogar Lob von „The Voice“-Urgestein Nena: „Ihr habt euch gegenseitig so verbunden, dass es euch stärkt. Das machen Männer sonst nicht so gerne.“ So ist es keine wirkliche Überraschung, dass nicht nur zwei, sondern alle drei weiterkommen. Herre votiert für Leon und Peer, Haber beordert Rasmus mit dem so genannten „Steal Deal“ in sein eigenes Team.

Von dieser Ausnahmeregelung – alle ausgeschiedenen Kandidaten können auf Wunsch eines Juroren in ein dessen Team wechseln und so vorm endgültigen Casting-Aus bewahrt werden – machen die Mentoren auffällig selten Gebrauch. Neben Rasmus profitiert nur Tal davon. Der kleine Bruder von Mädchenschwarm Gil Ofarim singt im Battle gegen Thorunn und Nader. Mit anderen Worten: Schon von Anfang stehen seine Chancen, direkt in die nächste Runde einzuziehen, relativ gering. Thorunn ist Nenas Liebling, Spitzname: „isländische Rock-Elfe“. Und Nader? Der spielt seit zwölf Jahren in der Band der 53-Jährigen. Weil sie nichts von Vetternwirtschaft hält, befragt Nena erst mal ihre Mit-Juroren. Das hat es so bei "The Voice" auch noch nicht gegeben: Die anderen entscheiden für den Popstar, ob Nader denn nun weiter kommt. Er kommt - alles andere hätte die Zuschauer nach seiner stimmgewaltigen Einlage auch gewundert. Für Tal bedeutet das zunächst das Aus, doch dann erbarmt sich Team BossHoss in letzter Sekunde.

BossHoss rettet Tal mit dem „Steal Deal“ (Bild: ProSieben/ Richard Hübner)
BossHoss rettet Tal mit dem „Steal Deal“ (Bild: ProSieben/ Richard Hübner)

Aber irgendwen muss es eben doch ereilen, das harte Schicksal des Ausscheidens. Neben Souldiva Nontle und Dreifachmama Hafdis trifft es Madlen. Sie soll sich mit Milima in Ellie Gouldings „Lights“ messen – und scheitert schon bei den allerersten Tönen in der Probe. „Das war ein Schock“, erinnert sich Madlens Mentor Haber. Viel mehr als „Ich möchte ein bisschen Bitch auf der Bühne sehen“ hatte der Boyband-Finne von Sunrise Avenue seinen zwei Mädels an Ratschlägen aber auch nicht mitgegeben. So umsetzen, dass es NICHT peinlich wird, kann diesen Tipp allein Milima. Sie lässt sich von ihrem Künstler-Freund sogar ein beeindruckendes Body-Painting für die Bühne verpassen: „Das passt ja auch zu den Battles: Kriegsbemalung.“ Den Sieg sichert ihr das temporäre Tattoo nicht, das erledigt ihre unfassbar weiche, aber zugleich kraftvolle Stimme. Der richtige Rausch ist bei „The Voice“ dann eben doch der Musik geschuldet.