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„Das Supertalent 2012″: Gottschalks Einstand

Auf diese Premiere hat Fernsehdeutschland gewartet: Thomas Gottschalk gibt sein Debüt in der „Supertalent"-Jury. Ganz angekommen scheint der Unterhaltungsprofi an seinem neuen Arbeitsplatz allerdings noch nicht. An Schlagfertigkeit hat er zwar nicht eingebüßt — dafür an Präsenz. Kein Wunder: Bei „Wetten, dass..?" war er der Star, nun muss er sich das Rampenlicht mit Dieter Bohlen teilen. Und das scheint Gottschalk wesentlich mehr zu nerven als er bisher zugeben wollte.

Gottschalk mit seinen neuen Arbeitskollegen der Supertalent-Jury (Bild: RTL)
Gottschalk mit seinen neuen Arbeitskollegen der Supertalent-Jury (Bild: RTL)

Der Dieter sei der Dieter und er sei nun mal er: Derart, naja, versöhnlich äußerte sich Thomas Gottschalk noch am vergangenen Montag im Interview mit RTL über seinen neuen Kollegen. Bei der ersten von insgesamt 11 „Supertalent"-Casting-Runden ist von Friede, Freude, Eierkuchen aber nicht mehr allzu viel zu spüren. Der große Schlagabtausch zwischen den zwei Juroren bleibt zwar zugegebenermaßen aus. Aber der Typ für Krawall und offenen Streit war Gottschalk eben noch nie. Statt zum Verbalhammer greift er lieber hier und da zu spitzen Bemerkungen. Bestes Beispiel: Nach dem Auftritt eines US-Amerikaners, der den Modern Talking-Hit „Cheri, Cheri Lady" mit den Händen nachfurzt (ja, täuschend echte Pupsgeräusche kann man offenbar nicht nur mit der Achselhöhle produzieren), meint Gottschalk nur süffisant: „Er hat wirklich was aus dem Lied gemacht."

Natürlich könnte das einfach ein harmloser Scherz von Entertainer zu Entertainer sein. Dass es das wohl nicht ist, wird im Verlauf der Sendung deutlich: Denn wenn Gottschalk und Bohlen nicht gerade irgendeine Frotzelei austauschen, ignorieren sie einander hartnäckig. Startschwierigkeiten hat Gottschalk aber nicht nur mit seinem Co-Juror — auch mit dem Rest des „Supertalent"-Zirkus' wird er (noch) nicht recht warm. Immer wieder mahnt er mehr „Niveau" an, verzieht dann und wann das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. Ein Wunder ist das nicht: Einlagen wie die von Wolfgang Petry-Imitator Georg sind wirklich mehr Unter- denn haltung. Aber genau diese Momente akuten Fremdschämens gehören nun mal zum „Supertalent" wie die Butter aufs Brot. Ganz ohne einen Freak wie Georg, der den Petry-Song „Wahnsinn" nicht singt, sondern nuschelt und sowieso lieber mit Vollplayback aufgetreten wäre, geht's einfach nicht.

Sänger Jean-Michel wird per Schnellverfahren in die nächste Runde gewählt (Bild: RTL)
Sänger Jean-Michel wird per Schnellverfahren in die nächste Runde gewählt (Bild: RTL)

Das wusste Gottschalk zwar vorher. Ganz wohl scheint er sich jedoch damit nicht zu fühlen: „Du bist so einer der Typen, vor denen ich mich gefürchtet habe", kommentiert er den Wolle-Wahnsinn. Ihm sagen eher die vergleichsweise rar gesäten smarten Nummern zu. Als sich etwa Künstler Michael nur mit Hilfe von Rasierschaum in Sekundenschnelle vom Teufel in einen Gorilla und dann in ein Gerippe auf zwei Beinen verwandelt, haut ihn das regelrecht vom Hocker: „Das war intelligent, das war kreativ, das war lustig." Eine Einschätzung, die Bohlen und Michelle Hunziker — die dritte Jurorin im Bunde — durchaus mit ihm teilen. Noch besser kommt höchstens Sänger Jean-Michel an. Er spielt Klavier, haucht dazu melancholisch ins Mikrofon — und wird prompt von Bohlen per Buzzer (eine Neuerung der sechsten Staffel) ins Halbfinale befördert.

Fast wie bei ‚Wetten, dass..?’: Bungee-Jumper Helmuth (l.) springt mit 87 Jahren vom Kran (Bild: RTL)
Fast wie bei ‚Wetten, dass..?’: Bungee-Jumper Helmuth (l.) springt mit 87 Jahren vom Kran (Bild: RTL)

Die extremste Darbietung folgt übrigens ganz am Ende der Sendung. Helmuth, der laut „Guinness Buch der Rekorde" älteste Bungee-Springer der Welt, absolviert vor der „Supertalent"-Jury seinen 105. Sprung. Das Besondere daran: Der 87-Jährige wird dabei von einem Kraftsportler gehalten — mit bloßen Händen. Eine actionreiche und zum Glück unfallfreie Performance. Und die erste Gelegenheit, bei der sich Gottschalk sowohl dem „Supertalent" als auch Bohlen deutlich annähert. Seine knackige Zusammenfassung der Darbietung — „ein Opa stürzt von einem Kran und so ein Spinner hält das Seil" — hätte schließlich genau so auch vom Poptitan stammen können.