„Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“: Viele Kalauer, kein Konzept

Zwei Größen der deutschen Fernsehunterhaltung kommen in einer Show zusammen. Und was macht RTL? Lässt Sie zwischen Ratespielen und Kalauer verhungern. Ein Konzept? Das ließ „Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“ leider vermissen. Drei Stunden lang macht Moderatorin Barbara Schöneberger mit ihren zwei prominenten Kandidaten Smalltalk, schaltet zwischendurch mal zu einem Konzert von Lachbarde Otto (ja, den gibt’s noch) und lässt Tennisspielerin Sabine Lisicki im Studio ihren Aufschlag üben. Wer jetzt noch nicht eingeschlafen ist, hat wahrscheinlich längst umgeschaltet.

Das müde Trio von RTL: Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)
Das müde Trio von RTL: Günther Jauch, Barbara Schöneberger und Thomas Gottschalk (Bild: RTL / Stefan Gregorowius)


Die Frage nach dem Sinn ist beim Fernsehen immer so eine Sache. Eigentlich gibt es keinen – und das weiß auch TV-Urgestein Thomas Gottschalk. Der Mann, der „Wetten, dass..?“ erst zu „Wetten, dass..?“ gemacht hat, fand im Vorfeld zu „Die 2“ denn auch klare Worte für seine neue Sendung: „Brauchen wir das x-te Fußballspiel, den nächsten Krimi? Da rennen immer Männer einem Ball oder Polizisten einem Täter hinterher. Brauchen tun wir gar nix!“ Wie recht er hat, zeigt sich schon in den ersten paar Minuten.

Denn nachdem die banalen Regeln erklärt sind – die zwei Show-Giganten messen sich in Quizfragen mit dem 500-köpfigen Studiopublikum und all jenen Zuschauern, die eine kostenpflichtige Hotline anrufen oder im Internet mitspielen – kommt genau das, was wir schon von Gottschalk und Jauch kennen. Der eine legt bei einer Blondine, ausnahmsweise nicht Michelle Hunziker, Hand an. Der andere gibt den netten, aber gestrengen Quiz-Onkel.

Los geht’s mit der Frage, was wohl mehr wiegt: eine Million Euro in Cent-Münzen oder das Studiopublikum? Und während Gottschalk sich in die geistige Auszeit verabschiedet („Intellektuelle Geschichten macht Günther“), rechnet sein alter Freund vom Bayrischen Rundfunk mehrere Minuten lang laut vor sich hin. Unterhaltsam ist das nicht, immerhin führt es zur richtigen Antwort: Die Münzen müssen schwerer sein. Stimmt, das Kupfergeld wiegt rund 200 Tonnen, die Zuschauer bringen es nur auf 41,7 Tonnen. Wieder was gelernt.

So zäh wie diese erste Frage gestaltet sich die ganze nächste Stunde. Wenn Schöneberger gerade keine belanglose Frage stellt, werden irgendwelche Promis wahlweise ins Studio geschaltet oder höchstpersönlich auf die Bühne geschoben. Eine Schalte zu Otto, der seinen Klassiker „Wir haben Grund zum Feiern“ zum Besten geben darf, läuft grandios schief: Der Komiker singt nicht, er hallt. Und auch Sabine Lisicki trägt nicht unbedingt zur Stimmung bei. Die Tennisspielerin kichert und kichert und kichert, wahrscheinlich vor Nervosität, dann macht sie ein paar Aufschläge. Gottschalk und Jauch sollen schätzen, wie schnell der Ball gegens Netz fliegt – und liegen mit 168 Stundenkilometer erstaunlich nah an den tatsächlichen 161.

Nur die Show, die will im Gegensatz zu Lisickis Spiel einfach kein Tempo bekommen. Schöneberger versucht es mit müden Witzchen: „Sie kümmern sich beide um längst verfallene Dinge: Herr Jauch um Potsdam, Herr Gottschalk um seine Frisur.“ Gottschalk legt noch müdere Witzchen nach: Als er eine Automarke nur durch Ertasten der Karosse erkennen soll, begrapscht er lieber die Moderatorin und löst nach einigen gezielten Handgriffen mit „Barbara Schöneberger“ auf. Dieser Altherrenwitz gehört zwar zu Gottschalk, so richtig vermisst hat ihn jedoch keiner.

Doch dann, als schon keiner mehr dran glauben will, kommt doch noch ein Höhepunkt. RTL zeigt Archivmaterial von Jauchs erster Fernsehshow „Rätselflug“, bei der sich der Moderator ohne Sicherung an den Kufen eines Hubschraubers in die Luft ziehen ließ. Genau das wird im Studio nachgestellt – allerdings mit Sicherheitsgurt und einem prominenten Gegner. Henry Maske schafft es, eine Minute und sechs Sekunden lang hängen zu bleiben. „Dann machen wir jetzt auch eine Minute Sex“, kalauert Gottschalk. Aber Jauch legt sogar noch einen drauf: Er hält zwei Minuten und 30 Sekunden durch.

Auch dieser körperlichen Höchstleistung verdanken Gottschalk und Jauch letztendlich ihren Sieg: Die beiden Showmaster haben Deutschland (oder zumindest ein paar RTL-Zuschauer) ganz schön aufs Kreuz gelegt. Gebraucht hat Deutschland (oder zumindest die paar RTL-Zuschauer) das aber wirklich nicht.