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“Die schöne Mona ist tot”, aber den Konstanzer “Tatort”-Kommissaren fehlt die Leiche

Wer in der letzten Zeit "Tatort" und andere TV-Krimis verfolgt hat, ahnt wahrscheinlich schnell, wie dieser Film ausgehen wird. Denn der Mörder ist immer der Typ im Designer-Haus. Oder ist es diesmal doch zur Abwechslung einmal anders? Der Journalist Christian Seitz (Sylvester Groth), ein Bonvivant, der einst der Liebe wegen Großstadt und Karriere opferte, um nun im Dorf am Bodensee zu leben und ein Provinzblatt zu leiten, wirkt eigentlich gar nicht wie einer, der Blut an den Händen hat. Hat er wirklich seine Frau Mona (Silke Bodenbender) auf dem Gewissen, wie die meisten Dorfbewohner vielleicht etwas vorschnell zu wissen glauben? Jedenwegs: "Die schöne Mona ist tot", und Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel), die Kommissare aus Konstanz, stehen vor einem Rätsel. Denn von Monas Leiche fehlt noch jede Spur.

Alte Liebe rostet nicht: Mona (S. Bodenbender) und Fritz (R. Zehrfeld) waren mal ein Paar (Bild: SWR/S.Schweigert).
Alte Liebe rostet nicht: Mona (S. Bodenbender) und Fritz (R. Zehrfeld) waren mal ein Paar (Bild: SWR/S.Schweigert).

Der Intellektuelle Seitz wirkt in dem Kaff wie das Ding aus einer anderen Welt. Hier dreht sich vieles um die Dorfgemeinschaft, um Fußball, Saufen - und um die schöne Mona, die in früheren Jahren immerhin Schönheitskönigin war. Bei der Sause im Vereinsheim tanzt die Blondine im knallroten Kleid auf dem Tresen und flirtet mit jedem zweiten Mann, derweil ihr Gatte heimlich und verstohlen durch das Fenster zuschaut. Ein Motiv, irgendwie. Und eine Szene, die beim Betrachter einen mulmigen Beigeschmack hinterlässt, zumal er schnell erfährt: Mona hatte tatsächlich ein Techtelmechtel laufen: mit ihrer Jugendliebe, dem einstigen Dribbelkünstler Fritz Schönborn (Ronald Zehrfeld wirkt ein wenig unterfordert), heute ein aufgeblasener Prolo von einem Versicherungsmakler, in Finanzdingen deutlich weniger souverän als einst am runden Leder. Die Partynacht endet spät. Und furchtbar. Mona fährt mit ihrem Kleinwagen über die Uferstraße alleine nach Hause, wird von einem größeren Fahrzeug von der Straße abgedrängt und verliert schließlich die Kontrolle über das Auto. Die Polizei birgt das Wrack am Seeufer, die Spurenlage weist auf Fremdeinwirkung hin. Taucher starten die Suche nach dem Mordopfer.

Klara Blum (E. Mattes) und Perlmann (S. Bezzel) ermitteln in einem Fall ohne Leiche (Bild: SWR/P. Hollenbach).
Klara Blum (E. Mattes) und Perlmann (S. Bezzel) ermitteln in einem Fall ohne Leiche (Bild: SWR/P. Hollenbach).

Seitz, der Journalist, soll also der Mörder gewesen sein. Doch Klara Blum scheint da ihre Zweifel zu haben. Und sie findet offenbar Gefallen an den Verhören mit Monas Ehemann. Immerhin hat es die kultivierte Kommissarin hier endlich mit einem Verdächtigen auf intellektueller Augenhöhe zu tun. Die intensiven Gespräche, die weit über das übliche "Wo waren Sie gestern zwischen Mitternacht und 5 Uhr?" hinausgehen, gehören zu den besten Momenten in diesem Bodensee-Tatort. Überhaupt wurde die eigentliche Krimihandlung sehr klug in einen emotional ansprechenden Rahmen gebettet: Es geht um Menschen in der Mitte des Lebens, um die stille Verzweiflung der vermeintlich Angekommen, um die Generation um die 40, die sich eben manchmal fragt: "War's das schon, oder kommt da noch was?" Der Film "Die schöne Mona ist tot" von Autor Thomas Stauch (Jahrgang '68) und Regisseur Ed Herzog (Jahrgang '65) ist in diesem Punkt ziemlich treffsicher. Den Rest erledigt ein Ensemble, das perfekt zu dieser Gemengelage passt und auch für einen "Tatort"-Krimi erstaunlich hochkarätig ist.

("Tatort: Die schöne Mona ist tot", Sonntag, 3. Februar, 20.15 Uhr, ARD)