DSDS 2012: Nackte Tatsachen und Pistazienalarm

Ringelpiez mit Anfassen? DSDS goes dirty? Zumindest das Thema der sechsten Mottoshow ist mehrdeutig: „Unplugged — Nackte Tatsachen gegen Powersongs" sind angekündigt, das lässt nach der lahmen letzten Show auf Prickeln und Hormone hoffen. Aber ach: Der Männerschweiß muss aufgemalt werden — und am heftigsten bringt eine Pistazie den Puls zum Rasen. Aber der Reihe nach.

Schluss mit lustig: Joey Heindle wird in der sechsten Mottoshow abgewählt (Bild: RTL)
Schluss mit lustig: Joey Heindle wird in der sechsten Mottoshow abgewählt (Bild: RTL)

Songs mit und ohne „Wumms"

Gleich zu Beginn werden unkeusche Erwartungen gedämpft. Die Kandidaten haben kaum zu „Don't Want To Go Home" von Jason Derulo und obligatorischer Lasershow performt, da erklärt der Pop-Titan, dass „unplugged" so etwas wie „ein musikalischer Striptease" ist. Fabienne und die Jungs müssen einen von zwei Songs mit Akustikbegleitung bestreiten, der andere ist dann mit „Wumms" (Strom). Schon kapiert. Und, ehrlich: Ob der Funke überspringt, hat eh nicht unbedingt was mit Ausziehen zu tun. Dafür reicht manchmal schon jemand, der die Töne trifft und Spaß auf der Bühne hat. Fabienne kann damit leider nicht dienen. Zwar singt sie die Piano-Version von Adeles „Someone Like You" mit gelegten Locken und dramatischen Gesten, doch irgendwie kommt kein Gefühl auf. Beim Uptempo-„Hello" (Martin Solveig feat. Dragonette) hampelt sie lustlos — zu fetten Beats gibt es schiefe Töne. Bohlen dazu: „Es klang echt, wie wenn eine Ziege Schluckauf hat."

„Du bist auf die richtige Autobahn"

Der Schweizer Jesse ist mehr der Mann für die sanften Töne, manchmal auch die weichgespülten. Heute aber zündet auch der Powersong „Breathing" (Jason Derulo): Jesse feiert ihn komplett mit Glitzerbikini-Atemmasken-Mädchen ab. „Du bist auf die richtige Autobahn", findet Bruce. Später — nachdem Jesse „Breathe Easy" von Blue performt hat — folgt noch ein Kuss von Jesses größtem Fan. Dem Zuschauer dagegen ist zuletzt leicht schwummrig geworden: Mit Nebelschwaden, weißem Flügel und großflächig projizierten Schimmeln bewegt sich die Bühnenshow hart am Kitsch-Overkill. Von wegen „nackte Tatsachen".

Sauber blankziehen und Bravsein im Hummer

Ernsthaft „nackte Tatsachen" kann Luca bieten. Er hat in dieser Woche ein Fotoshooting für die „Bravo" gemacht und dabei zumindest obenrum blankgezogen. „Mal dreckig sein, mal die Sau rauslassen, mal was ganz anderes", sagt er begeistert. Das Reifenhalten in einer alten Kfz-Werkstatt ist jedoch eine verblüffend saubere Sache: Damit der Mechaniker-Look einigermaßen authentisch wirkt, muss Luca mit Makeup künstlich eingedreckt werden. Gesitteter ging es nur noch bei Daniele zu, der eine Fahrt im Hummer spendiert bekommt. Auf seiner Spritztour mit Fans wird munter Eis spendiert, Cheeseburger gegessen und Cola getrunken („Ich bin Anti-Alkoholiker."). Cra-zy. Kaum zu glauben, dass Daniele bis vor Kurzem der Bad Boy war.

Musterknaben bei der Arbeit

Auch musikalisch sind Luca und Daniele mittlerweile Musterknaben. Der, der schon immer einer war (Luca), singt „Hey There Delilah" von Plain White T's in der Gitarrenversion gut und mit solidem Schmelz in der Stimme. Jurylob ist ihm dafür so sicher wie für „Wonderful Life" (Hurts), das er smart im Anzug bestreitet. Er weiß, was er kann und übernimmt sich nicht. Doch so viel Zuverlässigkeit ist eben ein bisschen langweilig. Daniele dagegen hat kaum jemand langsame Songs zugetraut, heute stellt er sich auf die Bühne und liefert mit „Cello" von Udo Lindenberg und Clueso ziemlich ab. „Bei mir ist der Funke übergesprungen", bekennt Natalie.

Auf dem Osterspaziergang nach Hause: Joey

Feuer fängt diese Woche auch Joey — genau genommen geht es um eine Pistazie. Die hat Joey ungeschält in den Mund genommen, worauf sie sich an seiner Unterlippe festgesaugt hat. Schmerzhaft. Joeys Reaktion: schiere Panik. Er flippt aus, schreit nach Krankenwagen und Security, schließlich pflückt er sie sich in einer übermenschlichen Anstrengung selbst aus dem Gesicht. Naja. Eher mittelspannend — allerdings noch deutlich interessanter als das, was Joey musikalisch zu bieten hat. Vor allem mit der souligen „Grenade" von Bruno Mars hat er sich komplett überhoben. Dass diese Woche Schluss ist für den „Meister des Song-Harakiri" (Bohlen), ist nur fair. Der Abstand zu den anderen Jungs hat es schon längst überfällig gemacht. Noch so eine nackte Tatsache.