„Engel im Einsatz”: Hilfe für Pooth und Hoffnung für RTL II

Verona Pooth ist zurück. Das klingt wie eine Drohung und ist vielleicht auch eine, denn auf einmal begegnen wir ihr wieder überall. Im Radio erzählt sie im Auftrag Iglos lustige Geschichten über den Zusammenhang von Kindererziehung und Spinat-Konsum, im Fernsehen malträtiert sie sprechende T-Shirts für KIK. Damit aber nicht genug: Ab heute können wir ihr erneut eine Staffel lang dabei zusehen, wie sie als „Engel im Einsatz" Not leidenden Familien, sozialen Einrichtungen und generell Bedürftigen helfend zur Seite steht.

Ganz oben auf ihrer Liste dürften dabei jedoch der im Quotentief versunkene Sender RTL II und nicht zuletzt ihr eigenes angekratztes Image stehen. Ja, Verona wurde übel mitgespielt. Brachte man sie doch glatt in Verbindung mit den Machenschaften Ihres rechtskräftig verurteilen Ehemannes Franjo. Sie aber stakste weiterhin auf Promi-Events, hielt ihr Gesicht in die Kamera von diversen Lifestyle-Magazinen und hatte wahlweise einen zwischen reumütig und tapfer changierenden Gesichtsausdruck oder eine niedliche Anekdote über ihren Sohn Diego im Gepäck. Das ließ die Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren ein wenig vergessen, nimmt RTL II an. Deshalb wird jetzt Verona für den ersten Schritt Richtung Quotenanstieg bemüht. Der Rausschmiss Pooths, den RTL II im Frühjahr 2008 der Franjo-Insolvenz-Affäre folgen ließ? Geschichte. Die ehemalige Miss Germany hat sie wieder, ihre Glaubwürdigkeit.

Und die stellt sie heute in Herne beim Kids-Treff von Astrid und Michael Pfister auf die Probe. Das Ehepaar macht hier jeden Nachmittag nach der Schule für lau das, was es schon früher im Rahmen der Kinderbetreuung der Heilsarmee unentgeltlich tat. Es füttert, bespaßt und versorgt ganz nebenbei zehn Kinder im Alter von 6 bis 10 mit ein bisschen Stabilität. Verona findet das reflexhaft toll - aber wer möchte ihr das verübeln. Nachdem klar ist, wo das Problem liegt - die Genehmigung für die sogenannte „Elterninitiative" läuft in einem Monat aus - will Verona die Kinder kennen lernen.

Anstatt das zu tun, kündigt sie lieber eine Überraschung an. Die Erwartungen der Kinder sind groß. Es gibt ein Eis für jedes Kind. Irre. Das war natürlich nur der Anfang. Ab jetzt wechseln sich Betroffenheitssequenzen, in denen ausgewählte Kinder und deren Schicksale erzählt werden, und Veronas Bemühungen, einen neuen Kids-Treff aus dem Boden zu stampfen, ab. Das ist die Stelle, an der der eigentliche Macher vor die Kamera tritt. Ein alter Bekannter von Verona, Kai-Uwe Lindloff von „Help and Hope", hatte den Kids-Treff schon bisher unterstützt, ab jetzt ist es mehr oder weniger sein Projekt. Neue Räume hat er schon, der Vermieter steht kurz vor der Zusage. Da gibt es auf einmal wirklich etwas für Verona zu tun. Sie soll die Nachbarn rund ums neue Objekt um ihre Zustimmung bitten. Klar, das kann sie, sie nutzt einfach ihren Promi-Bonus. Der wirkt auch- Gut, eine Nachbarin erschreckt sich ein bisschen. Aber wann steht sonst schon mal Verona Feldbusch, pardon, Pooth vor der Tür. Jetzt sind noch alle Nachbarn einverstanden, aber irgendwie wird man das Gefühl nicht los, hier wurde gerade der Grundstein für ein anderes Format aus der großen RTL-Sendergruppe gelegt. Prognose: In fünf Monaten kommt Frank Obst von „Nachbarscheiftsstreit" vorbei und muss wegen Kinderlärm schlichten.

Endlich geht es los, Bautag 1 bricht an. Weil nur drei Helfer angerückt sind, lässt sich Verona zu der Aussage „Das ist eine kleine Katastrophe, mein Kopf, ich dachte schon.." hinreißen. Sie beendet den Satz nicht, aber das muss sie nicht. Wir kennen dieses Problem mit ihrem Kopf bereits. Später kommen doch noch viele Menschen, um mit anzupacken. Verona selbst baut fleißig mit. So schichtet sie zwei Steine auf eine Mauer und drückt ihre Patscher Walk-Of-Fame-like in den feuchten Mörtel: „Das kann ich wenigstens".

Weil die Kinder immer noch enttäuscht von Veronas Überraschung sind, wird nun eine echte nachgeliefert. Alle zusammen fahren für zwei Tage in den Urlaub, Freizeitpark eingeschlossen. Da die Kleinen weg sind, kann endlich Tacheles geredet werden. Was bisher nur angedeutet wurde, kommt jetzt auf den Tisch: Kai-Uwe Lindloff und „Help and Hope" sind die neuen Projektleiter. Veronas Rolle beschränkt sich eher auf den emotionalen, betroffen dreinschauenden Part, der nur das Beste für alle Beteiligten möchte.

Weiter geht es nach dem Umbauzirkus. Alle Räumlichkeiten sind fertiggestellt, draußen ist schon das „Help and Hope"-Schild angebracht und die Kinder rücken in passenden „Help and Hope"-T-Shirts an, um alles in Beschlag zu nehmen. Verona ist ein Fuchs. Denn die Stiftung „Help and Hope" wurde 2005 von - tief einatmen - Nebenarbeitgeber KIK gegründet. Frau Pooth hat also wirklich das Beste für alle Beteiligten erreicht. Für sich, für ihren Werbepartner, dessen Stiftung und auch für den Sender RTL II. Vielleicht ist für RTL II die Quote der Sendung nicht so wichtig wie freundschaftliche Beziehungen zu KIK, die häufig im TV werben.Da werden Sie geholfen!

Bilder: RTL II