„Familien Duell Prominenten-Special“: Daniel Hartwich sichtet Bewerber fürs nächste „Dschungelcamp“

Wer im Supermarkt Waren verkauft, die auf der Verpackung etwas anderes ankündigen, als sich im Inneren tatsächlich befindet, gerät zu Recht schnell in Schwierigkeiten – und kann angezeigt werden. Beim Fernsehen wird Etikettenschwindel weitaus weniger hart geahndet – auch weil die Zuschauer schlimme Mogelpackungen gewohnt sind. Trotzdem: Die Show-Reihe „Familien Duell Prominenten Special“ flunkert schon im Sendungstitel gleich zwei Mal.

Show-Moderator Daniel Hartwich entdeckte sicher neue Dschungel-Talente. (Foto: RTL/Guido Engels)
Show-Moderator Daniel Hartwich entdeckte sicher neue Dschungel-Talente. (Foto: RTL/Guido Engels)

Natürlich ist an Anna-Maria Zimmermann, die im Herbst 2005 das RTL-Vorsingen „Deutschland sucht den Superstar“ absolviert hatte, aber bereits nach Erreichen des sechsten Platzes aus dem Rennen flog, nichts wirklich „prominent“. Und auch an Anja Polzer, die im Februar 2012 von dem damaligen RTL-„Bachelor“ Paul Janke „auserwählt“ wurde, aber schon einen Tag später zugeben musste, dass die Beziehung längst in die Brüche gegangen war, erinnern sich höchstens Fernsehzuschauer mit sehr großzügig bemessenem Zeitbudget.

Giovanni und Jana Ina Zarrella präsentierten ihre "Familie". (Foto: RTL/Guido Engels)
Giovanni und Jana Ina Zarrella präsentierten ihre "Familie". (Foto: RTL/Guido Engels)

Zugegeben, Raúl Richter kennen zumindest die „GZSZ“-Seher. Und Giovanni Zarrella ist schon deswegen ein wenig TV-bekannt, weil er immer seine attraktive Frau Jana Ina mitbringt. Auch in der RTL-Freitagabendshow darf sie an seiner Seite nicht fehlen – aus Wiedererkennungsgründen. So richtig „Promi“ macht allerdings auch das geschäftstüchtige Paar die Show nicht.

Zweite Mauschelei von RTL: Auch der „Familien“-Bestandteil im Showtitel wird hier sehr großzügig ausgelegt. So kann sich Sängerin Zimmermann ebenso von ihrem „Tourbetreuer“ Dominik unterstützen lassen wie Familie Zarrella von einer befreundeten Kölner Gastronomin.

Daniel Hartwich (Mitte) achtete darauf, dass sich Raúl Richter und Anja Polzer fair duellieren. (Foto: RTL/Guido Engels)
Daniel Hartwich (Mitte) achtete darauf, dass sich Raúl Richter und Anja Polzer fair duellieren. (Foto: RTL/Guido Engels)

Alles wäre geschenkt – wenn nur die Sendung mehr Pfiff hätte, weniger in Beliebigkeit versinken und nicht so peinlich schmierig daherkommen würde. Letzteres liegt nicht einmal an Daniel Hartwich, der sich bemühte, das triste Spiel im bonbonbunten Studio-Ambiente so routiniert wie möglich wegzumoderieren. Und so ließ er sich erst gar nicht dazu hinreißen, auf die plump platzierte Schlüpfrigkeits-Falle der berühmt-berüchtigten „Wir haben 100 Personen gefragt“-Auswahltexte einzulassen. Los ging’s nämlich bereits mit der – ho ho ho – pikant missverständlichen Frage nach dem „großen Tier, das einen kleinen Schwanz hat“. Richtige, weil meistgenannte Antwort: der Elefant.

Ähnlich kalkuliert wirkte die Frage „Nennen Sie etwas, was man lutschen kann“, auf deren Doppelbödigkeit sich aber keiner der „Familien“-Showkandidaten einlassen wollte. Nur Giovanni Zarrella errötete leicht, als er laut darüber nachdachte, ob man Eis nun „lutscht“ oder „leckt“.

Statt zynischer Zoten war ohnehin höchstens Fremdschämen gefragt: Überaus leichtes Spiel hatte Hartwich nämlich mit dem Team aus Cousin und zwei Freunden von Seifenopern-Sternchen Raúl Richter. Dort schlug doch tatsächlich einer der Mitspieler die „Karibik“ vor, als das Team nach einer Mittelmeer-Insel gefragt wurde, die nicht zu Spanien gehört.

Besonders dürftig wirkte die Mannschaftsleistung bei der Rotkäppchenfrage. Dort mussten die Jungs Körperteile nennen, über deren besondere Größe sich das kleine Mädchen wundert. Weil sie nicht wirklich aufpassten, nannten Raúls Kumpel gleich zwei Mal in Folge „Ohren“ und „Zähne“, obwohl die bereits genannt worden waren. Hartwich zweifelte kurz am Guten im Menschen. „Gab’s diesmal vorher schon Sekt“, witzelte er und komplimentierte das Verliererteam, das tatsächlich ohne einen einzigen Punkt die Show verließ, mit dem Halbsatz aus dem Studio: „Ihr habt mit dem Klischee aufgeräumt, dass gutaussehende Männer ...“

Was soll man also von der Sendung halten, die mit knapp einer Stunde zumindest kurz blieb und durch den Sieg der Pölzer-„Familie“ immerhin 10.000 Euro zu Gunsten eines Kinderhospizes in Karlsruhe einspielte?

Ehrlich gesagt: so gut wie nichts. Nur Hartwich und der Sender haben etwas davon: Das „Familien Duell Prominenten-Special“ ist das billigste und publikumsträchtigste Casting für die nächste „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“-Staffel, die man sich vorstellen kann. Das nächste Dschungelcamp öffnet schneller, als man denkt.