„Take Me Out”: Fleischbeschau voller Klischees

„Seid ihr bereit für den Mann eures Lebens?“ fragt Moderator Ralf Schmitz in die Runde von 30 jungen Frauen, die sich für die Partnersuche im Scheinwerferlicht die neue RTL Dating-Show „Take Me Out“ ausgesucht haben. In nur einer Stunde werden den Damen gleich drei Singlemänner vorgeworfen, über die sie sich in kürzester Zeit einen Eindruck verschaffen müssen. Stimmt dieser nicht mit ihren Erwartungen überein, können sie sich durch einen Druck auf den Buzzer selbst aus dem Rennen werfen.

Moderator Ralf Schmitz mit 30 Ladies auf der Suche nach dem Traummann (Bild: RTL)
Moderator Ralf Schmitz mit 30 Ladies auf der Suche nach dem Traummann (Bild: RTL)

Mofa-Gang und rote Brillen

Dass dieser Eindruck oberflächlich bleiben muss, gehört zum Konzept, denn mehr wäre hier gar nicht zu schaffen. In rasantem Tempo wird dem Wort „Speed-Dating“ eine ganz neue Bedeutung verliehen. Atemlos hechelt sich Moderator Ralf Schmitz von Spielrunde zu Spielrunde, stellt hier und da banale Frage an einige der Frauen, die in den meisten Fällen auch nur Banales wie „Wichtig ist gar nicht die Optik, sondern den (!) Charakter" zurückgeben.

Lässig entert Chris (28) aus Köln die Showbühne, doch sein Kreativ-Outfit mit Dreitagebart, Schal und lila T-Shirt lässt nicht alle Herzen höher schlagen und die ersten Buzzer-Lichter bei den Frauen erlöschen. Im Einspielfilm bezeichnet er sich als ziemlich „selbstverliebt“, aber immerhin ist er Mitglied einer Mofa-Gang, was einige Damen beeindruckt und bei der Stange hält. Mit der weiblichen Entscheidungsfreiheit sieht es nach 3 Runden Rausbuzzern aber gar nicht mehr so strahlend aus: Bei „Take Me Out“ darf am Ende der Mann selbst unter den letzten übergebliebenen Datingwilligen wählen. Penelope lebt auch in Köln und ihre rote Brille passt perfekt zu Chris´ lila Shirt – das scheint ihm zu reichen, sie der Ex-„Bachelor“-Kandidatin Katja vorzuziehen.

Pretty in purple: Chris aus Köln stellt sich den Singlefrauen (Bild: RTL)
Pretty in purple: Chris aus Köln stellt sich den Singlefrauen (Bild: RTL)

Katja sucht und findet ihren Bachelor

Überhaupt Katja: Soll sie ein bisschen C-Promi-Glamour in den hektischen Reigen bringen? Keine ist öfter im Fokus der Kamera als sie, und so bekommt sie auch in der zweiten Runde ihre Chance. Stand sie eben noch bedingungslos auf den leicht schrägen Schlabbertypen, soll es jetzt der muskulöse Schönling André (27) aus Dortmund sein. Der Lokführer tut sich mit der Selbstdarstellung schwer, und auch im Einspieler überwiegt der Eindruck von schwitzenden Fußballspielern, Pin-ups im Spind und Bärchen auf der Schlafcouch. Katja findet aber auch ihn ganz toll und verspricht, ihm Salsa beizubringen. Man kann nur hoffen, dass die beiden sich nach dem ersten Tanz mehr zu sagen haben als vor der Kamera.

In gleichbleibend irrem Tempo kommt auch noch der adrette Jochen (28) aus Karlsruhe zum Zuge. Er gibt den verschmitzten Spießer, der seine Wohnung in Ordnung hält und gerne Bowlen und Angeln geht. „Ich suche eine, wo die gleichen Absichten hat“ fällt ihm zum Thema Familienplanung ein. Als Überraschung tanz er Disco-Fox mit dem Moderator in hohen Hacken, was lustiger klingt als es anzusehen ist. Kandidatin Palina hat in Jochen trotzdem ihren Traummann gefunden und macht das auch unter Klimperaugeneinsatz deutlich, während Elisabeth in der Finalrunde mit dem schönen Satz „Ich komme aus Sachsen, wo die schönen Mädchen wachsen“ nicht wirklich für sich werben kann. So entschwinden Jochen und Palina in eine ungewisse Zukunft, denn richtiges Kennenlernen sieht anders aus.

Wie Hühner auf der Stange und nur angeblich „am Drücker“ – die Single-Frauen im Studio (Bild: RTL)
Wie Hühner auf der Stange und nur angeblich „am Drücker“ – die Single-Frauen im Studio (Bild: RTL)

„Schalt mich ab“ statt „Take Me Out“

Fazit: Fleischbeschau-Fernsehen ohne Atempause und Klischees, die eher bestätigt als in Frage gestellt werden. Unter dem Vorwand der Witzigkeit werden in dieser Show junge Frauen als sich selbst eliminierende Hühner auf der Stange inszeniert, die am Ende doch wieder keine Entscheidungsgewalt haben. Dem alten Slogan „Neue Männer braucht das Land“ wäre noch hinzuzufügen: Neue TV-Formate braucht das Land – aber sicher nicht solche vom Kaliber „Take Me Out“.

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