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Großes Raab-Entertainment-TV bei ARD: Der „Star Biathlon 2013“

Hämische Stimmen wetterten im Vorhinein, die ARD habe sich nicht nur den altbekannten Raab-Liveshow Moderator Matthias Opdenhövel abgeschaut, sondern auch das altbewährte Showformat, mit dem Raab auf den Privaten Quote macht: mehr oder weniger prominente Freizeit- oder auch Profisportler messen sich in Randsportarten um das breite Publikum zu erreichen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die pauschale GEZ-Gebühr wird eben alles, was die Öffentlich-Rechtlichen so treiben, skeptisch beäugt. Im Fall des „Star Biathlon“ zu Unrecht. Der erste fand bereits 2004 statt – und kann somit als erfolgsversprechender Vorläufer zahlreicher Raab-Shows gelten.

Die Moderatoren des Abends Matthias Opdenhövel und Magdalena Neuner (Bild: ARD)
Die Moderatoren des Abends Matthias Opdenhövel und Magdalena Neuner (Bild: ARD)


Warum die ARD allerdings die alljährliche Tradition des TV-Wintersportspektakels nach fünf erfolgreichen Ausgaben mit Traumquoten (20 Prozent Marktanteil und ca. 5 Millionen Zuschauern) im Jahr 2008 zwischenzeitlich einstellte, ist fraglich. „Terminliche Schwierigkeiten“ soll es damals gegeben haben, verkündet ein Sprecher. Auch bei der diesjährigen Wiederbelebung des Formats war das Timing kein einfaches: wegen des zeitgleich stattfindende Biathlon-Welt-Cup und anhängenden Werbedeals konnte der „Star Biathlon“ nicht live übertragen werden, denn zuvor müssen alle Werbebanner rund um die Loipe in Ruhpolding entfernt werden. Der Biathlon-Weltcup wiederum endet erst eine halbe Stunde vorm Sendetermin des „Star Biathlon“, somit wurde die Unterhaltungssendung einfach einen Tag im Voraus aufgezeichnet.

Überraschende Siegerin im Damenlauf wird die Brasilianerin Fernanda Brandao (Bild: ARD)
Überraschende Siegerin im Damenlauf wird die Brasilianerin Fernanda Brandao (Bild: ARD)

Trotzdem will der „Star Biathlon“ so aussehen, als handele es sich um eine Live-Übertragung. Dafür sorgt eine absichtlich etwas dilletantische Arbeitsweise, bei der die Kamera nicht immer die Szene ins Bild bringt, die Sportkommentator Gerd Rubenbauer gerade im Visier hat. Apropos Rubenbauer, der sorgt mit einigen Alt-Herren-Sprüchen dafür, dass man nicht auf die Idee kommt, aus Versehen bei ProSieben gelandet zu sein. Authentisches Highlight sind die Bezeichnungen wie „Biathlon-Zaubermaus“ für die überraschende Siegerin im Damen-Lauf, Fernanda Brandao, sowie der Hinweis auf die „verblüffende“ Ähnlichkeit des dunkelhäutigen Sternekochs Nelson Müller mit dem ebenfalls dunkelhäutigen Fußballspieler Gerald Asamoah. Peinlich!

Der Slapstick-Trophäe geht eindeutig an Trompetentalent Stefan Mross und Wetterfrosch Sven Plöger (Bild: ARD)
Der Slapstick-Trophäe geht eindeutig an Trompetentalent Stefan Mross und Wetterfrosch Sven Plöger (Bild: ARD)

Für Überraschung sorgte hingegen Teilnehmer Ingolf Lück als Sieger im Einzellauf der Herren. Überraschend schon deshalb, weil der Ex-Moderator seinen Sieg nur dem ebenso unglücklichen wie amüsanten Zusammenstoß der beiden Spitzenreiter, Volksmusiker Stefan Mross und TV-Meteorologe Sven Plöger, nur wenige Meter vor dem Zieleinlauf verdankt. Unfreiwillige Slapstick-Einlagen der Sportler verliehen der Sendung einen Comedy-Faktor, den Raab-Shows bisher kaum erreichen konnte. Die Zeitlupe von Uwe Ochsenknecht, wie er sich prustend vor Anstrengung eine kleine Anhöhe hochschiebt, hatte fast schon Loriot-Charakter. Auch bei den vielen (Beinah-)Stürzen der anderen Promis konnte man Tränen lachen – ohne Spott, immer mit Sympathie für die Wettstreiter und dem Bewusstsein, dass man selbst auf Langlaufskiern eine ähnlich ungeschickte Figur abgeben würde.

Die Komik tröstete sogar über die Tatsache hinweg, dass die meisten teilnehmenden „Promis“ weder spektakuläre noch glamouröse Persönlichkeiten waren. Mountainbike-Olympia-Zweite Sabine Spitz zum Beispiel bewies aber, dass auch unbekannte Gesichter interessante Auftritte abliefern können. Ein groß angekündigter Name, Christine Neubauer, musste krankheitsbedingt kurzfristig vom Wettkampf zurückgezogen werden. Hier gelang der ARD allerdings ein echter Coup: Spontan engagierten sie die Schauspielerin und potentielles Neubauer-Double Natalia Wörner. Den meisten Zuschauern wäre Neubauers Fehlen sicherlich entgangen, hätten Opdenhövel und seine Co-Moderatorin Magdalena Neuner, die ihren Auftritt locker meistert, nicht zu Beginn darauf hingewiesen.

Festzuhalten bleibt, wer sportliches Niveau erwartet, sollte sich lieber den echten Biathlon-Weltcup ansehen oder sich im Zweifelsfall mit Raab-Entertainment begnügen, wo wenigstens mit eiserner Verbissenheit und grenzenlosem Ehrgeiz um den Sieg gekämpft wird. Der „Star Biathlon“ zeichnet sich eher durch kollegiales Fair-Game aus: Hier ziehen sich die Kandidaten gegenseitig zum Sieg und lassen dem Unterlegenen stets den Vortritt. Die Wohlfühlatmosphäre sorgt unterm Strich dennoch für angenehme Unterhaltung. Wir sind gespannt, ob ARD die Top-Quoten von einst erreichen konnte und freuen uns schon auf den „Star Biathlon 2014“ – sofern es terminlich klappt…

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