Im Luzerner “Tatort” geht am “Schmutzigen Donnerstag” der Tod um

Gerade noch rechtzeitig zum Ausklang der Faschings-, Karnevals- oder Fastnachtszeit (je nachdem) stürzen sich die Luzerner "Tatort"-Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) in dieselbe hinein. Jeder tut es auf seine Weise: Liz lässt es krachen und wird auch gleich erotisch fündig. Reto sieht es seinerseits mit Grausen: Die "Fasnacht", wie die Luzerner sagen, kann ihm nun mal gestohlen bleiben. Er zieht die ins Gesicht gezogene Strickmütze der Narrenkappe vor. "Schmutziger Donnerstag", der dritte gemeinsame Fall der beiden, kann sich nicht nur wegen des bunten Treibens sehen lassen.

Reto Flückiger (S. Gubser) ist ein Fasnachtsflüchter (Bild: SWR / SRF / N. Rot).
Reto Flückiger (S. Gubser) ist ein Fasnachtsflüchter (Bild: SWR / SRF / N. Rot).

Wie einst der schauervoll Maskierte im berühmten Film "Orfeu Negro" aus den 50er-Jahren, treibt einer sein Unwesen unter den feiernden Massen: Der Kerl spielt den Tod - und bringt ihn auch. Einem Fastachtszünftler setzt er einen historischen Zunftdolch in die Brust, so dass dieser sein Leben verhaucht. Gut, dass der Reto einen kühlen Kopf bewahrt: Als die Kollegen auf dem Revier eine Tat aus dem Sumpf der Korruption und der städtisch dirigierten Baumafia vermuten, weil der Ermordete ja von Amts wegen Luzerner Baubeauftragter war, hält der coole Reto an seiner selbstgebastelten Theorie eines Rachemordes fest. Zu viel Wut hat ihm der als Sensenmann maskierte Täter gehabt.

Drogenvision mit DJ Bobo: Er zertrümmert Flückigers Auto, "ET" tanzt (Bild: SWR / SRF / Nikkol Rot).
Drogenvision mit DJ Bobo: Er zertrümmert Flückigers Auto, "ET" tanzt (Bild: SWR / SRF / Nikkol Rot).

Die Recherchen ziehen sich nun so spannend wie mühsam vom "Schmutzigen Donnerstag" weiter über die Fasnachtstage hin. Während es jedoch für die verantwortlichen Zünftler vor allem um die Frage geht, ob man nach dem Morden noch unbeschwert weiter feiern lassen soll, recherchieren die Kommissare unter Gefahren unentwegt. Wie sind sie denn nun, die Fasnachtsprofis und Honoratioren der Stadt, die auch übers Jahr zusammenhalten wie Pech und Schwefel? Sind sie wirklich die Wohltäter und Saubermänner, als welche sie sich gerne geben – oder schlummert unter der organisierten Feierlust eben doch das Böse? - Aus diesem Spannungsfeld bezieht der neue Schweizer "Tatort" unter Umgehung touristischer Propaganda seine Stärken. Selbst die etwas steife Gangart der Luzerner Kommissare (Synchronisation?) scheint sich allmählich zu legen. Überhaupt: Wo sonst hüpft denn ein entfesselter DJ Bobo auf Autodächern herum? Das alles hat schon einen feinen, eigenen Stil, was sicher auch ein Verdienst des Regisseurs Dani Levy ("Alles auf Zucker") ist. Der Wahlberliner – man glaubt es kaum – hat hier estmals in seiner Schweizer Heimat gedreht.

("Tatort: Schmutziger Donnerstag", Sonntag, 10. Februar, 20.15 Uhr, ARD)