„Let’s Dance”: Ein bisschen weniger „Schlussverkauf bei Hello Kitty”, bitte

Kommt nicht oft vor, aber manchmal muss man RTL wirklich loben. Besonders für seine „Tanzshow-Sensation Let's Dance". Immer mittwochs zur Primetime stimmt hier nämlich einfach alles: von der Deko (Glitzerschauer gehen immer) über Silvie van der Vaarts Kleidchen (auch schauriger Glitzer geht immer) bis hin zur satten Dosis Drama auf und neben der Tanzfläche. Die Kurzbilanz des fünften Promi-Balls: Gitte Haennig ist freiwillig raus, Patrick Lindner unfreiwillig komisch, „Wiederkommerin Magdalena Brzeska" ist unverschämt gut — und Juror Joachim Llambi einfach nur unverschämt unverschämt. So kennen und lieben wir das.

Na, das geht ja mal wieder richtig gut los. Und mit „richtig gut" meinen wir: RICHTIG gut. Schon der allererste Promi — Stefanie Hertel tanzt Tango — rockt die Bühne ordentlich. Da weiß der Zuschauer, weshalb er „Let's Dance" auch in der fünften Woche eingeschaltet hat: zum Beispiel wegen des hoch geschlitzten Kleides, dem Blick auf ellenlange Volksmusikstar-Beine — und deshalb: „Ein Mann, eine Frau, Vorspiel." (Sergiy Pluta, Hertels Partner) Denn die nette Stefanie, die früher nur ihren trompetenden Ex Stefan anhimmelte, tanzt, als würde sie gerade ganz schön intensiv an Sex denken.

Irgendwie dezent befremdlich. Passend dazu Silvie van der Vaarts surreale Gretchenfrage ans Publikum: „Wollen Sie das auch zu Hause: Mehr Erotik von Stefanie Hertel?" Zahlreiche Anrufer wollen natürlich. Entsprechend problemlos löst Hertel ihr Ticket für die nächste Show. Rebecca Mir und Massimo Sinato, die das Tanzparkett mit einem zackigen Paso Doble „zum Beben" (Maite Kelly) bringen, tun es ihr gleich. Auch Joana Zimmer, die ihrem Partner Christian Polanc beim Slowfox sprichwörtlich blind vertraut, ist kommende Woche wieder mit von der Partie.

Mit der Leistung von Magdalena Brzeska aber kann keines der eben genannten Paare wirklich mithalten. Ob's daran liegt, dass die Ex-Turnerin nach ihrem Comeback — sie „ersetzt" Gitte Haennig, die wegen eines Trauerfalls in der Familie freiwillig ausschied — besonders motiviert ist? Oder vielleicht daran, dass sie ihr Bein problemlos über den eigenen Kopf heben kann? Was es auch ist, es funktioniert. Das findet sogar der Obernörgler vom Tanzdienst: Joachim Llambi lobt Brzeskas Tango als „die beste Performance" des Abends, vergibt gar sieben Punkte. Was quasi einem Ritterschlag von Seiner Discofox-Exzellenz gleichkommt.

Doch derart wohlgesinnt ist Llambi nicht allen Kandidaten. Frohnatur Patrick Lindner etwa, der bei seiner Samba mit den Hüften kreist, als ginge es hier um einen Preis fürs schwungvollste Beckenbodentraining, urteilt er gnadenlos ab: „Da steht er vor mir und spielt mit seinem Johnny, bis mir schlecht wird." Das tut weh, und war wohl auch genauso gedacht. „Mit Glück noch 'ne 1", kommentiert der Juror der Schmerzen anschließend seine deprimierend geringe Wertung. Dass man Kritik auch weniger treffend formulieren kann, beweist Roman Frieling: „Es sieht immer aus wie Schlussverkauf bei Hello Kitty." Ja, Schlagersänger Lindner ist halt eine Grinsekatze — die auch in dieser Woche gut lachen hat. Genau wie Mandy Capristo wählt das Publikum ihn nämlich in die nächste Sendung.

Und was bleibt nach rund zwei Stunden Schwoferei, nach dieser bunten Mischung von C-Promis, Konfetti-Regen und dem holländisch akzentuierten Blondchen-Gebrabbel van der Vaarts? Zwei Erkenntnisse. Erstens: Manchmal ist das Publikum der bessere Tanzjuror. Mit Ardian Bujupi muss nämlich genau der Kandidat seine Tanzschuhe abgeben, der heute sowieso nur belanglos über die Bühne hoppelte. Und zweitens: Moderator Daniel Hartwich ist top. Was der Mann sagt, hat Format — und trifft nie die falschen. Nach Lars Riedels aka Al Bundys (er sieht ihm wirklich seeeehr ähnlich) Auftritt im Stil von „Eine schrecklich nette Familie" gibt er das Wort gekonnt charmant an Llambi: „Nun überlegen Sie mal, wer von unserer Jury die Dumpfbacke ist." Wir hätten da eine leise Ahnung.