„Rach, der Restauranttester”: Keine Rettung aus dem Tal der Tränen

„Endlich!", bricht es aus Mechthild Müller heraus, und dann fließen die Tränen. Auf Restaurant-Retter Christian Rach hat sie sehnlichst gewartet, scheint er ihr doch das letzte Fünkchen Hoffnung in ihrer Misere zu sein. Mechthild betreibt seit 26 Jahren den Imbiss „Der Heidjer“ in der Gemeinde Wesendorf in der Lüneburger Heide – und es sieht schon länger nicht gut für dessen Fortbestand aus.

In höchster Not: Imbissbesitzerin Mechthild Müller kann nicht mehr (Bild: RTL)
In höchster Not: Imbissbesitzerin Mechthild Müller kann nicht mehr (Bild: RTL)

Im Sumpf von Schulden und Verzweiflung

Kurz vor dem mentalen und finanziellen Zusammenbruch stehend, führt die ausgebrannte Frittenbudenbesitzerin mit letzter Kraft das ruinöse Minusgeschäft. „Der Heidjer“ ist eigentlich Kult in der Gegend, aber „ein toter Kult", wie sie selbstkritisch zugibt. Rach merkt schnell, woran das liegt. „Wenn ich mich hier dran satt esse, kriege ich Pickel“ konstatiert er und schiebt die Teller mit zähem Gratin, labbrigem Burger, Gyrospizza und einer Currywurst aus der Fritteuse angewidert von sich. Rach ist ehrlich und ziemlich deutlich – und muss das im Angesicht der desaströsen Gesamtsituation auch sein. Denn nicht nur die lieblos aufgewärmte Tiefkühlkost in altmodischer Einrichtung ist das Problem. Nach einem Blick in die Bücher tut sich ein geschäftlicher Alptraum auf. Mietschulden, kaum Einnahmen und hohe Verbindlichkeiten bei der Bank lassen der Imbisswirtin das Wasser bis zum Halse stehen.

„Sie sind abgesoffen“ ist Rachs nüchternes Fazit, er zweifelt sichtlich am Erfolg einer Rettungsmaßnahme. Zu gebeutelt und schwach wirkt Mechthild, um das Feuer mit einem Neustart nochmals zu entfachen. Doch die tagelange Vermittlung seitens des Sternekochs zeigt erste positive Auswirkungen: Bei einem Gespräch mit Vermieter, Hausverwaltung und Steuerberater kann er eine Mietsenkung und einen Teilerlass der Schulden bewirken, die den Fortbestand des „Heidjer“ fürs Erste sichern. Dass das für unmöglich Gehaltene nun möglich wird, rührt die Gastronomin schon wieder zu Tränen, aber diesmal die der Freude.

Ein Hoffnungsschimmer weckt neue Energie bei der Wirtin (Bild: RTL)
Ein Hoffnungsschimmer weckt neue Energie bei der Wirtin (Bild: RTL)

Im Wechselbad zwischen Angst und Hoffnung

Das Licht am Horizont weckt Energie bei allen Beteiligten; motiviert und mit Freude an der Sache kommt Rach in Fahrt und gibt eine kleine Saucenkunde: Mayo und Ketchup aus dem Topf statt aus dem Plastikeimer, selbstgemacht und lecker. Dazu schmurgelt die Bratwurst in der Pfanne und ein neuer, knuspriger „Heidje-Burger Deluxe“ überzeugt sogar die vegetarische Imbissbesitzerin. Dennoch schwankt diese zwischen Hoffen und überfordertem Zweifeln – auch durch dieses Tal der Tränen führt Rach sie behutsam und ohne Bevormundung. Dem Druck der hohen Erwartungshaltung des Stammpublikums, das zur Neueröffnung zahlreich erscheint und begeistert die diversen Curry-Kreationen probiert, kann Mechthild schließlich standhalten. Trotz allem verlässt Rach diesen Einsatz mit der Sorge, ob die angeschlagene Wirtin den Weg weitergehen kann und wird.

Scheitern als Chance

Beim Wiederbesuch sechs Wochen später brechen die Dämme denn auch mit aller Macht. Unter Tränen erzählt die Wirtin, dass die Probleme sie, trotz aller Neuerungen, eingeholt und überrannt haben. Das Finanzamt hat das Konto zugemacht und eine erste Pfändung ist eingeleitet. „Diese scheiß bunten Scheine, an denen soviel Elend klebt“ haben Mechthild ans Ende ihrer Kräfte gebracht. „Es ist keinem damit gedient, wenn du zusammenbrichst“, weiß Rach, und rät ihr dringlichst dazu, den Imbiss loszulassen und ihn zu schließen.

Manchmal kann auch ein erfahrener Gastronom wie Rach nur zum Eingestehen des Scheiterns beitragen, und dass dieses als Chance begriffen werden muss. Ein bitteres Fazit – aber eine Geschichte aus dem Leben, die in dieser Folge ohne falschen Pathos und mit dem nötigen Mitgefühl erzählt wurde.

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