„Stop War, Make Fun”: Willkommen im Krieg

Zwei beste Freunde trinken einen über den Durst und tauschen ihre Rollen. Gut, ist vielleicht keine ganz neue Filmthematik. Ungewöhnlicher ist da schon der Schauplatz für die Verwechslungskomödie. Denn: Einer von beiden — und zwar nicht der, der eigentlich Soldat ist — findet sich plötzlich in afghanischem Kriegsgebiet wieder. Kalauer an der Front? ProSieben wirbt mit einem „Genre, das es so noch nicht in Deutschland gegeben hat". Wir haben uns „Willkommen im Krieg" schon mal angesehen.

Kalauer an der Front: „Willkommen im Krieg“ an Ostermontag, 9.4. im TV (Bild: ProSieben)
Kalauer an der Front: „Willkommen im Krieg“ an Ostermontag, 9.4. im TV (Bild: ProSieben)

„Wir haben versucht, ein differenziertes Bild von der Bundeswehr zu entwerfen", so Ivo-Alexander Beck, Produzent der Tragikomödie. Aber eine Mischung aus Lovestory, Abenteuer, Bildungsfernsehen und Komödie — kann das wirklich gut gehen? Zumindest die Darsteller sind überzeugt. „Ich finde super, dass mit dem Film endlich mal was Anderes ausprobiert wird in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft und sich ein Sender wie ProSieben traut, die erste Antikriegskomödie zu verfilmen, die den Krieg auf den Arm nimmt und sich darüber lustig macht — mit einem dramatischen Wendepunkt", schwärmt Wilson Gonzales Ochsenknecht, der in einer Nebenrolle zu sehen ist.

Wilson Gonzalez Ochsenknecht: Abschied von leichter Unterhaltung?

Und so startet „Willkommen im Krieg" wie eine typisch deutsche Privat-TV-Produktion: seicht bis heiter. Die lustige Ferienlagerstimmung im Krisengebiet wird lediglich durch den falschen Hasen im Bundeswehrcamp — Martin (Constantin von Jascheroff) — getrübt. Der hat keine Ahnung von Krieg („Ich hab drei Mal Battlefield durchgezockt, ich bin Profi!"), pfeift auf Autoritäten, verschafft sich eine Gang und verliebt sich (bereits in Minute acht!) unsterblich in die (natürlich blonde) Sanitäterin (Jessica Richter). Die heißt Nina und verarztet liebevoll Martins „Gefechtswunden" (er wurde beim nächtlichen Bierklau von der Wach-Töle zielsicher ins Arschgeweih gebissen). Die Blutgruppe stimmt nicht mit der in der Akte überein und — oh — er fliegt auf.

Im Folgenden verpasst seine neue Lager-Gang, bestehend aus Horstie, der nicht redet (Daniel Zillmann), dem furchteinflößenden „Tier" (Wilson Gonzalez Ochsenknecht) und Nobbi (Arnel Taci), Martin einen Crash-Kurs in Waffenkunde und — ab an die Front!

"Mal eine richtige Tunte": Hannes Jaenicke im Gespräch

Für die nötige thematische Schwere hat Drehbuchautor Christian Pöschke den jugendlichen Schabernack mit dramatischem Kriegsgeschehen verwoben. Die Rolle des Helden ist unmissverständlich an Martin vergeben, der durch den Einsatz an der Front eine beachtliche Entwicklung durchmacht. Zunächst steht für ihn der Spaß im Vordergrund. Zum Beispiel, wenn die afghanische Bevölkerung mit Gesangseinlagen für die Truppe gewonnen werden soll. „Stop War Make Fun"? Der vergeht Martin spätestens dann, als er nach dem Tod seines Kumpels Horstie mit ansehen muss, wie der posthum noch einmal zum (Medien-)Opfer gemacht werden soll.

Man ahnt es bereits: Diese Story schreckt vor nichts zurück. Gar nichts. Und so wird auch so ziemlich jedes Klischee bedient. Die Entwicklung der Protagonisten leidet unter dem etwas gezwungen wirkenden Spagat zwischen moralischem Anspruch und Teenie-Klamauk. Und so bleiben die Charaktere zu flach, um die ernste Botschaft zu vermitteln.

Eines muss man Autor Christian Pötschke dennoch lassen: Er gewinnt haushoch fast alle ProSieben-Zielgruppen: Lovestory-Romantiker, Kriegsfilm-Liebhaber, Jungschauspieler-Groupies, Comedy-Fans — für jeden was dabei. Nur der Anspruch, der bleibt auf der Strecke.

„Willkommen im Krieg" läuft am 9.4.2012 um 20.15 Uhr auf Pro7