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Was tut der nette Herr Ohrt denn da im Bremer “Tatort: Puppenspieler”?

Als hätte er es geahnt, wird Stedefreund (Oliver Mommsen) von einer schweren Midlife-Crisis gepackt. Der Kommissar hat die Schnauze voll: Er will ab nach Afghanistan, um dort Polizisten auszubilden. Recht hat er, so stellt sich am Ende des neuen Bremer "Tatorts" heraus. Was soll man machen, wenn man sich als Kommissar nur noch wie eine Puppe an Fäden gezogen fühlt? Das blaue Feeling, das Gefühl, zur Machtlosigkeit verurteilt zu sein, hat derzeit im "Tatort" Hochkonjunktur: Vergangenen Sonntag erwischte es die Wiener Kommissare, denen vom Geheimdienst das Heft aus der Hand genommen wurde. Warum sollte es da den Bremern Stedefreund und Inga Lürsen (Sabine Postel) in ihrem neuen Fall "Puppenspieler" anders ergehen?

Inga Lürsen (S. Postel) nimmt die Ermittlungen in dem Mord an einem 17-jährigen Jungen auf (Bild: RB/J. Landsberg).
Inga Lürsen (S. Postel) nimmt die Ermittlungen in dem Mord an einem 17-jährigen Jungen auf (Bild: RB/J. Landsberg).

Da mordet einer - offensichtlich immer mit der selben Waffe - munter vor sich hin. Und wird doch nie gefasst. Wird er vom BKA oder gar vom BND gedeckt, wie man bereits in den Nachrichten munkelt? Dort werden in aller Eile (und von Florian Baxmeyers Regie mit schickem Split-Screen-Look versehen) die vergangenen Morde noch einmal gezeigt, während der nächste nicht lange auf sich warten lässt.

Diesmal gerät Konrad Bauser, ein hoher Verfassungsrichter, gespielt vom smarten Christoph M. Ohrt (der nette Anwalt aus der Serie "Edel & Starck" ist diesmal gar nicht so nett), ins tödliche Visier. Zunächst wird er von einer minderjährigen Prostituierten im Hotelzimmer beim Beischlaf gefilmt. 50.000 Euro beträgt das avisierte Schweigegeld, erfährt der hohe Beamte mittels Handy. Doch der Richter, seinerseits nicht faul, greift selbst zum Apparat. Eine geheimnisvolle LKA-Lady (Katja Danowski) soll ihm helfen, die Erpresser aus dem Weg zu räumen.

Verwaltungsrichter Bauser (C. M. Ohrt) wird erpresst (Bild: RB/J. Landsberg).
Verwaltungsrichter Bauser (C. M. Ohrt) wird erpresst (Bild: RB/J. Landsberg).

Doch ein Übel kommt selten allein: Wie es das Schicksal will, sind hinter dem Richter nicht nur kleine gefräßige Fische her, sondern auch die großen: Schließlich ist der Herr Verwaltungsrichter ein wichtiger Mann für die Industrie - er soll als Zünglein an der Waage über eine anstehende Weser-Vertiefung entscheiden. So zappelt er also per Prostitutionsvideo zeitgleich am Haken von Lobbyisten-Haien, Politikern und Geheimdiensthintermännern. Schnell und schlau sind sie, die Geheimdienste mit ihren Kameras und ihrem ganzen Überwachungskram. Wechseln die Mörder so leicht wie die Hemden, so wird vom Drehbuch (Christian Jeltsch) suggeriert.

Schnell ist auch die Gangart dieses Film-noir-"Tatort" unter Florian Baxmeyers Regie: Jump-Cuts, viel Split-Screen, aufgeregte Handkamera und dergleichen mehr. Aber am Ende wird dann eben doch vieles eher behauptet als bewiesen, was bei Verschwörungsfällen in der Natur der Sache liegen mag. So hofft man auf künftig wieder mehr Potenzial für Stedefreund und Lürsen. Ach ja, die Welt ist schlecht. Trotzdem, oder gerade deshalb: Nehmt das Heft an der Weser bitte wieder in die Hand!

("Tatort: Puppenspieler",Sonntag, 24. Februar, 20.15 Uhr, ARD)