„TV total WOK WM“: Stefan Raabs uncooler Eis-Ehrgeiz

Es war die Weltmeisterschaft der Sprücheklopferei. „Sotschi war nur das Training“, prahlte Stefan Raab. „Jetzt geht’s um die Wurst.“ Mit platten Beschwörungsformeln wie diesen versuchte er das Wettrutschen im Eiskanal vom Königssee, an dem sich selbst treue Adrenalin-Sport-Junkies längst satt gesehen haben dürften, doch noch einmal interessant zu machen. Zum 12. Mal fand sie bereits statt, die alljährliche „TV total WOK WM“. Und sie bewegte sich auch diesmal in ziemlich starren Bahnen. Zwei endlos lange Läufe in zwei Disziplinen – der 1er-Kochschüssel und dem 4er-Fahrgespann - galt es zu absolvieren. Auf einen Show-Act zur Auflockerung verzichtete ProSieben diesmal. Dafür pries Moderator Steven Gätjen mit ermüdender Penetranz irgendwelche Gewinnspielautos an und leitete in Werbepausen über, die es schafften, fast alle der ungezählten Markenlogos aus Stefan Raabs „Dauerwerbesendung“ auch noch mal in TV-Spot-Form vorkommen zu lassen.

Stefan Raab gewann nichts im 1er-WOK und verpasste im 4er Gold. (Foto: ProSieben/Willi Weber)
Stefan Raab gewann nichts im 1er-WOK und verpasste im 4er Gold. (Foto: ProSieben/Willi Weber)

Sportlich hätten eigentlich die vielen Olympia-Teilnehmer glänzen sollen – darunter die Sotschi-Doppelsieger Natalie Geisenberger und Felix Loch, aber auch der britische Wettkampf-Dino und Skisprung-Bruchpilot Eddie the Eagle. Die Rennrodlerin aus München, die zum ersten Mal beim in die Jahre gekommenen WOK-Rennen mitmachte, landete letztlich nur auf einem unspektakulären fünften Platz – hinter Tagessieger Joey Kelly, dem Berchtesgadener Lokalmatador und damit „Heimschläfer“ Georg Hackl sowie dem Südtiroler Armin Zöggeler. Die Überraschung in der 1er-Wertung: Zum zweiten Mal schaffte es Ex-Ironman und Ex-Kelly-Family-Musikus Joey, die „rasende Weißwurst“ Hackl zu überrunden. Der selbsternannte „Wokl-Schorsch“ sah ein, dass langsam die Zeit gekommen ist, anderen die Bühne zu überlassen. Neun Mal hatte er bereits Gold herausgewokt. Nun ließ er sich trotz eines überragend schnellen zweiten Laufs schlagen.

Stefan Raab (rechts) klopfte mit Moderator Steven Gätjen Sprüche. (Foto: ProSieben/Willi Weber)
Stefan Raab (rechts) klopfte mit Moderator Steven Gätjen Sprüche. (Foto: ProSieben/Willi Weber)

Und auch beim 4er-WOK siegte nicht der haushohe Favorit – das Team mit Olympia-Star Felix Loch, Manuel Machata, TV-Koch Steffen Henssler und eben Stefan Raab. Und das obwohl ein Triumph für den notorischen „TV total“-Ehrgeizling so wichtig gewesen wäre. Die „Schlag den Raab“-Killerplauze wollte unbedingt das dritte Mal in Folge Gold holen – und scheiterte. Tatsächlich fuhr nämlich eine Art „Cool Runnings“-Team zum Erfolg: Angeführt von Marvin Dixon, der tatsächlich eben erst als Außenseiter-Spaßvogel bei den Olympischen Spielen in Russland angetreten war, flitzte das Team Jamaica zum Sieg und ließ sich in der Usain-Bolt-Pose feiern. Gänsehaut verursachte bei diesem „Fest“-Moment nur die Tatsache, dass gleichzeitig Bloodhound-Gang-Rüpel Evil Jared sein nacktes Gemächt in die Kameras hielt.

Olympia-Stars Natalie Geisenberger und Felix Loch (2. von rechts) rodelten ohne Glanz mit. (Foto: ProSieben/Willi Weber)
Olympia-Stars Natalie Geisenberger und Felix Loch (2. von rechts) rodelten ohne Glanz mit. (Foto: ProSieben/Willi Weber)

Raab hatte also wieder einmal viel vorgehabt. Nichts davon ging diesmal auf. Was ihm blieb, war die harte Sprücheklopferei, die er vorher extra eingeübt hatte. So bezeichnete er die letztlich viertplatzierte ehemalige „No Angels“-Sängerin Lucy Diakovska als „einen weiblichen Joey Kelly“. Beide vereint, dass sie angeblich „gesanglich Mittelmaß“, aber „spitze im Kanal“ sind. Das von Sven Hannawald angeführte „DDR“-Viererteam nannte Stefan Raab eine „Spreegurkentruppe“. Und der USA-Mannschaft attestierte er, dass die Nation zwar zum Mond fliegen könne, aber dass den Jungs für den WOK der Mut fehle. Vielleicht hatte auch deswegen Evil „Pimmel“ Jared noch eine Rechnung offen.

Nun gut. In der inoffiziellen „Witz“-WM lag Stefan Raab damit trotzdem nur knapp vor Matze Knop, dem immer genau die miesen Kalauer einfallen, auf die auch Mario Barth gekommen wäre. Bei Schweizern muss er an Käse, bei Türken an den Döner und bei Jamaikanern an den Joint denken. Beide machten einen faden langen Abend nicht wirklich kurzweiliger.