Werbung

Zweiter “Tatort” aus Dortmund: Ach, die Jugend!

Klar, sie sind überbesetzt, die Neuen aus dem ehemaligen Ruhrpott. Mächtig drücken die Jungen im Dortmunder "Tatort"-Quartett auf die Minderjährigen-Tube. Schaut her, wir sind ganz furchtbar schlau und cool! Mit Leichtigkeit können sie, wie Nora (Aylin Tezel), auf irgendwelche Mülltonnen springen, sagenhaft locker zeigen sie die Dienstausweise als Waffe her. "Ach ja, die Jugend!", möchte man da mit Faber (Jörg Hartmann), dem alten Haudegen, seufzen in seinem zweiten Einsatz für die "Tatort"-Reihe. "Mein Revier" ist der Dortmund-Fall recht folkloristisch betitelt.

Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ist eine Type. (Bild: WDR / W. Weber)
Kommissar Faber (Jörg Hartmann) ist eine Type. (Bild: WDR / W. Weber)

Manchmal wird die selbstbewusste Kraftmeierei schier ins Unermessliche gesteigert - schließlich will man ja auch den ollen Schimanski aus dem Duisburg-"Tatort" mit seinen Kraftausdrücken spät übertrumpfen. Was ist schon dessen sprichwörtliche „Scheiße!" gegen des Jungkommissars Klage. "Erst vögeln wir uns das Hirn raus, und dann bist du kalt wie'n Fisch!", wirft Jungbulle Daniel (Stefan Konarske) seiner sich verweigernden Kollegin Nora (Aylin Tezel) vor.

Doch was soll's — in der Dortmunder Nordstadt sind halt die Sitten rau, da lässt sich selbst eine verdiente Alt-Kommissarin regelmäßig ihren Lustknaben kommen — Sodom grüßt den Pott! „Wer viel Geld hat, wird nicht bleiben", heißt es in der Ballade von der Nordstadt im Score — es sei denn, man bringt ihn um die Ecke, oder er zieht einfach Leine. So viel Lyrik ist fast schon zu schön.

Sind Daniel (Stefan Konarske) und Nora (Aylin Tezel) nun ein Paar? (Bild: WDR / W. Weber)
Sind Daniel (Stefan Konarske) und Nora (Aylin Tezel) nun ein Paar? (Bild: WDR / W. Weber)

Leider hält der etwas steril geratene Fall als solcher mit derlei Kühnheiten nicht ganz Schritt. Ein türkischer Drogendealer und Zuhälter wird erschossen, just als ihm eine junge Bulgarin zu Diensten ist. Ein gleichfalls türkischer Widersacher des Verblichenen gerät schwer unter Verdacht, es scheint um die Krone im Kiez zu gehen. Am Ende muss man sich dann aber doch eines Besseren belehren lassen. Das Schicksal trifft eben immer die Falschen.

Zum zweiten Mal haben bei „Mein Revier" Thomas Mauch (Regie) und Jürgen Werner (Drehbuch) nach Dortmunder "Tatort"-Sternen gegriffen. Das hat rein Fall-mäßig nicht ganz geklappt. Aber mit dem kauzig verstruppten Faber (Jörg Hartmann) haben sie nun immerhin einen starken, verqueren Kommissar installiert, der sich -"Ma'mma n'omma zwei!" - am Tresen bestens bewegen kann. Und das ist für einen Aufklärer schon mal die halbe Miete. Wetten, dass der beste Karten für die Zukunft hat?

("Tatort: Mein Revier", Sonntag, 11. November, 20.15 Uhr, ARD)