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Christine Neubauer: "Mir hilft es nicht, meine Trauer der Welt mitzuteilen"

Christine Neubauer als Pastorin Franziska Kemper

In "Franziskas Welt - Hochzeiten und andere Hürden" (am Sonntag, 29. März um 20:15 Uhr im ZDF) schlüpft Christine Neubauer (52, "Die Landärztin") wieder in die Rolle der Pastorin Franziska Kemper. Die hat nicht nur privat einiges um die Ohren. Auch in ihrer Gemeinde ist sie als Seelsorgerin stark gefordert. Doch wie selbstlos muss eine Pastorin sein?

Trauer, Verlust, Liebe - Franziska bekommt es mit einer geballten Ladung Gefühle zu tun. Wie ihre Darstellerin Christine Neubauer mit Emotionen umgeht, hat sie der Nachrichtenagentur spot on news im Interview verraten.

Franziska ist für ihre Umwelt wie ein emotionaler Mülleimer - kennen Sie das?

Christine Neubauer: Franziska hat sich das durch ihren Beruf als Pastorin selbst gewählt. Ich hätte auch beinahe einen sozialen Beruf studiert und habe Praktika in sozialen Einrichtungen gemacht, bei denen ich Gefahr lief, meine Gefühle den anderen unterzuordnen. Heute ist meine Leidenschaft die Schauspielerei, zu der auch gehört, dass ich mich für andere Menschen interessiere und Charaktere studiere. Auch privat bin ich ein Mensch, der anderen gerne zuhört und damit ein bisschen zum Ersatz für die Psychiater-Couch wird. Bis zu einem gewissen Punkt mache ich das sehr gerne, wenn ich damit einem Menschen helfen kann, der mir etwas bedeutet.

Schaffen Sie es immer, dabei nicht über Ihre Grenzen zu gehen?

Neubauer: Mittlerweile kann ich das sehr gut, weil ich meine Grenzen sehr gut kenne. Wenn man die nicht einhält und sich selbst aufgibt, ist ja auch dem anderen Menschen am Ende nicht geholfen.

Können Sie gut loslassen?

Neubauer: Loslassen ist etwas, das man lernen kann und muss. Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich schon viel über das Thema Loslassen gelernt habe. Ich merke, je besser ich es kann, desto besser geht es mir in gewissen Aspekten meines Lebens. Aber es ist nicht leicht. Deswegen war diese Rolle auch eine Brücke zu mir persönlich und eine Chance, mich mit dem Thema Loslassen auseinanderzusetzen und zu verarbeiten.

Zum Loslassen gehört auch trauern - sind Sie ein Mensch, der offen trauert oder es mit sich selbst ausmacht?

Neubauer: Mir persönlich hilft es nicht, meine Trauer der ganzen Welt mitzuteilen. Ich finde, das ist etwas sehr Persönliches. Jeder geht natürlich anders mit Trauer und dem dazugehörigen Schmerz um, aber ich verarbeite diese Dinge erstmal mit mir selbst, und dann in sehr kleinem Kreis.

Bei Ihnen wurden in den vergangenen Monaten private Dinge sehr öffentlich diskutiert. Wie ging es Ihnen dabei?

Neubauer: Das war sicherlich nicht hilfreich und ist auch nicht auf mein Antreiben geschehen. Natürlich ist meine Arbeit nur ein kleiner Teil von dem, was an meinem Gesamtbild interessiert. Aber wenn nur noch ein privater Aspekt mit mir in Verbindung gebracht wird, geht das über meine Grenzen hinaus.

Was macht Ihnen Angst?

Neubauer: Krankheit ist das Einzige, was mir wirklich Angst macht. Dass eine Krankheit das Leben eines geliebten Menschen oder mein eigenes von einem Tag auf den anderen aus den Angeln heben könnte. Ich versuche, Angst nicht zuviel Raum in meinem Leben zu geben, weil sie lähmt. Meine Angst ist eher die vor der Machtlosigkeit. Davor, nicht mehr helfen zu können.

Im Film ist die Krankheit, die alles auf den Kopf stellt, Alzheimer. Kamen Sie damit schon einmal in Berührung?

Neubauer: Ich kenne diese Krankheit sehr gut. Sie kam in meinem engeren Umfeld vor. Was das betrifft, musste ich nichts recherchieren, weil ich es alles selbst erlebt habe.

In diesem Fall vergisst ein Mann seine eigene Ehefrau. Würden Sie in so einem Fall gehen oder kämpfen?

Neubauer: Wenn man gegen diese Krankheit namens Alzheimer kämpft, hat man von Anfang an verloren. Solange wir keine Heilung dagegen haben, ist das Akzeptieren und Loslassen in diesem Fall der einzige Kampf, den man gewinnen kann.