Griechenland-Talk bei Günther Jauch: "Die Griechen haben das Recht, in Würde unterzugehen"

Griechenland-Talk bei Günther Jauch: "Die Griechen haben das Recht, in Würde unterzugehen"

Zum vierten Mal in Folge beschäftigten sich Günther Jauch und seine Talk-Gäste mit Griechenland. Thema der Sendung: "Die Entscheidung der Griechen – Schicksalstag für Europa?" Zu konkreten Ergebnissen kamen die Beteiligten nicht, obwohl der Talkmaster immer wieder versuchte, die Gesprächsrunde darauf zuzuschneiden, was das Nein der Griechen zum Rettungsangebot für Konsequenzen habe.

Griechenland hat gewählt und sich mit großer Mehrheit gegen die neuen Sparpläne entschieden. Eine bessere Grundvoraussetzung für eine spannende Gesprächsrunde am Abend bei Günther Jauch hätte es eigentlich nicht geben können. So leitete der Moderator mit den vielversprechenden Worten ein: "Dieser Wahlabend wird Europa verändern". Die geladenen Gästen hielten sich allerdings mit handfesten Zukunftsszenarien zurück – auch weil die Meinungen erneut deutlich auseinandergingen und einmal mehr gegenseitige Schuldzuweisungen auf dem Programm standen.

Der Syriza-Politiker Giorgos Chondros betonte in der Sendung den "sehr großen Akt der Demokratie" in einem finanziell arg gebeutelten Land. "Das Elend in Griechenland ist das Ergebnis der Sparpolitik der vergangenen fünf Jahre", so Chondros. Ein weiteres Sparpaket wäre nicht zu akzeptieren gewesen. Athen werde nun eine Lösung schaffen, allerdings müssen die "Hetzkampagnen" aufhören. Wie die Lösung der Politik aussehen könnte, ließ er offen. CDU-Politiker Ralph Brinkhaus hielt dagegen: "Wenn Ihre Regierung es geschafft hätte, die Steuern einzutreiben, wäre die Situation jetzt eine ganz andere."

Taz-Redakteurin Ulrike Herrmann hingegen fiel mit etwas konstruktiveren Beiträgen auf und versuchte die Diskussion auf die EZB zu lenken. "Die Frage ist, was macht die EZB?". Ihrer Meinung nach müsse sie die Notkredite anheben, damit die Banken in Griechenland wieder Geld zur Verfügung haben. "Wenn nicht, dann wird sie plötzlich zu einer politischen Institution, die den Grexit erzwingt", so Herrmann.

Politikberater und Journalist Michael Spreng hingegen lieferte sich einen kleines, aber ergebnisloses Scharmützel mit Giorgos Chondros und betitelte das Referendum der Tsipras-Regierung als einen "Ausdruck der Verantwortungslosigkeit“. Die Griechen hätten "die Verelendung gewählt". "Ein Volk hat auch das Recht, in Würde unterzugehen", so Spreng provozierend. Reaktionen hierauf blieben weitestgehend aus. Lediglich Brinkhaus gab zu bedenken, dass dies "kein Tag für Häme" sei.

Mit der jüngsten Griechenlandsendung, die zumindest mit ihrer Überlänge zu beeindruckend wusste, verabschiedet sich Günther Jauch in die Sommerpause. Auf den heimischen Fernsehbildschirmen wird er erst im September wieder mit neuem TV-Futter zu sehen sein.