Griechenland-Talk bei Günther Jauch: Gebrülle ohne Ergebnis

Am Sonntagabend lud Günther Jauch wieder zu einer tagespolitischen Diskussion ein: "Showdown im Schuldenstreit – was wird aus Griechenland?" Doch statt eines konstruktiven Gesprächs über die aktuelle Situation und die Zukunft Griechenlands war die jüngste Sendung nur eines: ein heilloses Durcheinander. Denn wenn die Gäste eines konnten, dann war es, sich 60 Minuten lang konsequent zu unterbrechen.

Ganz vorne mit dabei war der griechische Tsipras-Berater Theodoros Paraskevopoulos, der mit seinen Argumenten für Stirnrunzeln sorgte. So warf er den europäischen Ländern zu wenig Solidarität mit Griechenland vor. "Diesen Satz kann ich so nicht hinnehmen", protestierte Klaus Regling, Chef des Euro-Rettungsschirms. Schließlich unterstütze Europa seit Monaten das Land, um es vor dem Staatsbankrott zu bewahren. Doch wie bereits die gesamte Sendung über, redete Paraskevopoulos auch an dieser Stelle permanent dazwischen. Zu viel für Regling: "Ich weiß, Sie wissen alles besser, und den Griechen geht’s gut", weist er den Tsipras-Vertrauten zurecht.

Es war eine verwirrende Talkrunde bei Günther Jauch, da niemand den anderen Raum zum Reden gewähren wollte. Irgendwann grätschte auch noch Edmund Stoiber dazwischen, der sich den Raum zum Sprechen einfach aufgrund seiner Lautstärke nahm. "Das ist jetzt eine große Chance, insgesamt für Europa und für die Währung, für den Euro", so der Ehrenvorsitzende der CSU und forderte einen baldigen Grexit. Man diskutierte, man brüllte, man unterbrach sich – doch konstruktive Lösungsansätze gab es wie so oft keine.

Und ARD-Börsenexpertin Anja Kohl? Sie wollte sich offenbar nicht zwischen die bellenden Fronten der Herren begeben. Gegen Ende der Sendung wurde sie gefragt, wie sie derzeit in den Griechenland-Urlaub fahren würde: "Ich, Anja Kohl, würde eine Menge Bargeld mitnehmen." Dass die Kapitalverkehrskontrollen, die seit dem heutigen Montag in Griechenland gelten, Touristen nicht betreffen, konnte zum Zeitpunkt der Sendung von Günther Jauch noch niemand wissen.