"Hubert und Staller": Darum schreiben Tramitz und von Lüttichau ihr eigenes Drehbuch

Sie lösen jeden Fall auf ihre ganz eigene Art: Hubert (Christian Tramitz, l.) und Staller (Helmfried von Lüttichau, r.)

Ab 4. März ist der Mittwoch-Vorabend im Ersten wieder fest in der Hand von "Hubert und Staller" (18:50 Uhr), den eigenwilligen Ermittlern aus Wolfratshausen: Die erfolgreiche "Heiter bis tödlich"-Reihe zeigt die brandneue vierte Staffel, bevor im Anschluss die zweite und dritte Staffel wiederholt werden.

Aktuell dreht das Team um Hauptdarsteller Christian Tramitz (59) und Helmfried von Lüttichau (58) übrigens die fünfte Staffel. Die könnte teilweise sogar aus der Feder der beiden Hauptakteure stammen, denn wie die beiden der Nachrichtenagentur spot on news im Interview erzählten, haben sie sich einmal selbst an ein Drehbuch gesetzt, statt immer nur an den Autoren rumzumeckern.

Sie haben die beiden Hauptfiguren selbst entwickelt. Wieviel dürfen Sie bei den Figuren mitreden?

Christian Tramitz: Sehr viel. Das ist das Angenehme an der Serie.

Helmfried von Lüttichau: Wir haben kein Mitspracherecht, was die Fälle oder die anderen Rollen betrifft. Aber was unsere Figuren betrifft, dürfen wir sehr viel mitreden.

Tramitz: Das ist ein Privileg, das man sonst beim Drehen selten hat. Die Gefahr daran ist, dass man sich sehr daran gewöhnt. Wenn man etwas anderes dreht, fängt man plötzlich auch an, Texte zu ändern. Dann heißt es: "Tramitz, sind Sie verrückt geworden. Sie sagen jetzt, was da steht."

Bei "Hubert und Staller" wurde ihnen dieses Privileg sicher auch nicht geschenkt.

Tramitz: Wir waren einfach konsequent unfolgsam.

von Lüttichau: Natürlich gab es zunächst die Ansage, dass wir es so machen sollen, wie es im Buch steht. Aber wir haben es einfach nicht gemacht.

Tramitz: Ich bin auch ein bisschen stolz drauf, dass wir uns da gegen alle Widerstände durchgesetzt haben.

Wie haben Sie das geschafft?

von Lüttichau: Wir haben es "anpassen" genannt. Wir mussten den Text eben an den Dialekt oder den Drehort anpassen. Dann gab es manchmal Textstellen, die wir nicht sagen wollten, weil wir sie einfach nicht lustig fanden. Letztendlich hat uns der Erfolg Recht gegeben.

Tramitz: Das heißt jetzt nicht, dass unsere Vorschläge immer super sind. Wir handeln einfach aus dem Bauch heraus. Mittlerweile können wir gar nicht mehr anders.

von Lüttichau: Es geht auch nicht um gut oder schlecht, da wird es in Sachen Humor immer geteilte Meinungen geben. Wenn es von uns kommt, ist es zumindest glaubwürdig. Das ist etwas, was ich ganz oft von Leuten höre: dass die Serie glaubwürdig ist.

Bekommen Sie auch Rückmeldung von Polizisten?

Tramitz: Ja, und durchweg positiv.

von Lüttichau: Erst neulich ist ein halber Bus voll Polizisten mitten im Straßenverkehr aus dem Fahrzeug gesprungen, um mit mir ein Foto zu machen. Polizisten stehen total auf die Serie. Und haben auch behauptet, dass wir nicht so weit von der Realität entfernt sind, wie man denkt.

Tramitz: Komischerweise kommt bei den Polizisten, zumindest bei den bayerischen, unsere etwas schräge Herangehensweise besser an als so manche "Tatorte". Da scheinen wir einen Nerv getroffen zu haben.

Hatten Sie denn selbst schon "als Kunde" Erfahrungen mit der Polizei?

von Lüttichau: Eher nicht. Neulich bin ich mal zu schnell gefahren. Der Polizist wollte dann unbedingt mit der Einsatzkamera ein Foto mit mir machen, allerdings nicht wegen "Hubert und Staller", sondern der Wilderer-Sketche aus "Tramitz & Friends". Der hat sich total gefreut. Die Strafe musste ich trotzdem bezahlen.

Tramitz: Ich habe mit der Polizei bisher nur fantastische Erfahrungen gemacht, gerade auch weil ich in der Gegend wohne, in der wir drehen. Ich grüße schon reflexartig jedes Polizeiauto, weil die meisten die Serie kennen. Manche kennen mich auch nicht und sind dann ziemlich irritiert.

von Lüttichau: Ich finde auch wichtig, dass wir uns über die Polizei nicht lustig machen. Das würde schnell langweilig. Damit hält man keine fünf Staffeln lang durch.

Bei Hubert und Staller will es einfach nicht mit den Frauen klappen. Warum nicht?

Tramitz: Ich finde, so langsam sollte es mal klappen bei den beiden. Es hat schon zu oft nicht geklappt. Wir haben zwei große Wünsche an die Autoren. Das ist zum einen, dass Hubert mal etwas mit seiner Ex-Frau Anja Licht hätte, natürlich heimlich. Zum anderen sollte auch Staller mal irgendjemanden finden. Jemanden, von dem man es vielleicht gar nicht erwartet.

von Lüttichau: Darauf haben wir keinen Einfluss, werden aber nicht müde, uns diese Sachen zu wünschen.

Haben Sie dafür schon konkrete Ideen?

Tramitz: Wir schreiben gerade zum ersten Mal zusammen ein Drehbuch. Immer nur an den Autoren rumzumeckern war uns zu wenig. Vielleicht schreiben wir erstmal nicht unsere Namen darunter, falls wir vor der Redaktion komplett damit baden gehen. Aber wir wollten es einfach mal machen, weil wir glauben, wir wissen ein bisschen, wie es geht.

Damit Sie endlich ein Drehbuch haben, an dem Sie nichts ändern müssen?

von Lüttichau: Wir ändern es wahrscheinlich noch hundertmal. Wenn wir das Buch selbst schlecht finden, lassen wir es vielleicht auch wieder unter den Tisch fallen.

Tramitz: Da sind wir konsequent. Wenn wir bei anderen ändern, ändern wir natürlich die Texte bei uns selber auch. Bei "Hubert und Staller" funktionieren geschriebene Gags ohnehin weniger als situativer Humor.

Wie lange wollen Sie denn die Serie noch machen?

von Lüttichau: Solange es Spaß macht, müssen wir nicht aufhören.

Tramitz: Und im Moment macht es wirklich noch wahnsinnigen Spaß.

von Lüttichau: Glücklicherweise können wir die Serie gar keine 20 Jahre lang machen. Schon aus biologischen Gründen. Wir schmeißen ohnehin pro Staffel mindestens zwei oder drei Mal komplett hin und sagen: Jetzt reicht's.

Welches Ende würden Sie sich denn für die beiden wünschen? Fahren die beiden am Schluss zusammen in den Sonnenuntergang?

Tramitz: Ich würde es dramatischer machen. Ich würde einen von beiden sterben lassen, und der andere steht dann am Grab. Wer von uns beiden stirbt, müssen wir noch festlegen. Aber ich will auf jeden Fall dieses Grabbild.

Herr von Lüttichau, Sie haben früher sehr viel Theater gespielt. Wird es irgendwann eine Rückkehr auf die Bühne geben?

von Lüttichau: Die Frage habe ich mir auch schon oft gestellt, aber bisher nicht beantworten können.

Warum haben Sie komplett damit aufgehört?

Tramitz: Weil er sich nur gestritten hat mit den Regisseuren. Der war todunglücklich.

von Lüttichau: Das stimmt. Ich war nie glücklich am Theater. Es war nie so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe mich ganz viel gestritten. Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre ich als frustrierter, alter Schauspieler geendet, der in der Kantine sitzt und schimpft. Es gibt am Theater sehr viele unglückliche Menschen, die sehr lange dabei bleiben, und so wollte ich nicht enden. Deswegen habe ich ganz bewusst und konsequent aufgehört.

Herr Tramitz, wird es bei Ihnen irgendwann wieder eine Zusammenarbeit mit Michael "Bully" Herbig geben?

Tramitz: Keine Ahnung. Ab und zu sehen wir uns oder telefonieren miteinander, genauso bei Rick Kavanian. Wir haben beschlossen, dass es einen zweiten Teil von "Der Schuh des Manitou" erst geben wird, wenn wir definitiv nicht mehr aufs Pferd müssen und so alt sind, dass uns das keiner mehr abnimmt.

Und andere Projekte?

Tramitz: Ehrlich gesagt haben Bully und ich uns in Sachen Humor ein bisschen auseinander entwickelt. Ihn interessieren heute ganz andere Sachen als mich. Jetzt mit Gewalt eine Zusammenarbeit zu suchen, wäre der falsche Weg. Das heißt nicht, dass es nie mehr passieren wird. Vielleicht werden die alten Deppen eines Tages noch einmal zusammengewürfelt.