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Maybrit Illner Talk zu Germanwings-Absturz: War doch alles anders?

Maybrit Illner Talk zu Germanwings-Absturz: War doch alles anders?

Der Nachrichtenflut zum Germanwings-Absturz folgte gestern Abend eine Sonder-Talksendung mit Maybrit Illner. Unter dem Titel "Absturz in den Alpen - Die Katastrophe und die Folgen" diskutierten die Gäste unter anderem über die möglichen Ursachen für das Flugzeugunglück – und äußerten dabei teils überraschende Vermutungen. Kaum einer der Anwesenden schlug den gleichen Tenor an, wie die Medien es am Tag getan hatten. Stattdessen standen jede Menge Zweifel auf der Tagesordnung. War wirklich Co-Pilot Andreas L. dafür verantwortlich, dass am Tag des Unglücks 150 Menschen starben?

"Es fehlen noch viele Puzzleteile zur Aufklärung", stellte Markus Wahl von der Pilotenvereinigung Cockpit klar. "War es wirklich das Drama, von dem alle ausgehen, oder warten wir, bis das Bild komplett ist?" Es kämen schließlich auch ganz andere Erklärungen infrage. In diesem Zusammenhang übten die Gäste von Maybrit Illner auch Kritik an der Kommunikation der französischen Ermittlungsbehörden. Im Fokus standen dabei vor allem die Äußerungen von Staatsanwalt Brice Robin.

"Wenn ein Staatsanwalt etwas behauptet, dann heißt es noch lange nicht, dass es definitiv so ist", erklärte der ehemalige Verkehrsminister Peter Ramsauer. Noch härter ging Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth mit Robin ins Gericht. Die Untersuchungen des Germanwings-Absturzes könnten noch gar nicht so weit sein, dass man schon konkrete Schlüsse auf die Unfallursache ziehen könnte. "Wenn es so klar wäre, wie alle jetzt behaupten, bräuchten wir diese Box nicht mehr", erklärte er. Es sei voreilig, schon jetzt von Suizid zu sprechen.

Für Spaeth wirke es außerdem, als sei man auch bei Germanwings erleichtert, der Öffentlichkeit endlich einen Grund für den Absturz nennen zu können – und der Journalist ging noch einen Schritt weiter: "Es gab früher Fälle, in denen Staatsanwaltschaften möglichst Schaden von Airbus fernhalten wollten." Ob das auch bei der jüngsten Flugzeugkatastrophe der Fall gewesen sein könnte, stellte er nach seiner Äußerung sofort wieder in Frage. Zu weit wollte er sich dann doch nicht aus dem Fenster lehnen.

Auch über die ersten Konsequenzen, die aus der Germanwings-Katastrophe gezogen wurden, wurde bei Maybrit Illner diskutiert. Das spontan neu eingeführte Vier-Augen-Prinzip im Cockpit, das einige Airlines schon kurz nach den ersten Berichten rund um die mögliche Schuld von Co-Pilot Andreas L. eingeführt hatten, wird nicht von allen als sinnvoll erachtet. Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, warnte: "In der Sicherheit im Luftverkehr sind Schnellschüsse das Schlimmste, was man machen kann." Es müsse genauestens geprüft werden, ob wirklich generell vorgeschrieben werden sollte, dass sich zu jeder Zeit zwei Menschen im Cockpit aufhalten müssen.